Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Rüthi
09.09.2023
09.09.2023 20:08 Uhr

Rosse, kopflose Reiter und ein Riesenerfolg

Das gesamte Ensemble der Freilichtbühne Rüthi lief zu Höchstform auf
Das gesamte Ensemble der Freilichtbühne Rüthi lief zu Höchstform auf Bild: Ulrike Huber
Eine glänzende Premiere vor prominentem Publikum konnte die Freilichtbühne Rüthi am Freitagabend mit ihrem Spektakel-Schauspiel «Der kopflose Reiter» feiern.

Es war ein Theaterereignis der Sonderklasse, das die Freilichtbühne Rüthi bei der Premiere und Uraufführung ihres Stücks «Der kopflose Reiter» am Freitagabend ablieferte. Sonderklasse das imposante Bühnenbild, das von drei eigens erstellten Häusern dominiert wurde. Sonderklasse die Publikums-Infrastruktur mit Verpflegungszelt, Bars und liebevoll dekoriertem Empfangsbereich. Sonderklasse die ausgezeichnete Leistung der Laiendarsteller, die sich selbst übertrafen. Und Sonderklasse natürlich auch der Besuch, denn die temporäre Tribüne war mit 603 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt.

603 Besucher füllten die Zuschauertribüne bis auf den letzten Platz Bild: Ulrike Huber

Ein schauriges Drama

«Der kopflose Reiter» wurde angelehnt an die amerikanische Legende «Sleepy Hollow»von der künstlerischen Leiterin und Regisseurin des Stücks Simona Specker gemeinsam mit Michael Rechsteiner extra für die Freilichtaufführung in Rüthi geschrieben. Ein schauriges, aber mit humorvollen Einlagen gespicktes Drama, das in einem Rheintaler Dorf im Jahre 1864, dem Jahr der Einführung der Schulpflicht spielt.

  • Pfarrer Pirmin Flütsch (Werner Heeb) mit Lehrer David Wikart (Kevin Oeler) und Lehrassistenin Sofie Kühnis (Sabine Kluser) Bild: Ulrike Huber
    1 / 3
  • Das Dorf trifft sich beim Erntedankfest Bild: Ulrike Huber
    2 / 3
  • Bild: Ulrike Huber
    3 / 3

Ein neuer, bestens motivierter Lehrer kommt in Person von David Wikart ins Dorf. Und wird von Teilen der Bevölkerung, die Innovationen unfreundlich gegenübersteht, abgelehnt. Zur gleichen Zeit geschehen mysteriöse Mordfälle. Ein unbekannter kopfloser Reiter enthauptet zunächst scheinbar wahllos Dorfbewohner. Und seine Spur verläuft ins Nichts.

Die Kinder beim ersten Unterricht mit Lehrer Wikart Bild: Ulrike Huber
  • Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
    1 / 3
  • Bild: Ulrike Huber
    2 / 3
  • Bild: Ulrike Huber
    3 / 3

Logische Schlussfolgerungen

Lehrer Wikart versucht, der Sache mit logischen Schlussfolgerungen auf den Grund zu gehen. Wer ist dieser kopflose Unhold, der scheinbar ohne Plan und Ziel meuchelt? Letztlich führen seine Nachforschungen zur Lösung dieses Rätsels. Doch mehr sei nicht verraten. Denn schliesslich stehen ab heute, Samstag, noch weitere vierzehn Vorstellungen auf dem Programm. Deren Besuch dringend zu empfehlen ist. Ebenso dringend zu empfehlen ist ein baldiger Ticketkauf, denn bereits vier dieser Theaterevents sind ausverkauft.

Video: Ulrike Huber

Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber

Eindrücklich und grossartig war das Bühnenbild. Was das Bauteam der Freilichtbühne Rüthi da auf den Platz gezaubert hat, muss keinen Vergleich scheuen. Ein kleines Dorf ist auf der freien Spielfläche entstanden. Mit Häusern, deren Fassaden nach oben aufgezogen wurden, um dem Geschehnissen in der Dorfwirtschaft oder der Schule beiwohnen zu können. Mit einer pittoresken am Hang stehenden Kirche und mit einer Hintergrundlandschaft, die perfekt in das Spiel miteinbezogen wurde.

Video: Ulrike Huber

  • Der kopflose Reiter in mystischer Erscheinung auf dem Kirchenhügel Bild: Ulrike Huber
    1 / 3
  • Lehrer Wikart und Lehrassistin Kühnis Bild: Ulrike Huber
    2 / 3
  • Buntes Treiben auf dem Dorfplatz Bild: Ulrike Huber
    3 / 3

Grausliche Enthauptungen

Wie etwa bei den Schlüsselszenen, den grauslichen Enthauptungen durch den kopflosen Reiter. Der sich jeweils als mystische Silhouette im Nebel zwischen den Bäumen auf dem Hügel hinter dem eigentlichen Spielort ankündigte. Oder bei den wilden Jagden der Kavallerie, die immer wieder den Steilhang, der zwischen Dorfgasthaus und Schule beginnt, hinaufjagten. Phantastische Bilder, die sich dem Zuschauer einprägen.

Der fahrende Krämer Semmarin der Grenzenlose (Wisi Ruch) beutet die arglosen Dorfbewohner mit einer Wundersalbe, die Schutz vor Enthauptungen bieten soll, aus Bild: Ulrike Huber
  • Ein weiteres Opfer des kopflosen Reiters... Bild: Ulrike Huber
    1 / 3
  • Gemeindeammann Emil Hercules Gunstensperger (Peter Kretz) verhängt eine Ausgangssperre Bild: Ulrike Huber
    2 / 3
  • Semmarin Der Grenzenlose mit seinem Gehilfen Schlepp (Sebastian Krause) Bild: Ulrike Huber
    3 / 3

Überhaupt spielte die Reiterei, schon ein Markenzeichen der früheren Aufführungen der Freilichtbühne Rüthi, wieder eine Hauptrolle. Über zwanzig Pferde und ihre Reiter wirkten mit, donnerten immer wieder spektakulär durch die Szenerie oder zogen alte Fuhrwerke an den von Regisseurin Simona Specker virtuos dirigierten grossen Menschenmengen vorbei. Wie gut die Kavallerie in das Bühnengeschehen eingebunden war, zeigte sich auch beim Reitturnier, bei dem die Pferdedirigenten mit ihren Lanzen Ringe und Äpfel im vollen Karacho durchbohrten. Einfach spektakulär!

Gutsbesitzerin Magali Signer (Alexandra Gächter) Bild: Ulrike Huber
  • Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
    1 / 3
  • Bild: Ulrike Huber
    2 / 3
  • Bild: Ulrike Huber
    3 / 3

Laienhandwerk kaum angemerkt

Eindrücklich und grossartig auch die Leistung der Laiendarsteller, denen man das Laienhandwerk kaum anmerkt. So gab Kevin Oeler einen perfekt glaubwürdigen Lehrer David Wikart, Philip Greiser einen zornigen und allen Neuerungen zutiefst abgeneigten Zimmermann Adam Brunner. Phantastisch auch die Darstellung der zart-forschen jungen Gutsbesitzerin Magali Signer, die mit dem neuen Lehrer anbändeln will, durch Alexandra Gächter. Hervorstechend die Performance von Peter Kretz, die mit tragender, tiefer Politikerstimme und glaubwürdiger Statur den Gemeindeammann Emil Hercules Gunstensperger verkörperte.

Video: Ulrike Huber

  • Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
    1 / 3
  • Bild: Ulrike Huber
    2 / 3
  • Das Dorfwirtepaar Xaver und Annemarie Dux (Stefan Benz und Ulla Thomsen) Bild: Ulrike Huber
    3 / 3

Wobei darauf zu verweisen ist, dass die wichtigsten Rollen alle zweifach besetzt sind, wobei sich die im aufgrund seiner schönen Gestaltung und des informativen Inhalts sehr zu empfehlenden Programmheft aufgeführten Besetzungen «Kopf» und «Krage» bei den Aufführungen abwechseln werden.

Gutsbesitzerin Magali Signer (Alexandra Gächter) Bild: Ulrike Huber
  • Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
    1 / 4
  • Das Ensemble nimmt den langanhaltenden Applaus des Publikums entgegen Bild: Ulrike Huber
    2 / 4
  • Bild: Ulrike Huber
    3 / 4
  • Ein Applaus, der natürlich auch allen, die hinter den Kulissen tätig waren, gegolten hat Bild: Ulrike Huber
    4 / 4

Ausstattung, Kostüm und Maske

Nicht zu vergessen die Leistungen all jener, die im Hintergrund werken. Denn Austattung, Kostüm und Maske waren eine Klasse für sich. Wie auch die Spezialeffekte und die Tontechnik. Derart glaubwürdig ein Haus abbrennen und rauchen zu lassen, ohne wirklich mit Feuer zu hantieren, das hat Seltenheitswert.

Die Darsteller mit Regisseurin Simona Specker Bild: Ulrike Huber

Die gesamte Vorstellung wurde in der Art eines Filmsoundtracks mit eigens komponierter Musik live begleitet. Von den Musikern Andi Louis, Paul Udo Winter und Tiina Tomson, die einen genialen Soundteppich strickten und so beim Publikum niemals Langeweile aufkommen liessen, auch wenn sich auf der Bühne gerade einmal nichts tat. Was äusserst selten passierte.  

Eine ob des Erfolgs sichtlich erleichterte Autorin, künstlerische Leiterin und Regisseurin Simona Specker Bild: Ulrike Huber

Die Zuschauer dankten den etwa einhundert Mitwirkenden ihre stupende Leistung mit donnerndem, anhaltenden Applaus. Dieser Premierenbesuch war für alle ein grosses Vergnügen.

rheintal24/gmh/uh
Demnächst