In eineinhalb Monaten wird in Diepoldsau aufgrund des Übertritts von Amtsinhaber Roland Wälter in den verdienten Ruhestand ein neuer Gemeindepräsident gewählt. Dienstagabend fand in der MZH Kirchfeld vor über 500 interessierten Gemeindebürger die Kandidatenvorstellung statt.
Drei Männer und ein Job
Miriam Geisser übernahm im Namen der Findungskommission die Begrüssung und zeigte sich überwältigt vom riesigen Zuschauerzuspruch. Die Kommission sei sehr ausgewogen zusammengestellt gewesen und wurde von einem namhaften Personalberatungsbüro beraten. Neben den Bewerbungen wurden auch noch weitere Kandidaten angesprochen und letztlich Michael Jäger und Ralph Lehner ausgewählt. Thomas Dietrich hat sich aus eigenem beworben und seinen Hut in den Ring geworfen.
Eloquent und schlagfertig
Durch den Abend führte gewohnt eloquent und schlagfertig Kommunikationsberater Ralph Dietsche und startete mit einer kurzen Vorstellungsrunde der drei Kandidaten. Michael Jäger erzählte, dass er schon vor dreizehn Jahren anlässlich einer Sitzung mit Roli Wälter auf die Idee gekommen sei, als sein Nachfolger zu kandidieren. Ralph Lehner bekannte, ein bisschen nervös zu sein, da dieses Amt für ihn eine Herzensangelegenheit sei. Thomas Dietrich wolle an diesem Abend die Zuschauer überzeugen, dass er der Richtige für Diepoldsau sei. Er werde durch Vorbild führen und die Bevölkerung in Entscheide einbinden.
Anschliessend stellte Ralph Dietsche den Kandidaten Fragen, wobei aber die am selben Tage bekannt gewordene Lösung der S18-Frage durch eine Trasse über die Rheininsel nicht im Vordergrund stand. So drehten sich Fragen und Antworten um Motivation, Ziele und Projekte, Fähigkeiten und Führungsstärken.
Eingeschlagenen Weg weiterverfolgen
Dabei liess Ralph Lehner keinen Zweifel daran, dass er den von Roli Wälter eingeschlagenen Weg wohl weiterverfolgen würde. «Da wird sich mit mir nicht viel ändern!». Der bei der Standortförderung Appenzell-Ausserrhoden beschäftigte Projektleiter bezeichnet Diepoldsau als seine Herzensangelegenheit. «Als Mitglied der GPK habe ich gesehen, wie interessant und vielfältig die Aufgabe eines Gemeindepräsidenten ist.» Dennoch hält er diesen Beruf für gut vereinbar mit familiären Verpflichtungen. Seine Stärken seien Offenheit, Kommunikationsfähigkeit und Kritikfähigkeit.
Für Michael Jäger, bisher ebenfalls Mitglied in der GPK und bei der Ivoclar in Liechtenstein als Teamleiter beschäftigt, ist die Hauptmotivation für seine Kandidatur, dass seine Familie und er dieses Dorf lieben und schätzen gelernt hätten. «Ich will ein Amt, aber nur in Diepoldsau.» Verkehr und Finanzen werden seiner Ansicht nach künftig grosse Herausforderungen sein. Genauso wie das durchgängige Wachstum in der Bevölkerung. «Ich scheue mich nicht vor diesen grossen Aufgaben.» Er weise Projekterfahrung auf, leite das Kundenportal und das Online-Business bei Ivoclar und habe dort den Online-Shop in kürzester Zeit zum Erfolg geführt.
Perfekte Mischung von intaktem Dorfleben und Naherholungsgebiet
Kandidat Nummer drei ist Thomas Dietrich, der in Berneck aufgewachsen ist und in St.Gallen lebt und beim Kanton St. Gallen als Leiter der Wehrpflichtersatzabgabe lebt und arbeitet. Er sei bereits mit 24 Jahren Präsident des Fischereivereins Rheintal geworden und habe dabei die Bevölkerung von Diepoldsau als ehrlich und direkt kennengelernt. Das Dorf weise eine perfekte Mischung zwischen intaktem Dorfleben und dem schönsten Naherholungsgebiet im Rheintal auf. «Die Bewohner sind das Kapital dieser Gemeinde». Man müsse versuchen, künftig den Durchgangsverkehr zu vermindern. «Für die Verkehrsplanung muss man verschiedene Varianten anschauen und sich nicht gleich durch eine Entscheidung etwas verbauen. Es braucht immer eine Individualplanung und einen Plan B».
Alle drei Kandidaten verfügen nach eigenen Angaben über ein breites Netzwerk. So war Ralph Lehner einige Zeit als Parteisekretär der Kantonsparte der «Mitte» tätig und kennt daher die Mechanismen und die Menschen im Kantonsrat. Auch Michael Jäger bekannte sich zur Wichtigkeit von Netzwerken: «Wenn man die Leute kennt, gehen die Türen auf». Und Thomas Dietrich konnte zu diesem Thema darauf verweisen, dass er schliesslich im Amt der Kantonsregierung arbeite. «Das Netzwerk muss nicht parteipolitisch gefärbt sein.»
Attraktives Vereinsleben
Die Bewerber um das Gemeindepräsidentenamt schätzten das Potential von Diepoldsau als sehr hoch ein. So bezeichnete Ralph Lehner die Möglichkeiten der Gemeinde als «megalässig» ein. «Man kann immer gewisse Sachen noch besser machen. Wichtig wird es sein, das attraktive Vereinsleben und die grossartige Umwelt zu erhalten und zu pflegen, dann braucht es sonst gar nicht so viele Änderungen.»
Michael Jäger sieht Potential in der Zentrumsgestaltung. «Kultur ist derzeit leider noch eine Randerscheinung.» Dazu will er der Wirtschaft ein perfektes Umfeld bieten. Und bei der Biodiversität ortete er Nachholbedarf. Thomas Dietrich zeigte sich überzeugt, dass es für die junge Bevölkerung wichtig sei, wenn in dem im Rahmen der Zentrumsgestaltung zu errichtenden Saal Events stattfinden können.
Niedrigen Steuersatz beibehalten
In Sachen Steuersatz waren sich die Kandidaten einig. Man muss nicht überall der Beste sein. Es wird schwierig genug, den niedrigen Steuersatz in Diepoldsau zu halten. Aber wenn man nicht auskommt, dann müsse man sofort gegensteuern. Thomas Dietrich fügte noch an, dass man den Unternehmen Möglichkeiten zum expandieren geben müsse.
Bei den Fragerunden zu weiteren Themen, wie etwa zum Rheintalbinnenkanal, zu Rhesi, zur Bedeutung des Langsamverkehrs oder der Zweckmässigkeit einer Stadt Rheintal, zeigten alle drei Bewerber, dass sie sich gut vorbereitet dieser Diskussion gestellt hatten. Es wird ein spannendes Rennen um den Sessel des Gemeindepräsidenten werden.