Der 1899 geborene Jakob Haug interessierte sich bereits in jungen Jahren für geschichtliche Belange. Deshalb wurde ihm 1952 das Präsidium des Historisch-Antiquarischen Vereins anvertraut. Hier stiess er auf stiefmütterlich behandelte Unterlagen über Rotkreuzgründer Henry Dunant, der von 1887 bis zu seinem Tod (1910) in Heiden lebte, wo er 1901 mit dem ersten Friedensnobel-Preis ausgezeichnet worden war. Eine Sensation, die weitgehend in Vergessenheit geraten war. «An diese Persönlichkeit muss sichtbar erinnert werden», sagte sich Haug, der mit Gleichgesinnten den Plan eines Denkmals zu verwirklichen begann.
Ein kleiner Schreiner, der Grosses bewirkte


Rappenspende der Kantone
Die Finanzierung erwies sich als mühsam und verlief schleppend. Dann wurden Haug zwei grössere Beiträge in Aussicht gestellt, und ab Mitte der 1950er Jahre stiess das Vorhaben dank der Hartnäckigkeit des Initianten und seiner Freunde vom Antiquarisch-Historischen Verein auf eine breitere Resonanz. Schliesslich sicherten die Finanzdirektoren der Schweizer Kantone einen Rappen pro Einwohner zu, was 45000 Franken ergab. Der Bundesrat beteiligte sich mit zusätzlichen 15000 Franken, so dass genügend Geld zur Verfügung stand.
Wettbewerb mit acht Künstlern
Am ausgeschriebenen Denkmal-Wettbewerb beteiligten sich acht Künstler, die ihre Pläne bis zum 1. Mai 1957 einzureichen hatten. Die Zürcher Bildhauerin Charlotte Germann-Jahn obsiegte. Aus einem 7,5 Tonnen schweren Bündner Granitklotz entstand schliesslich das Denkmal. Es zeigt eine typische Samariterszene, wie sie Dunant am 24. Juni 1859 in der Schlacht von Solferino wohl dutzendfach erlebt hat. Als idealer Standort erweist sich der Weitblicke gewährende Platz an der Seeallee, wo die Gedenkstätte am 28. Oktober 1962 eingeweiht worden ist.
Jakob Haug, der verkannte Dunant-Förderer
Er verdient Anerkennung, der bescheidene Schreiner Jakob Haug. An geschichtlichen Belangen interessiert, präsidierte er den Historisch-Antiquarischen Verein von 1952 bis 1972. In dieser Zeit gelang ihm die Realisierung des 1962 eingeweihten, seither von Dunant-Verehrern aus aller Welt aufgesuchten Denkmals. Auch das am 8. Mai 1969 eröffnete Dunant-Museum im alten Bezirkskrankenhaus geht auf seine Initiative zurück. Verdientermassen wurde Haug vom Historisch-Antiquarischen Verein mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Anlässlich des 80. Geburtstages ehrte das Bayrische Rote Kreuz Jakob Haug mit der goldenen Ehrennadel, und die Sektion Ausserrhoden des Schweizerischen Roten Kreuzes ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Sein Wohnhaus im Blumenfeld vermachte er dem heutigen Dunant-Haus in Heiden, um mit dem Erlös eine Erweiterung des Museums im alten Krankenhaus (heute Dunant-Haus) zu ermöglichen. Derzeit wird das Museum umfassend erneuert. Damit besteht Gelegenheit, künftig auch gebührend an die grossen Verdienste von Jakob Haug zu erinnern, der am 6. Januar 1987 verstarb. egb