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Leserbrief
Rebstein
03.04.2022
05.04.2022 12:29 Uhr

Urban Kobelt: «Ich kann Frust und Verzweiflung verstehen»

Urban Kobelt hält nichts von dem am kommenden Sonntag zur Abstimmung gelangenden Liegenschaftsgeschäft zwischen Rebstein und Magenbrot Rohner
Urban Kobelt hält nichts von dem am kommenden Sonntag zur Abstimmung gelangenden Liegenschaftsgeschäft zwischen Rebstein und Magenbrot Rohner Bild: shutterstock.com
Der Marbacher Landwirt Urban Kobelt, der derzeit mit der Ortsgemeinde Rebstein wegen eines verweigerten Abtauschs von Grundstücken im Clinch ist, hat uns einen Leserbrief zum Erwerb der Liegenschaft «Magenbrot Rohner» durch die Gemeine Rebstein zukommen lassen.

Rheintal24 hat vor Wochenfrist über den Kampf des Marbacher Landwirts Urban Kobelt für einen für seinen Landwirtschaftsbetrieb wichtigen Abtausch von Flächen mit der Ortsgemeinde Rebstein berichtet. Ein Abtausch, der eine zukunftsträchtige Arrondierung von Flächen für eine Erweiterung der Rebsteiner Sportanlage «Birkenau» möglich machen würde. Ein Abtausch aber auch, der das Grundstückeigentum der Ortsgemeinde flächenmässig verringern würde.

Nicht einmal richtig verhandelt

Dass in dieser Sache nicht einmal Auge zu Auge verhandelt wird, ist wohl den Gerichtsverfahren zu verdanken, die Urban Kobelt wegen seiner Ansicht nach groben Versäumnissen der Behörden angestrengt hat. Und die zumindest das Projekt des Leistungszentrums Unihockey anscheinend vorderhand gestoppt haben. Rheintal24 veröffentlicht nachstehend den Leserbrief, den uns Urban Kobelt zukommen hat lassen.

Dieser Leserbrief ist eine Reaktion auf Stellungnahmen der politischen Gemeinde Rebstein, der Ortsgemeinde Rebstein, des FC Rebstein und der Unihockey Rheintal Gators, die dieser Woche im «Rheintaler» veröffentlicht wurden.

Die in Leserbriefen geäusserten Meinungen und Ansichten müssen nicht mit jenen der Redaktion übereinstimmen. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen, insofern sie dadurch inhaltlich nicht verändert werden. Für den Inhalt von Leserbriefen haftet der Autor des Schreibens.

Urban Kobelt, Landwirt und Verfasser des Leserbriefs Bild: Ulrike Huber

Sehr geehrte Redaktion

Es ist bei den Vorgängen rund um die Sportanlage Birkenau von «sehr gut erarbeiteten Projekten» die Rede. Ich empfinde das Vorgehen eher als katastrophal. Die auf der Birkenaustrasse stehenden, vom Fussballclub Rebstein ohne Baubewilligung erstellten und daher rechtswidrigen Beleuchtungsmasten verunmöglichen es, diese Strasse mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu befahren. Baueingaben, die nicht vermessen wurden, Grenzabstände, die nicht eingehalten werden, zwei Fussballplätze, die nicht den heutigen Normen entsprechen: Es scheint mir, als ob bei diesem Projekt keine Gesetze herrschen und Behördenwillkür waltet.

 Angemessene Freizeitzone für alle Vereine

Ich kann verstehen, dass die Ortsgemeinde Rebstein nicht gern Land verliert. Man soll aber auch bedenken, dass 98 Prozent der Bürgerschaft keine Landwirte sind und auch einen Anspruch haben auf eine angemessene Freizeitzone für alle Vereine. Das wäre gesetzlich die Aufgabe der Gemeinde und Ortsgemeinde: Land zu sichern für die öffentlichen Interessen. Gemäss Gemeindeordnung der Ortsgemeinde Rebstein (Art. 4) ist es sogar ihre Aufgabe.

Es ist also nicht nur ihre Aufgabe, auf einzelne Landwirte Rücksicht zu nehmen, sondern der Verwaltungsrat ist für die ganze Bürgerschaft und ihre Bedürfnisse zuständig, weil es im öffentlichen Interesse ist und die Projekte von nationaler Bedeutung sind.

Die Birkenaustrasse beim Bau der umstrittenen Lichtmasten Bild: zVg

Es wurde mehrfach erwähnt, dass kein Landwirt Land verlieren werde. Im Gegenteil. Durch anstehende Pensionierungen wird mehr Land frei, als jetzt beansprucht würde für den Abtausch von meinen 27044 m2 Land, angrenzend an die bestehende Freizeitzone. Der von mir der Ortsgemeinde Rebstein angebotene Landtausch wäre nicht nur wirtschaftlich für die Ortsgemeinde eine Chance, sondern würde vor allem den Vereinen eine planerisch klar vorzugswürdige Entwicklung der Sportanlagen ermöglichen, zumal die Grundstücke direkt an die Fussballplätze grenzen.

Den Preis nicht hochgetrieben

Zum Kauf der Liegenschaft Rohner durch die politische Gemeinde Rebstein: Es ist richtig das ich Interesse gezeigt habe an der Liegenschaft Rohner und dies lief folgendermassen ab. Im Frühsommer 2021 habe ich erfahren, dass die Liegenschaft Rohner zum Verkauf steht. Ich wurde dann kontaktiert von dem Besitzer und es fand ein kurzes Gespräch statt. Rohner versuchte mir seine Immobilie schmackhaft zu machen. Ich brauchte nicht fünf Minuten um rauszuspüren was meine Aufgabe gewesen wäre. Das Interesse zu wecken bei der Gemeinde und den Preis seiner Liegenschaft hochzutreiben. Also beschloss ich an diesem Spiel nicht mitzumachen und ich gab nicht mal ein Angebot ab.

Einige Monate später und mit dem Wissen, dass die Gemeinden nicht kaufen wollten, erteilte ich der Raiffeisenban Marbach-Rebstein den Auftrag, den Immobilienwert der Liegenschaft Rohner festzustellen. Die Bank veranlasste nun eine Liegenschaftsschätzung bei einem renommierten Liegenschaftsschätzer. Der kam zum Schluss, dass die Liegenschaft einen Maximalwert von 2,3 Millionen hat. Daraufhin machte ich ein einziges Angebot von 2.5 Millionen.

 Betriebsnah gelegen

Meine Absicht war es die Gebäude abzureissen, um in einem neuen Betriebs- und Wohngebäude im unteren Stock verschiedene Handwerker und Kleingewerbe anzusiedeln mit vielen kleinen Abteilungen und in den oberen Stöcken Personalstudios zu realisieren für mein Personal, weil es betriebsnah ist. Diese Verhandlungen mit dem Liegenschaftseigentümer scheiterten, da die politische Gemeinde drei Millionen durch Tausch und Kauf für die Rohner-Liegenschaft zahlen will.

Ich habe alle Achtung vor dem Verkäufer Rohner, der jetzt einen ahnsehnlichen Preis realisieren kann. Da ist ihm jemand ganz gewaltig auf den Leim gegangen. Für mich war diese Abmachung Genugtuung und Bestätigung. Und das Wissen, dass mein Angebot mit meinem Land eigentlich ein Geschenk wäre an die Gemeinden und ich auf dem richtigen Weg bin. Dieses Geschäft zwischen der politischen Gemeinde Rebstein und Magenbrot Rohner kommt am 10. April zur Abstimmung.

Frust und Verzweiflung verstehen

 Zur Stellungnahme des FC Rebstein: Ich kann den Frust und die Verzweiflung verstehen. Trotzdem erwarte ich einen gewissen Respekt vor dem Grundeigentum anderer. Der Verein führt sich auf, als wäre er der einzige in Rebstein. Wenn man die Vereinslisten anschaut, gibt es ca. 50 Vereine in Rebstein und 40 Vereine in Marbach, die vielleicht auch ihr eignes Clubhaus wünschen oder ihre eigene Sportanlage. Wie zum Beispiel die im Trend liegenden Pumptracks. Die werden hier einfach vergessen und aussen vor gelassen für die Zukunft.

Es trifft natürlich nicht zu, dass die Erschliessung meiner Grundstücke von den Projekten nicht betroffen sein soll. Gemäss den beiden aufgelegten Strassenprojekten hätte die Strassenführung erhebliche Veränderungen erlitten. Bereits die derzeit auf der Birkenaustrasse stehenden – vom FC Rebstein ohne Baubewilligung erstellten und daher rechtswidrigen – Beleuchtungsmasten machen es mir und anderen Landwirten unmöglich, diese Strasse mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu befahren.

Schwerwiegende Mängel

Die beiden Strassenprojekte mussten aufgrund diverser schwerwiegender Mängel von den Gemeinden zurückgezogen werden. Dies wäre kaum nötig gewesen, wenn die Projekte «nach den gültigen Normen» geplant worden wären. Nicht zutreffend ist, dass ich angeblich Grundstücke spekulativ erwerben würde, um Projekte antizipiert zu blockieren. Im Übrigen wäre die Einspracheberechtigung auch ohne die entsprechenden Grundstücke Nr. 258 und 268 gegeben.

Das Gesamtprojekt Birkenau 2025 ist aus meiner Sicht viel zu wenig durchdacht und nicht überzeugend geplant. Deshalb habe ich mich entschlossen, gegen die Projekte in diesem Zusammenhang Rechtsmittel einzulegen. Es geht hier nicht um Ausübung von Druck, sondern um das Recht eines jeden Grundeigentümers, sich gegen Projekte zu wehren, mit denen man nicht einverstanden ist und die die eigenen Rechte beschneiden.

Wirtschaftlich für die Ortsgemeinde eine Chance

Der von mir in diesem Zusammenhang der Ortsgemeinde Rebstein gegenüber angebotene Landtausch wäre nicht nur wirtschaftlich für die Ortsgemeinde eine Chance, sondern würde vor allem den Vereinen eine planerisch klar vorzugswürdige Entwicklung der Sportanlagen ermöglichen, zumal die Grundstücke direkt an die Fussballplätze angrenzen.

Mit freundlichen Grüssen

Urban Kobelt, Marbach

Urban Kobelt; Leserbrief