Seit anderthalb Jahren erarbeitet ein gemischtes Team aus Fachleuten der Stadt und Experten aus Verkehr, Infrastruktur und Kommunikation die Grundlagen für den vertieften Variantenvergleich der Ostumfahrung («us umi») und der Unterführung Grüntal («un dori»). Die Arbeiten dazu konnten weitgehend abgeschlossen und ausgewertet werden.
Die Stadt informierte über die Ergebnisse an der letzten Begleitgruppensitzung vergangene Woche. Die Begleitgruppe besteht aus Vertretern verschiedener Interessengruppen, Vereinen, Rhoden, Institutionen und dem Stadtrat. Ebenso orientierte sie davor die Anwohner der Unterführung Grüntal zu dessen aktuellem Projektstand.
Die Infrastrukturprojekte im Detail
Im Fokus standen die beiden Infrastrukturprojekte. Die Linienführung und Anschlüsse der Ostumfahrung wurden durch die zahlreichen Ansätze aus der Mitwirkung optimiert und finalisiert.
Auch wurden die Pläne des Bauwerks Unterführung Grüntal durch die letzten Arbeiten detailliert ausgearbeitet. Aufgrund des laufenden Bahnbetriebs, des herausfordernden Bodens sowie des hohen Grundwasserspiegels gehen Experten von einem Bau in Etappen während dreier Jahre aus.
Die verkehrlichen Wirkungen der Projekte
Ebenso werteten Experten die verkehrliche Wirkungen der beiden Projekte aus, einschliesslich der Staus beim Bahnübergang Grüntal und den Wartezeiten an den Knoten im Zentrum – bei Berücksichtigung des prognostizierten Verkehrswachstums und der zwei zusätzlichen verkehrenden IR-Züge pro Stunde.
Während die Unterführung Grüntal die Staus am Bahnübergang eliminiert, ist mit verlängerten Wartezeiten an zentralen Kreuzungen im Städtli zu rechnen. Im Gegenzug entlastet die Ostumfahrung die Knoten durch den geringeren innerstädtischen Verkehr, kann aber insbesondere die kurzen Staus beim Bahnübergang nur minimal verringern. Die längeren Staus können hingegen im Vergleich zu heute reduziert werden.
Der direkte Vergleich der Projekte
Damit die Projekte vergleichbar sind, berechneten Experten die Kosten auf gleicher Grundlage. Der Bau der Ostumfahrung kostet gut 40,4 Millionen Franken, die Unterführung Grüntal wird mit knapp 58,2 Millionen veranschlagt. Dabei besteht für die Ostumfahrung eine gute Chance, dass der Bund den Bau im Rahmen des Agglomerationsprogramms mit rund 30 Prozent der beitragsberechtigten Kosten subventioniert.
Eine Mitfinanzierung der Unterführung Grüntal bewertete der Verein Agglomeration Rheintal nach erfolgter Kosten-Nutzen-Beurteilung als unwahrscheinlich. Hingegen unterstützt die SBB den Bau der Unterführung mit bis zu zwei Millionen. Somit ergeben sich für die Stadt Altstätten nach Abzug voraussichtlicher Beiträge folgende Kosten: Ostumfahrung rund 28,3 Millionen und Unterführung Grüntal rund 56,2 Millionen.
Ostumfahrung erfüllt Verkehrs- und Siedlungsziele besser
Im Weiteren stellten Experten die Projekte Kriterien aus Verkehr, Siedlung und Umwelt gegenüber – abgeleitet aus den Zielen des Agglomerationsprogramms und dem städtischen Masterplan «Frei | Raum». Die Ostumfahrung erfüllt die Verkehrs- und Siedlungsziele besser als die Unterführung Grüntal.
Hauptgrund hierfür ist die grossflächige Verkehrsentlastung im Siedlungsgebiet, wo hingegen die Unterführung Grüntal die innerstädtischen Strassen und Knoten tendenziell mehr belastet. Einzig bezüglich des Ressourcenverbrauchs schneidet die Unterführung Grüntal besser ab; hier erfolgt der Bau grössenteils auf bereits versiegelten Flächen, während die Ostumfahrung Kulturland beansprucht.
Die Begleitgruppe ist geteilter Meinung
Die Mitglieder der Begleitgruppe begutachteten die Pläne der beiden Projekte eingehend und diskutierten die entsprechenden Vor- und Nachteile. Bei der Schlussabstimmung zeigte sich ein geteiltes Bild.
Von den 29 Personen befürworteten gar nur noch 13 die weitere Planung einer der beiden Infrastrukturprojekte; und im Falle, dass sich die Mehrheit für die weitere Planung ausspricht, wählten 15 Personen die Variante Ostumfahrung und 14 stimmten für die Variante Unterführung Grüntal.
Die Stadt lädt zum öffentlichen Informationsanlass
Die Stadt informiert detailliert über die beiden Infrastrukturprojekte am öffentlichen Anlass am Dienstag, 21. Mai 2024 im Sonnensaal in Altstätten. Hierzu erhalten alle Einwohnerinnen und Einwohner Mitte Mai eine Einladung zugestellt. Am 9. Juni stimmen die Stimmbürger im Grundsatz über die zukünftige Verkehrslösung an der Urne ab.
Sollte die Bürgerschaft hierbei der weiteren Planung einer der beiden Infrastrukturprojekte zustimmen, ist geplant, dass die Stadt den Kreditantrag für die Projektierung der gewählten Variante an der Budgetversammlung im November 2024 stellt.