Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Kanton
18.09.2023
19.09.2023 14:15 Uhr

«In der Politik geht oft der Mensch vergessen»

Guido Etterlin bewirbt sich als Regierungsrat und will auch in den Nationalrat
Guido Etterlin bewirbt sich als Regierungsrat und will auch in den Nationalrat Bild: Ulrike Huber
Der Rorschacher Guido Etterlin (56) bewirbt sich am 25. Oktober um zwei Ämter. Zum einen kandidiert er auf der Liste der SP als Nationalrat, zum anderen strebt er die Nachfolge von Fredy Fässler als Regierungsrat an.

Der Stadtrat und Schulratspräsident von Rorschach Guido Etterlin strebt nach höheren politischen Weihen. Der Kantonsrat, Betriebsökonom und patentierte Rechtsagent, der seit 2021 auch als Vizestadtpräsident von Rorschach amtet, hat seinen Handschuh in der Frage der Nachfolge nach dem ausscheidenden Regierungsrat Fredy Fässler in den Ring geworfen. Und kandidiert auf der Liste der SP auch für den Nationalrat.

Rheintal24 hat mit Guido Etterlin gesprochen. Was sind seine Ziele, was treibt ihn an, was würde er als Regierungsrat erreichen wollen? Was befähigt ihn für das Amt eines Regierungsrates des Kantons St.Gallen?

Rheintal24: Nach 17 Jahren als Schulratspräsident und nahezu zwei Jahren als Vize-Stadtpräsident von Rorschach wollen Sie sich als St.Galler Regierungsrat neu positionieren. Was treibt Sie an?

Guido Etterlin: «Regierungsämter neu besetzen: eine solche Chance ergibt sich nicht alle Jahre. Sie kennen das vermutlich, dann müssen auch noch viele weitere Konstellationen stimmen, dass eine Kandidatur überhaupt Sinn macht. Mit dem Rücktritt von Fredy Fässler als SP-Regierungsrat habe ich den Eindruck, dass so eine echte Chance gegeben ist. Für mich und für meinen Wahlkreis. Es ist schon länger her, dass der Wahlkreis Rorschach in der St. Galler Regierung vertreten war.»

Rheintal24: Welches Departement wäre Ihr Wunschdepartement? Das Bildungsdepartement?

Guido Etterlin: «Darauf werde ich oft angesprochen. Ich meine tatsächlich, dass ich mir durch mein langjähriges Wirken im Bildungswesen Anerkennung erarbeitet habe. Von meinem persönlichen Profil her bin als Betriebsökonom FH und als patentierter Rechtsagent sehr breit aufgestellt. Ein neu gewählter Regierungsrat kann bei der Departementsvergabe als letzter wählen.»

Rheintal24: Was für Spuren wollen Sie im Kanton hinterlassen, sollten Sie Regierungsrat werden?

Guido Etterlin: «Ich stelle fest, dass es einen grösseren Graben gibt zwischen Regierung und Parlament. Das kommt immer zum Ausdruck, wenn das Parlament Geschäfte der Regierung verschärft oder gegen deren Willen in Auftrag gibt. Ich möchte und ich kann dazu beitragen, blockierte Geschäfte einer Lösung näher zu bringen und ich trete an als Mensch aus der Stadt, der gut vernetzt ist mit den ländlichen Gebieten.»

Rheintal24: Was sind Ihre politischen Ziele für den Kanton sowie ihre engere Heimat Rorschach?

Guido Etterlin: «Im Kanton St. Gallen leben 510‘000 Menschen. In der Politik geht vor lauter Diskussionen über Effizenzsteigerungen, Stärkung der Steuerressourcen, Steuersenkungen, Nullrunden bei den Löhnen, Verbot von Tempo30 auf Kantonsstrassen oft der Mensch vergessen. Das ist mein Fokus. Dafür habe ich mich immer eingesetzt und dafür werde ich mich in der Regierung stark machen. In finanzpolitischer Hinsicht müssen wir einen Weg finden, wie wir den zunehmenden Stadt/Land-Graben kleiner kriegen.»

Rheintal24: Wie stehen aus Ihrer Sicht die Chancen, von Ihrer Partei als Regierungsrat nominiert zu werden. Es sollen sich ja zwei weitere respektable Mitbewerber aus der SP gute Chancen ausrechnen?

Guido Etterlin: «Das wird die Parteibasis am 25. Oktober 2023 entscheiden. Der oder die Beste wird obsiegen.»

Rheintal24: Im Kanton St.Gallen schwelt seit Jahren eine Auseinandersetzung um die Löhne und die Entwicklung des Personals. Sie sind ein erklärter Gegner des „Trickle-down-Prinzips“. Wie liesse sich das beim Personal umsetzen?

Guido Etterlin: «Das Trickle-Down-Prinzip ist ja die Mär, dass wenn es den Reichen gut gehe, dass es automatisch den anderen dann auch gut gehe. Es wäre ja zu schön um wahr zu sein. Die gering Verdienenden und auch der Mittelstand ächzen unter den zunehmenden Lasten in Sachen Miete, Krankenkasse, Energiepreise, Essen. Wir brauchen Antworten darauf und keine weiteren Vertröstungen, dass dann in 10 Jahren die Prämienverbilligungen angehoben werden könnten. So ist es auch beim Personal: Wir müssen die unteren Einkommen in dieser Phase der Teuerung anheben. Wer 100 % arbeitet, hat ein Recht darauf, dass er davon leben kann.»

Rheintal24: Was wollen Sie als möglicher zuständiger Regierungsrat bei der Bildungspolitik des Kantons ändern?

Guido Etterlin: «Ich würde nichts ändern sondern deblockieren. Im Volksschulwesen steht die Totalrevision des Volksschulgesetzes an mit klaren Chancen für die Zukunft, bei den Berufsfachschulen und Mittelschulen laufen Veränderungsprojekte die stocken und ebenso auf der Hochschulstufe gibt es viel zu tun. In der Universität braucht es mit dem neuen Uni-Gesetz einen Neuanfang, die Fusion der Fachhochschulen ist in Arbeit, da sind wir im Rückstand, und die pädagogische Hochschule muss einen Weg finden, wie sie mehr Studierende gewinnen kann.»

Rheintal24: Haben Sie auch ein Leben neben dem Beruf und der Politik? Hobbys? Familie?

Guido Etterlin: «Ich lege Wert auf eine Trennung zwischen Politik und Privat. Ich bin verheiratet und wir haben eine Tochter. Wenn ich denn Zeit habe, bin ich Theaterdirektor im Laientheater Sinnflut in Rorschach. Unsere Spezialität ist es seit zwanzig Jahren, dass wir uns für jede Inszenierung ein passendes Theater bauen; letztmals in der Möbelabteilung der Brockenstube Rorschach.»

 

Zur Person

Guido Etterlin ist 56 Jahre alt, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Der Betriebsökonom war Gemeinderatsschreiber in Goldach und Unternehmensberater, bevor er 2006 Schulratspräsident der Stadt Rorschach wurde. 2016 wurde er in den St.Galler Kantonsrat gewählt, dort ist er Mitglied der Finanzkommission. Weitere Infos finden Sie auf der Homepage www.guido-etterlin.ch.

rheintal24/gmh/uh