Bereits zum fünften Mal hatte die Alpha Rheintal Bank zu einem Event mit dem Finanz- und Wirtschaftsexperten Jens G. Korte geladen. Und wieder war der Response immens. Denn Reto Monsch durfte als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank beinahe 1´200 Kunden zu dieser Veranstaltung begrüssen. Sie alle wollten hören, was Korte zur derzeitigen weltweiten wirtschaftlichen Situation zu sagen hatte.
«The good, the bad and the ugly»
Schon bessere Zeiten erlebt
Das Verhältnis zwischen Europa und Amerika hat schon bessere Zeiten erlebt.Doch die USA sind nach wie vor die Lokomotive für die Weltwirtschaft. Seit 1999 berichtet Jens Korte aus New York. Das war inmitten des Internetbooms. Dann platzte die Technologieblase und die USA rutschten in eine Rezession. Amerika, die wankende Wirtschaftsmacht, die Terroranschläge 2001, der Boom an den Finanzmärkten, die Skandale in den 2000ern, der grosse Crash 2008, der folgende Aufschwung, der Energieboom und –absturz, die Wahl und die Abwahl von Donald Trump: diese Ereignisse verfolgte Jens Korte live vor Ort.
In der Oberrieter Bildstöcklihalle analysierte der Börsenguru die Wirtschaftslage in den USA und Europa und zog daraus vielfältige Erkenntnisse. So stellte er seinen Vortrag unter das ironische Thema «The good, the bad and the ugly». So der Titel eines alten Italo-Westerns mit Clint Eastwood und Lee van Cleef. Denn gut an den USA sei derzeit die Aussicht, dass «God´s own country» in nicht allzu ferner Zukunft das aufgrund der verfehlten Lock-Down-Politik leicht ins Hintertreffen geratende China als Wirtschaftslokomotive der Welt ablösen könnte.
Einbrechender Immobilienmarkt
Schlecht sei derzeit die innere Gespaltenheit der amerikanischen Gesellschaft, der einbrechende Immobilienmarkt und die überzogenen Zinserhöhungen der Federal Reserve zur Inflationsbekämpfung. Und auf was zielte der Begriff «The ugly» ab? Da sagte Jens Korte nur kurz nachdem ein Foto von Donald Trump auf der grossen Leinwand aufgetaucht war, «den haben Sie gerade gesehen».
Ob Trump tatsächlich Chancen hat, womöglich in zwei Jahren noch einmal zum Präsident der USA gewählt zu werden? Diese Frage konnte auch Korte nicht abschliessend beurteilen. Es werden sehr darauf ankommen, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickeln werde. Die derzeit ja eigentlich hervorragend sei.
Denn in den USA herrscht aktuell eine rekordniedrige Arbeitslosenrate von nur 3.4 Prozent. Einzig die Inflation von annähernd zehn Prozent sowie der Immobilienmarkt machten Sorgen, da sie die Gefahr in sich bergen, die Konsumlust der Amis abzuwürgen.
Europa hat den Anschluss verloren
Und Europa? Hat nach Ansicht von Jens Korte etwas den Anschluss verloren. Was unter anderem mit der Energiefrage und der völlig verfehlten Energiepolitik von Deutschland in der Vergangenheit zusammenhänge. «Europa hat die Produktion, aber keine Energiequellen, die USA haben die Produktion und viele Energiequellen!». Weshalb zu beobachten sei, dass vermehrt europäische Grosskonzerne ihre Produktion in Richtung Nordamerika verlagern wollen.
So gehe es Europa derzeit schlecht. Was sich im Kurs des Euro klar ausdrücke. Vor einem Jahr noch bei 1.20 Dollar für den Euro, heute bei 0.98 Cent. Und was ja die notwendigen und in Dollar abgerechneten Energieimporte nochmals verteuert. Unverständlich für den ohne Vorlage frei sprechenden und fesselnd vortragenden Jens Korte sei das derzeitige Verhalten des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz, der sich dafür einsetze, dass ein chinesischer Staatskonzern Anteile am Hamburger Hafen erwerbe. «Wenn schon fremdes Geld für Investitionen, dann lieber aus den USA.»
Überzogene Zinserhöhungspolitik
Scharf kritisierte der Wirtschaftsfachmann die zu spät gekommene und dann aber völlig überzogene Zinserhöhungspolitik der Federal Reserve. Denn hohe Zinsen bringen einen noch stärkeren Dollar mit sich. Was vor allem in den im Dollar verschuldeten Schwellenländern eine riesige Schuldenkrise auslösen werde.
Roland Bartholet, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Private Banking bei der Alpha Rheintal Bank, moderierte anschliessend an den Vortrag eine kurze Fragerunde. Jens Korte stand den Besuchern auch noch beim abschliessenden Apéro riche für Fragen zur Verfügung.