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Region Rheintal
07.11.2024
07.11.2024 17:22 Uhr

Dubiose Solar-Firmen aus dem Rheintal – was steckt dahinter?

Solaranlagen sind im Trend – das spüren auch dubiose Firmen
Solaranlagen sind im Trend – das spüren auch dubiose Firmen Bild: Stadt Illnau-Effretikon
Das Thema Solar ist im Rheintal längst zum Alltag geworden. In unserer Region schiessen Solarfirmen aus dem Boden wie Pilze. Doch nicht alle haben einen guten Ruf. Was ist da los?

In den letzten Jahren hat der Solarboom im Rheintal und im Kanton generell spürbar an Wachstum gewonnen. Das merkt man schnell, wenn man sich als Bauherr im Internet schlau macht und nach der richtigen Firma für das eigene Projekt sucht. Unter den zahlreichen Firmen befinden sich jedoch vereinzelt solche, die negative Schlagzeilen machen, weil ihnen verschiedenste Straftatbestände unterstellt werden.

Dieses Medium berichtete vor Kurzem beispielsweise über die «Viva Solar AG» und dass deren Mitarbeiter der Firma unter anderem Lohnbschiss und riesige Schulden vorwerfen. 2023 kam eine Enthüllung rund um die angebliche Kunden-Abzocke der Oberrieter «Clean Energy Industries» ans Licht und auch die Firma «Mons Solar» stand 2022 schon am «Kassensturz-Pranger»

Ein bekanntes Problem

Das «Tagblatt» hat bei der Staatsanwaltschaft nachgefragt, warum es ausgerechnet bei uns im Rheintal eine derartige Häufung von Solarfirmen gebe, die mit solchen Vorwürfen Bekanntheit erlangen. Mangels Beweisen kann die Staatsanwaltschaft diese Frage aber nicht beantworten. Was aber bestätigt werden kann: Es gibt im Zusammenhang mit Clean Energy Industries ein Strafverfahren wegen Vermögensdelikten.

Solarfirmen beschäftigen die Politik aber schon länger, wie ein Blick auf eine einfache Anfrage der SVPlerin Carmen Bruss aus Diepoldsau zeigt. 2022 schrieb sie: «Leider schleichen sich bei der Erhitzung des Marktes auch unseriöse Machenschaften von Unternehmen ein. Schlussendlich werden dadurch unsere Ämter zusätzlich mit Bürokratie versorgt, da nicht selten solche Geschäfte auch auf Betreibungsämtern, Schlichtungsstellen, etc. landen.» Sie konfrontierte den Kanton daher unter anderem mit der Frage, ob die Regierung nur mit seriösen Firmen arbeite und ob Offerten und Auftragsabwicklungen auch unter die Kontrolle der zuständigen Behörden fallen.

Der Kanton antwortete wie folgt: «Die ausführenden Unternehmen sind Vertragspartner der Auftraggeber. In der Folge haben weder der Staat und noch die Energieagentur eine Handhabe für Sanktionierungen.» Die jeweilige Bauherrschaft würden den konkreten Auftrag, beispielsweise für eine energetische Erneuerung, nach Privatrecht vergeben. Erteilung und Abwicklung des Auftrages würden bei der Bauherrschaft liegen. «Den Bauwilligen wird grundsätzlich empfohlen, vor der Auftragsvergabe Referenzen zu den Unternehmen einzuholen, beispielsweise in der Nachbarschaft, und mehr als nur eine Offerte anzufordern.»

Imageverlust betrifft gesamte Branche

Auf Anfrage des Tagblatts führt der Kanton weiter aus: «Förderbeiträge per se bieten keine Anreize für einen Betrug. Sie zielen vorwiegend auf Privatpersonen ab, also Hauseigentümer.» Bei kleinen Anlagen komme die Einmalvergütung zum Zug. Das Gesuch sei erst nach einer Inbetriebnahme einzureichen. Eine Möglichkeit, Fördergelder zu veruntreuen, gebe es hier daher nicht.

Doch der Kanton verschliesst  die Augen gegenüber den sich häufenden Meldungen in den Zeitungen nicht. Zwar handle es sich dabei um Einzelfälle und der finanzielle Schaden sei gemessen an den Kosten aller im Kanton installierten Anlagen gering. Jedoch sei damit auch ein Vertrauensverlust bei Betroffenen und Interessierten spürbar, der die Solarbranche als Ganzes treffe. Daher steht die Möglichkeit im Raum, dass Eigentümer daher auf den Bau einer Photovoltaikanlage verzichten.

«Die Solarprofis»

Wie eine Erhebung des Solaranbieters Otovo zeigt, steht unser Kanton schweizweit an der Spitze, wenn es um die Produktion von Solarstrom geht. Wie eine Umfrage des Dachverbands Swissolar zeigt, lassen viele Firmen Anfragen für Offerten unbeantwortet, was wiederum viele neue Unternehmen dazu bewegt, in die Branche einzusteigen, auch wenn sie die entsprechende Erfahrung noch gar nicht haben.

Um die Bürger von rechtschaffenen und erfahrenen Anbietern zu überzeugen, veranstaltete die Energieagentur Aktionen, bei welchen Eigentümer Solaranlagen schlüsselfertig kaufen konnten. Die Angebote stammen jeweils aus der Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen. Und auch Swissolar gibt Tipps. So soll bei der Auswahl von Firmen auf das Label «Die Solarprofis» geachtet werden. Das Label wird vom Verband vergeben und hat den Nutzen, dass sich seriöse Anbieter abheben und damit auch den Bauherren die Wahl erleichtern.

Fabian Alexander Meyer