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Fussball Regional
18.10.2022
18.10.2022 16:46 Uhr

Ein Mann bekommt für die gleiche Arbeit 20'000 Franken

Bild: fas
Die Auerin Lara Pizzingrilli ist seit dieser Saison Spielertrainerin der ersten Damenmannschaft beim FC Au-Berneck 05. Wie sie den Frauenfussball einschätzt und welche Unterschiede sie generell zwischen dem Frauen- und Männerfussball feststellt, erklärt sie in einem Interview.

Lara Pizzingrilli trainiert seit Sommer 2022 die erste Damenschaft des FC Au-Berneck 05. Die Mannschaft spielt wie die Herrenequipe in der zweiten Liga. 

Lara, wann hast Du eigentlich mit Fussball angefangen?
In der fünften Klasse, soweit ich mich erinnern kann. Ein paar Mädels aus meiner Klasse und ich haben eine neue Juniorinnen-Mannschaft gegründet und bei den C-Juniorinnen angefangen, sind dann aber relativ schnell zu den B-Juniorinnen aufgestiegen.

Du hast Dich also schon immer für Fussball interessiert? 
Wir sind eine richtige Fussballer-Familie. Meine Eltern und Brüder spielten oder spielen immer noch Fussball. So habe ich bereits als kleines Kind grossen Gefallen am Fussball gefunden. 

Du spielst also schon sehr lange aktiv Fussball, mit dem FC Staad zeitweise sogar in der 1. Liga. Seit dieser Saison bist Du Spielertrainerin. Ein logischer Schritt?
Ich habe vor einigen Jahren beim FC Rüthi Juniorinnen trainiert und auch die Trainer-Ausbildungen dazu abgeschlossen. Später habe ich dann die C-Juniorinnen des FC Au-Berneck übernommen, aber dann gemerkt, dass der Aufwand neben dem Studium fast nicht zu bewältigen ist. 

Das Spielertrainer-Amt bei meinem Stammverein Au-Berneck habe ich spontan übernommen. Unser Trainerduo hat im Sommer aufgehört. Und da wir keinen Ersatz gefunden haben, wurde ich angefragt. Da mir die Mannschaft am Herzen liegt und ich die Mädels unterstützen möchte, habe ich nach einigen Überlegungen zugesagt. Norbert Rose unterstützt mich weiterhin als Co- und Goali-Trainer, was mich sehr freut.

Wie hoch ist der Aufwand für Dich als Trainerin?
Am Anfang war der Aufwand sehr hoch, vor allem auch administrativ. Während der Saison sind es jeweils zwei Trainings pro Woche, die ich  vorbereiten muss. Dazu kommen die Spiele am Wochenende, bei welchen ich jeweils die Spielvorbereitung machen muss. Und natürlich kommt auch die Betreuung der Spielerinnen dazu, was auch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Ich kann mir vorstellen, dass diese Aufgaben wöchentlich einige Stunden in Anspruch nehmen. Du hast aber neben dem Fussball auch noch einen anderen Job. Wie bringst Du das alles unter einen Hut?
Das ist richtig. Ich bin Lehrerin und dieser Beruf benötigt natürlich auch sehr viel Vorbereitungszeit. Ich spiele seit Jahren Fussball und liebe diese Sportart, deshalb ist es für mich keine eigentliche Belastung. Es ist eher eine grosse Leidenschaft und ich bin mit sehr viel Herzblut dabei.

Lara Pizzingrilli ist Spielertrainerin bei der ersten Damenmannschaft des FC Au-Berneck 05. Bild: fas

Ein Trainer im Männerfussball auf Zweitliga-Niveau verdient jährlich nicht selten 20'000 Franken. Wie werden eigentlich Trainerinnen und Trainer im Frauenfussball entlöhnt?
In den Frauen-Ligen ist die Abgeltung nicht annähernd auf diesem Niveau. Ich bekomme etwas Spesen vom Verein, was auch nicht bei allen Vereinen selbstverständlich ist. Aber das sind Peanuts im Vergleich zu den Summen, die im Männerfussball für die selbe Funktion in der gleichen Liga bezahlt werden.

Wenn man die ganzen Auswärtsfahrten berechnet und den sonst noch anfallenden Aufwand, dann lege ich sogar drauf. Es ist das gleiche Thema wie bei den Spielerinnen, egal ob im Amateur- oder Profibereich. Wir Frauen sind immer noch benachteiligt und machen alles aus reiner Leidenschaft und nicht, um das grosse Geld zu verdienen. 

Dann kann man also sagen: weder Fussballerinnen noch Trainerinnen in den Frauen-Ligen werden gleich wie Männer entlöhnt. Wo ist da die Gleichbehandlung?
Leider ist das so. Während man im Profi-Fussball sicher von unterschiedlichen Märkten sprechen muss - die Männer haben viel mehr Zuschauer und generieren auch mehr TV-Interesse - ist der Gap im Amateurfussball nicht so gross. Wir haben in vielen Spielen mehr Zuschauer als beispielsweise der FC St.Margrethen in der zweiten Liga bei den Männern. 

Was löst das bei Dir aus?
Als Spielerin ist mir die Thematik rund um das Geld nie gross aufgefallen, obwohl die Männer in der gleichen Liga bis vor Corona noch sehr viel verdient haben. Ich mache zweimal die Woche ein Training und am Wochenende bestreiten wir die Meisterschaftsspiele. Und ich spiele Fussball, weil ich es gerne mache. Aber eine gewisse Angleichung der ausbezahlten Mittel wäre sicher ein Thema. Umso mehr, weil die Frauen die selben Trainerkurse wie die Männer besuchen und somit die gleiche Ausbildung vorweisen können. 

Ist die bescheidene Entlöhnung im Frauenfussball der Hauptgrund für die Schwierigkeiten der Vereine, für ihre Damenteams geeignete Trainerinnen oder Trainer zu finden?
Ja, das ist sicher der ausschlaggebende Punkt. Man investiert zwei oder mehr Abende und einen Tag vom Wochenende in das Team und in den Verein. Das muss man sich bewusst sein und ist mit ehrenamtlicher Arbeit zu vergleichen. 

Was wünscht Du Dir diesbezüglich für die Zukunft? Sind Veränderungen überhaupt realistisch?
Man sollte den Frauen- und Männerfussball eigentlich nicht miteinander vergleichen. Es sind wie zwei verschiedene Sportarten. Nichtsdestotrotz sollte man sich bewusst sein, dass der Aufwand für beide Parteien gleich ist und deshalb muss sich in Zukunft etwas ändern, wenn man auch im Frauenfussball im Amateurbereich eine entsprechende Breite will.

Viele Frauen, dazu gehöre auch ich, sind mit dem Herzen dabei und engagieren sich für ihre Mannschaft. Deshalb funktioniert das alles noch halbwegs. Nachhaltig für den Frauenfussball ist diese Ungleichheit aber nicht. 

rheintal24/fas