Schon in seiner Begrüssung der rund 110 Besucher im Widebaumsaal im Metropol Widnau kündigte Kulturvereinspräsident Sven Rieser eine eher untypische Komödiantin an. «La Signora», so der Künstlername der Carmelo de Feo aus dem Ruhrpott, ist nämlich eine Koryphäe auf dem Akkordeon, also der Quetschkommode. Und war bereits vor vier Jahren in Widnau zu Gast. Mit bleibenden Eindrücken. «Sie ist schon sehr speziell. Irgendwie komisch. Und eine richtige Rampenfrau!»
Was für ein Talent! Ein richtige Bühnenfrau!
Steifbeiniges frauliches Wesen
Sven Rieser hatte nicht zuviel versprochen. Denn komisch ist La Signora auf jeden Fall. Saukomisch sogar. Wer zwei Stunden lang dauerlachen wollte, war an diesem Abend absolut richtig. Da kam ein steifbeiniges frauliches Wesen im alten dunkelgrauen Kostüm mit flachen Schuhen und einem Haarnetz auf dem Kopf mit ungelenken Schritten daher.
Alles Charade, wie sich schon bald herausstellte. Denn La Signora tobte bei ihren Singnummern wie ein Derwisch über die Bühne. Und kaum ein Schritt, kaum eine Geste oder Grimasse, die beim Publikum keine Lachfalten hinterliess.
Video: Ulrike Huber
Komödiantisches Riesentalent
Kichernd, gickselnd, gurrend, unmotivierte laute Lacher ausstossend stand da ein komödiantisches Riesentalent auf der Bühne. Was sie auch immer wieder selbst betonte: «Was für ein Talent!». Und den Verfasser dieser Zeilen auch immer wieder mit Fingerschnipsen anwies, das auch aufzuzeichnen.
Jeder Satz ein Gag. Völlig überdrehte Situationskomik vom Allerfeinsten. Wenn La Signora darüber philosophierte, dass Syphillis anstelle von Corona doch die viel bessere Seuche gewesen wäre, «da wäre Stimmung in die Bude gekommen und die Rückverfolgung wäre viel spannender gewesen», blieb kein Auge trocken.
Video: Ulrike Huber
Verhaltenstipps für Lebensabschiedsgefährtinnen
Oder wenn die Comedian Verhaltenstipps für Frauen und Lebensabschiedsgefährtinnen gab, «fragen Sie nie Ihren Mann, was er denkt!» Denn man glaube ja nicht, wenn er antworte, dass er gar nichts denke. Obwohl das stimme, denn Männer schaffen es im Gegensatz zu Frauen, an nichts zu denken.
Zu denken gab La Signora auch der Körper einer Frau, der sich im Laufe der Jahre «von Twiggie zu Piggy» entwickle. Vollkommen falsch schätze man aber die Labberfalten an den Oberarmen ein. In Wirklichkeit würden da Flügel wachsen. Was sie dann sogleich mit einem Lied nach der Melodie «I believe I can fly» und mit einer flügelschlagenden Tanzeinlage beweisen wollte.
Video: Ulrike Huber
Geniale Musikeinlagen
Überhaupt die Musikeinlagen. Ganz einfach genial. Eine tolle Stimme, eine Wahnsinnskondition, die auch eine durchtanzte Nummer ohne Atemnot zulässt, oder die tatsächlich stupende Selbstbegleitung mit dem Schifferklavier: La Signora ist auch auf diesem Gebiet kaum zu schlagen.
Ja, und dann muss noch ihre Interaktion mit dem Publikum erwähnt werden. Ob Lustmolch, Schreiberling, Kutschenfahrer oder Zebradressträgerin, beinahe jeder aus der ersten Reihe bekam den gutmütigen Spott und die Situationskomik dieser Künstlerin zu spüren. Und nicht nur einmal, denn sie machte running Gags aus allem, was sie von den Zuschauern erfahren hatte.
Aber hallo, ihr Freunde der gepflegten Comedy und der Lachsucht: Wollen wir hoffen, dass sich La Signora wieder einmal ins Rheintal verirrt. Und dann müssen Sie unbedingt Ihrem unbändigen Verlangen nach einem vergnüglichen, ja urlustigen Abend nachgeben und die Vorstellung besuchen... Was für ein Talent!