Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Vorarlberg
28.03.2022
28.03.2022 19:11 Uhr

Mordfall Janine G. – «Medienberichte sind sehr problematisch»

In diesem Entwässerungraben wurde die Leiche der Janine G. aufgefunden. Der Hauptverdächtige schweigt beharrlich.
In diesem Entwässerungraben wurde die Leiche der Janine G. aufgefunden. Der Hauptverdächtige schweigt beharrlich. Bild: neue.at
Jetzt hat sich auch German Bertsch, der Anwalt des 25-jährigen Beschuldigten, der bisher geschwiegen hat, zur Tat geäussert. Und zur schlechten Rolle, in die sein Mandant aufgrund der Medienberichte gedrängt wurde.

Im Mordfall Janine G., deren Leiche man in einem Entwässerungsgraben im Lustenauer Ried gefunden hatte – rheintal24 hat bereits mehrmals berichtet – hat sich in der letzten Woche so einiges getan. Zunächst einmal hatte der Haftrichter am Landesgericht Feldkirch die über die beiden Beschuldigten verhängte Untersuchungshaft aufgrund der inzwischen drückenden Beweislage verlängert.

Gerichtsmedizinische Gutachten

Die von der Staatsanwaltschaft beantragten toxikologischen und gerichtsmedizinischen Gutachten sind noch nicht eingetroffen. Ob es auch zu einer gerichtspsychiatrischen Begutachtung komme, ist noch nicht entschieden. Bis zur Bekanntgabe der Anklageschrift kann es noch einige Monate dauern.

Der Feldkircher Strafrechtsspezialist Rechtsanwalt German Bertsch hat bekannt gegeben, dass er den 25-jährigen Beschuldigten verteidigen werde. «Nicht als zugeteilter Verfahrenshelfer, sondern als gewählter Rechtsanwalt.» Wie und ob sich der vom Zweitbeschuldigten schwer belastete 25-jährige Tatverdächtige mittlerweile über die Anschuldigungen äussere, kommentiert Bertsch zunächst deutlich nur mit: «Keine Stellungnahme.»

Medienberichte sehr problematisch

Die bisher in den Medien transportierten Anschuldigungen, mit denen sein Mandant stark belastet werde, begründen sich ausschliesslich auf Aussagen aus dem Vernehmungsprotokoll des 19-Jährigen, der sich bei der Bluttat in die Rolle eines Beobachters geredet hat. «Die Medienberichte sind sehr problematisch. Ich habe den Eindruck, dass der Erstbeschuldigte sehr viel auf meinen Mandanten abschieben möchte, was von hinten bis vorne noch nicht erwiesen ist», so der Strafverteidiger in einem Gespräch mit dem online-Portal vol.at.

Ausserdem übt der Feldkircher Jurist Kritik an der Tatsache, dass diese Informationen den Medien zugespielt wurden. «Diese Vorverurteilungen sind natürlich problematisch, werden die Gerichte aber nicht beeindrucken. Ich bin in ständigem Austausch mit meinem Mandanten und habe ihn auch über die Schwere der Straftat bzw. des Verdachts informiert. Bis jetzt geht er damit ruhig um.»

Noch vor der Verhandlung kommt Aussage

Sein 25-jähriger Mandant werde mutmasslich noch vor der Verhandlung und der Vorlage der Anklageschrift eine Aussage machen, wie sich die Tötung der Janine G. aus seiner Sicht abgespielt habe. Ende April komme es dann zur nächsten Haftprüfung. Bis dahin würden sicher auch weitere Beweisergebnisse vorliegen, so der Strafverteidiger Bertsch.

Ins Visier der Ermittler geraten seien inzwischen auch die Social-Media-Profile. Sowohl der Tatverdächtigen als insbesondere jenes des Opfers. «Auch durch diese Medien ist gegenüber dem Opfer und der Opferfamilie eine Vorverurteilung gegeben. An und für sich ein Wahnsinn und eine Katastrophe. Hierzu wird sich aber sicher der Opferanwalt Stellung nehmen», zeigt sich Rechtsanwalt Bertsch im Interview mit vol.at über die schlechte Rolle seines Mandanten auch in social medias besorgt.  

Es gilt die Unschuldsvermutung. Für beide Tatverdächtige.

rheintal24/gmh/uh