Die Jungsozialisten sind cringe*
Die Juso behandeln eigentlich Themen, die auch mich teilweise ansprechen. Aber die Jungpartei der SP fällt immer wieder mit fragwürdigen Aktionen auf. Die Partei aus der Sicht eines 21-Jährigen.
von Patrice Ezeogukwu
Eigentlich wäre ich als eher linke, junge, dunkelhäutige Person das Zielpublikum der Juso. Für mich persönlich ist die Jungpartei aber mittlerweile so unwählbar wie die SVP. Auch wenn es in der gesamten Schweiz viele Beispiele geben würde – wie die Forderung, die Polizei abzuschaffen – nehme ich Beispiele aus St.Gallen, um meinen Standpunkt zu untermauern:
«Heute brennt die Weltwoche, morgen dann Roger Köppel», hiess es auf einem Wahlplakat der Juso Wil. Ich selbst bin auch kein Fan von Weltwoche-Verleger Köppel. Aber von solch einer Aussage würde ich mich jederzeit distanzieren. Das war das erste Mal, dass mir die Jungsozialisten negativ auffielen.
Im März 2022 haben die Juso der Stadt St.Gallen dann die «Bullshit Oscars» verteilt. Auch wenn weniger schlimm als andere Aktion: In einem Rundumschlag andere Politiker schlecht darzustellen – ohne Mehrwert beziehungsweise Lösungsansatz – finde ich kritisch.
Als nächste stach mir die «Clown-Polizei-Aktion» ins Auge. Im Frühjahr 2022 haben die Stadt-St.Galler Juso der Polizei unverhältnismässige Repression vorgeworfen. Der Stadtrat hat dies jedoch bestritten. Wie reagieren die Jungsozialisten? Sie verkleiden sich als Clown-Polizisten – weg von jeglicher Seriosität, obwohl das Thema eigentlich ernst wäre.
Die jüngste kontroverse Aktion der Juso ist ein Instagram-Post, den auch einige Follower kritisch sehen. Bis auf Barbara Gysi (SP) seien alle Ständeratskandidatinnen unwählbar. Esther Friedli (SVP) wird ohne Argumente als «sexistische, rassistische, menschenfeindliche Kackscheisse» bezeichnet, Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) sei zu wenig feministisch und umweltfreundlich.
Und Franziska Ryser zeige kein ideologisches Rückgrat; die Nazi-Verbindungen ihres WG-Kumpels seien ihr egal. Damit ist der St.Galler SVP-Nationalrat Mike Egger gemeint. Dass sich dieser aber von seinem «Nazi-Kumpel» distanziert hat, ist der Juso egal.
Nachdem besagter Nationalsozialist aus der Jungen SVP ausgeschlossen wurde, äusserte sich Mike Egger folgendermassen gegenüber dem «Tagblatt»: «Die Jungpartei hat mit dem Ausschluss alles richtig gemacht und somit ein klares Zeichen gegen die Radikalisierung gesetzt. Die SVP lehnt jede Form von Radikalisierung ab.» Ich bin kein Fan der SVP, aber fair sollte man bleiben.
Abschliessend kann ich nur sagen: Die Juso sind einfach cringe.
*cringe: umgangssprachlich für peinlich, sich fremdschämen.