Alte Bestände meist in Sammlerhänden
Wie bei allen Raritäten steigt auch beim Whisky der Wert mit dem Alter. Die Crux dabei: es ist sehr schwierig, noch alte Bestände zu finden, da diese meist schon in Sammlerhänden sind. Allerdings gibt es alte Brennereien, die schon vor Jahrzehnten geschlossen wurden, deren Lagerbestände aber immer noch in limitierten Abfülllungen verkauft werden. Wie von der Marke Port Ellen. Diese auf der Insel Islay gelegene Distillerie wurde 1983 geschlossen. Solche Abfüllungen der „lost destilleries“ sind preislich schon hoch angesiedelt, stellen aber noch „eine gute Wertaufbewahrung für freie Liquidität dar, wie sich Experte Oliver Bertsch sicher zeigt.
Der teuerste Whisky aus dem Flughafen
Der höchste Preis, der nach unserem Wissen bisher für Whisky bezahlt wurde, sind jene 1,2 Mio. Dollar, die ein anonymer Sammler am Flughafen Dubai für zwei Flaschen ausgegeben hat. Allerdings war der Verkäufer der weltweit tätige Spirituosenhändler Le Clos. Und bei den beiden Flaschen handelte es sich um den 1986 abgefüllten Single Malt von Macallan von 1926. Von dem in einem Sherry-Eichenfass gereiften Whisky wurden nur vierzig Flaschen hergestellt. Die weitere Besonderheit: das Etikett dieser Bottles wurde von den Pop-Art-Künstlern Valerio Adami und Sir Peter Blake gestaltet.
Whisky aus der Antarktis
Am wichtigsten für die Wertsteigerung ist ja eine „gute Geschichte“. Wie jene der erst im Jahre 2007 wieder aufgefundenen zwei Kisten Whisky von Mackinlay, die der Polarforscher Ernest Shackleton 1909 anlässslich seiner „Nimrod-Expedition“ in der Antarktis zurücklassen musste, als die Basisstation aufgegeben wurde. Die gefundenen Flaschen wanderten zwar ins Museum, es wurden aber Proben genommen und auf dieser Basis von Mackinlay eine limitierte Abfüllung kreiert. „Ein sicheres Geschäft mit sicherer Preissteigerung“, so Bertsch. Wie auch die Story des Whiskys „Snow Phoenix“ von Glenfiddich, ansonsten ja eher eine durchschnittliche Brennerei. Diese Fässer wurden nach längerer Zeit in der Kälte des Winters aus einem eingestürzten Lagerhaus geborgen. Diese Geschichte steigerte den Preis der Flaschen dann von ursprünglich 70 auf inzwischen über 800 Franken.
Limitierte Abfüllungen und Sonderausgaben
Es gibt auch günstigere Abfüllungen, die sich rentieren können. Limitierte Abfüllungen zu besonderen Anlässen wie der Pensionierung eines langjährigen Blendmasters. Oder sonstige Sonderausgaben, etwa zu besonderen Jubiläen. Von diesen Flaschen werden von den Brennereien nur kleine Serien herausgegeben, so dass sie weltweit rasch verkauft sind. So konnten etwa Sonderabfülllungen der bekannten Brennerei Glenmorangie um etwa 100 Franken erworben werden und ihren Preis nach zwei Jahren um 20 bis 30 Prozent steigern.
Erstabfüllungen neuer Brennereien
Mit schönen Preissteigerungen kann auch bei Erstabfüllungen neuer Distillerien gerechnet werden. Neue Brennereien, die derzeit auch in Schottland zuhauf aus dem Boden schiessen. Nicht alle werden diesen Boom überleben. Dann werden wohl auch die Folgeabfüllungen entsprechend an Wert gewinnen. Denn es kommt ja nichts mehr nach. Und sollte sich ein Whiskykauf dann doch einmal als Fehlinvestition erweisen: Lehnen Sie sich zurück, öffnen Sie die Flasche mit guten Freunden und geniessen Sie die das flüssige Gold, das sich ja nur wertmässig als Blech erwiesen hat.