In ihrer Begrüssung der rund fünfzig Teilnehmer dieses Symposiums gab Dr. Bettina Fleisch, Vorstandsmitglied der AGV Rheintal und CEO bei der säntis packaging AG, einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Energiebedarfs der Menschheit. Erst mit der Dampfmaschine und dem Beginn des industriellen Zeitalters wurde damit begonnen, den Energiebedarf aus fossilen Brennstoffen zu bedecken.
Der Strom könnte im Winter knapp werden
Schweiz in der Zwickmühle
Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs und dem stets steigenden Verbrauch an Erdöl und später auch Erdgas steigt die weltweite CO2-Emission stark an. Auch die Schweiz befindet sich in der Zwickmühle, einerseits den CO2-Ausstoss senken zu müssen und andererseits den stetig steigenden Strombedarf decken zu müssen.
Zu diesem Thema – «Energie für die Welt und die Schweiz» – referierte Prof. Dr. Lino Guzzella von der ETH Zürich. Seine Analyse zeigte ganz klar: die Welt braucht mehr Energie. Denn Wohlstand gibt es nur mit einem hohen Energieverbrauch. Und derzeit wird 73.2 Prozent des Energiebedarfs aus fossilen Energiequellen gedeckt.
Decarbonisierung des Energieverbrauchs
Die Elektrifizierung der Energie sei das zentrale Element und die einzige Möglichkeit der Decarbonisierung des Energieverbrauchs. Doch von den Erzeugungsarten der Elektrizität sind nur Wasserkraft und Kernkraft sowohl CO2-arm als auch grundlastfähig.
Lino Guzzella legte dar, dass sowohl die CO2-Emissionen per GWh, als auch die Todesfälle pro TWh nur bei der Wasserkraft und auch bei der Nuklearenergie in einem akzeptablen Bereich liegen.
Todesfälle pro Terrawattstunde
So fordert die Erzeugung von einer Terrawattstunde Energie bei der Kohle 24.6 und bei Erdöl 18.4 Todesfälle, während es bei Atomenergie trotz Tschernobyl, Three Miles Island oder Fukujima «nur» 0.07 Tote sind. Und Guzzella zeigte auf, dass selbst bei einer Halbierung des Wärmebedarfs aufgrund von Gebäudesanierungen und –dämmungen bis 2050 in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt riesige Energiemengen fehlen werden.
Auch bei der sofortigen Inangriffnahme von Solar- und Windkraftprojekten. «Die Welt braucht Energie. Absichtserklärungen sind gut, Resultate sind besser, Denkverbote sind schlecht. Forschung und Entwicklung sind die besten Investitionen.»
Gehen im Winter die Lichter aus?
Zur provokanten Fragestellung «Gehen im Winter die Lichter aus?» zeigte Jürg Solenthaler von der SAK die aktuellen Probleme der Elektrizitätsversorger auf. Die Tatsache, dass die Schweiz in den Wintermonaten Strom importieren muss und im Hauptlieferland Frankreich ausgerechnet jetzt von 56 Atomkraftwerken nur 32 in Betrieb sind, während die anderen gewartet werden müssen, erfordere, dass man alles daransetze, eine Strommangellage zu verhindern.
Dies geschehe durch verschiedene kurz- und langfristige Massnahmen. Aktuell sei die Versorgungssicherheit gegeben. Doch was passiert, wenn es doch zu einer Mangellage kommen wird?
Dann geht jedenfalls die Entscheidungsgewalt über Massnahmen und die zentrale Steuerung der Karftwerke auf die „Ostral“ (Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen) und damit auf den Bund über. Als erstes würden dann Verbote für die Benutzung bestimmter Geräte ausgesprochen und eine Kontingentierung bei den Grossverbrauchern verfügt. Als nächsten Schritte könnte es in dieser doch unwahrscheinlichen Situation zu zyklischen Abschaltungen der Stromlieferungen kommen.
Vertikalisierte Produktion
Martin Wipfli von der Metall Zug AG schilderte die «Nachhaltige Energieversorgung auf Industrie-Anlagen» anhand des Beispiels des radikalen Umbaus des Produktionsstandortes der V-Zug AG, wo etwa die Produktion «vertikalisiert» über mehrere Stockwerke hinweg verändert und damit tausende Quadratmeter an Bodenfläche zur sinnvollen Nutzung frei wurden.
Die von der SFS Group zur Errichtung geplante Windkraftanlage war natürlich auch Thema bei diesem Symposium. Peter Mayer berichtete von den bisherigen Erfahrungen und den noch bevorstehenden Schritten zur Umsetzung dieses ambitionierten Leuchtturmprojekts im Rheintal.