Die Vorgeschichte ist bekannt: die ATIB Lustenau, also der türkisch-islamische Verein für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Lustenau, will an der Reichshofstrasse in Lustenau, also direkt an der Durchzugsstrasse, eine neue Moschee errichten. Rund 3´000 der gesamt knapp 24´000 Einwohner gehören dem islamischen Glauben an.
Kommt Moschee in Rufweite eines Muezzins zur Schweiz?


Kontakt mit Gemeinde gesucht
Obwohl die Bauherren von Vorneherein den Kontakt mit der Gemeinde als Baubehörde suchten, scheint diese vom Vorhaben nicht wirklich begeistert zu sein. Um es einmal milde auszudrücken. Unter dem Titel «Änderung des Flächenwidmungsplanes» wurde bei der vergangenen Gemeindevertretersitzung in Lustenau ein brisantes Thema zum wiederholten Mal behandelt: die weitere Entwicklung der geplanten Moschee an der Reichshofstrasse.
Mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ wurde dabei der Entwurf zur Änderung des Flächenwidmungsplanes für das betroffene Grundstück beschlossen. Die Fläche gilt nun als Baumischgebiet mit publikumsintensiver Veranstaltungsstätte und braucht für die Nutzungsgenehmigung einen politischen Mehrheitsbeschluss.

Adaptierter Bauantrag eingebracht
Wie Bürgermeister Kurt Fischer berichtet, haben die Betreiber jetzt einen adaptierten Bauantrag eingebracht. «Dieser neue Antrag geht jetzt in die Auflage mit der Möglichkeit zu Stellungnahmen und Einsprüchen. Im Herbst wird dann die Gemeindevertretung darüber abstimmen.»
Die Änderungen gegenüber dem bisherigen Projekt. Das vorgesehene Minarett, also der Moscheeturm soll um 2.13 m auf eine Höhe von 17.80 m reduziert werden. Und es wird auch auf das Symbol des Halbmonds auf diesem Turm verzichtet. Ob das zur Beruhigung der «besorgten Bürger» ausreichen wird? Jedenfalls werden keine Muezzin-Rufe von diesem Turm erschallen.
Dreissig Parkplätze angemietet
Die Betreiber haben jetzt auch verschiedene Massnahmen für das Mobilitätsmanagement vorgesehen. So die Anmietung von dreissig Parkplätzen auf einem auf der anderen Seite der Reichshofstrasse gelegenen Grundstück, das auch vielen Schweizern, die früher die «Linie 8» Diskothek besucht haben, bekannt ist. Richtungsgebundene Ausfahrten auf die L203, Forcierung des Veloverkehrs sowie Förderung des Carsharings und des Besuchs der Moschee mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sollen weitere Massnahmen sein, um das Verkehrsaufkommen in den Griff zu bekommen.
Die Lustenauer Parteien sind sich, wie nicht anders zu erwarten, nicht einig, was das erneuerte Projekt betrifft. Die ziemlich weit rechts stehende FPÖ lässt gemäss VN durch ihren Obmann Martin Fitz ausrichten: „Das islamische Kulturzentrum gehört nicht an diesen Platz. Es ist immer noch zu gross dimensioniert“.

Steine in den Weg gelegt
Während die Grünen kein Verständnis dafür haben, dass über den Weg der Flächenwidmung bzw. Einzonung der ATIB immer wieder Steine in den Weg gelegt werden: «Das Projekt wurde von den Betreibern mustergültig unter Miteinbeziehung aller Beteiligten vorbereitet. Bezüglich Verkehr sind wir überzeugt, dass das islamische Kulturzentrum zu einer neuen Bewusstseinsbildung in Richtung sanfter Mobilität führen wird.»
Wie es weiter geht, und ob tatsächlich in Rufweite eines Muezzin (dessen Gebete aber nicht über die Marktgemeinde erschallen werden) zur Schweiz die beantragte Moschee samt Turm gebaut werden darf? Der Herbst wird es zeigen, denn dann soll eine endgültige Entscheidung fallen.