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Vorarlberg
04.04.2022

«Schweizer schütteln über die Vorgänge bei uns den Kopf»

Die «vierzähnige Windelschnecke» ist scheinbar wichtiger als die Anrainer, die in Lustenau und Diepoldsau an den Verkehrsverhältnissen leiden
Die «vierzähnige Windelschnecke» ist scheinbar wichtiger als die Anrainer, die in Lustenau und Diepoldsau an den Verkehrsverhältnissen leiden Bild: baden-wuerttenberg.de
Die kürzeste «Variante Z» für den Bau der Schnellstrasse S18 durch das Vorarlberger Ried sei im Duell mit der wesentlich mehr Boden verbrauchenden «Variante CP» wegen der «Vierzähnigen Windelschnecke» unterlegen, so Bürgermeister Kurt Fischer aus Lustenau.

Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz. War es vor vielen Jahren der «Wachtelkönig», der die verkehrsgeplagte Bevölkerung der Durchzugsstrassen in Vorarlberg, insbesondere aber auch in Diepoldsau und St.Margrethen zu unverständigem Kopfschütteln und Ärger trieb, so wird es jetzt wohl die «Vierzähnige Windelschnecke» sein.

Wachtelkönig hat S18 verhindert

Vor vielen Jahren hatte das Vorkommen des Wachtelkönigs im Lustenauer Ried den Bau der damals geplanten S18 direkt von der Autobahnabfahrt Dornbirn-Nord zum Anschlussknoten nach St.Margrethen verhindert. Und jetzt diese Schnecke, die laut Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer wesentlich dafür verantwortlich ist, dass bei einer früheren Evaluation die sogenannte «Variante Z» der geplanten Trassenführung der «Variante CP» unterlegen ist.

Die «Variante Z» (rot) zog wegen des Vorkommens der «Vierzähnige Windelschnecke» gegenüber der mehr Flächen verbrauchenden «Variante CP» (blau) den Kürzeren Bild: asfinag.at

Wobei die Variante CP praktisch direkt am östlichen Siedlungsrand von Lustenau vorbeiführen soll, was von den dort lebenden Anrainer natürlich nicht goutiert wird. «Aber wer wess», deutete Fischer gegenüber den Vorarlberger Nachrichten an, «vielleicht ist diese Entscheidung auch etwas Strategie. Dass wir Lustenauer in die Rolle gedrängt werden, eine Strassenlösung zu torpedieren. Aber das lassen wir nicht zu.»

Weniger Auswirkungen auf den Naturraum

Indirekt wird diese Aussage vom für die ASFINAG zuständigen Regionalprojektleiter Günter Fritz bestätigt, «Wir mussten uns im Ausnahmeverfahren für jene Variante entscheiden, die weniger Auswirkungen auf den Naturraum hat».

Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer: «Wir werden den jetzigen Zustand niemals akzeptieren» Bild: Ulrike Huber

Am vergangenen Mittwoch hat eine Sitzung des «Vereins Agglomeration Rheintal», in dem sich regelmässig die Gemeindepräsidenten und Bürgermeister von beiden Seiten des Rheintals über Verkehrsprojekte unterhalten, die eine grenzüberschreitende Wirkung haben. Auch Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer nahm an dieser Sitzung teil.

Heftiges Kopfschütteln

«Dort schütteln sie den Kopf über die Vorgänge bei uns. Eine höherrangige Straße im Raum Hohenems – Diepoldsau wollen nicht nur meine Amtskollegen aus Hohenems und Altach nicht, sondern auch die Schweizer.» Wobei das Kopfschütteln besonders dem Bestreben der Frau Umwelt- und Mobilitätsministerin Leonore Gewessler im fernen Wien gilt, die eine höherrangige Querverbindung anstelle der S18 unbedingt über die Rheininsel gebaut haben will.

Die grüne Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler scheint mit aller Macht jedwede Umsetzung der S18 verzögern zu wollen und präferiert zur Zeit die höherrangige Querverbindung über die Diepoldsauer Rheininsel Bild: wienerzeitung.at

Diesen Überlegungen nach Alternativensuche mit einem Beharren auf einen Übergang bei Hohenems kann Fischer nichts abgewinnen. «Aber die Grünen boxen ihre Agenda dort voll durch, wohl wissend, dass ihr Koalitionspartner ÖVP derzeit mit sich selbst beschäftigt ist.» Seine Ankündigung, notfalls auf EU-Ebene zu klagen, erneuert Fischer. «Wir als Gemeinde Lustenau sind Sanierungsgebiet der IG Luft. Wir werden den jetzigen Zustand niemals akzeptieren.» Was wohl auch für Diepoldsau gilt.

Die Gemeindepräsidenten und Bürgermeister des Vereins Agglomeration Rheintal Bild: zVg

Die Vierzähnige Windelschnecke (Vertigo geyeri) ist eine Schneckenart aus der Familie der Windelschnecken (Vertiginidae), die zur Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora) gerechnet wird. Es handelt sich um eine sehr kleine Form, die nur knapp 2 mm groß wird. (Quelle: Wikipedia)

rheintal24/gmh/uh