Was war das denn? Illusion oder Wirklichkeit? Harmonie oder Anarchie? Auf jeden Fall wieder einmal ein lohnenswerter Abend im Diogenestheater. Ein Abend voller Poesie, voller Magie, voller Slapstick und einer ganz eigenen Art von Comedians. Ein Abend mit Gilbert und Oleg.
Poetische Zauberei und ein kleiner Anarchist
Köstliche Rollenteilung
Die beiden Comedians, Clowns oder «Möchtegern-Zauberer» Andreas Vettiger und Dominik Rentsch spielten sich am Samstagabend in wenigen Minuten in die Herzen der Besucher im Diogenestheater. Köstlich die Rollenteilung bei den beiden: während der sichtlich überforderte Gilbert verzweifelt versucht, das Programm zu retten, wird er von seinem anarchischen Gegenpol Oleg ständig sabotiert.
Das Programm? Besteht aus der fiktiven Annahme, dass den beiden liebenwerten Tollpatschen die SRF-Sendung «Sternstunde Philosophie» zur Moderation angeboten wurde und sie jetzt im Diogenes einen letzten Probelauf vor der Live-Sendung zum Thema «Illusion und Wirklichkeit» machen müssen.
Video: Ulrike Huber
Was folgt, ist eine Abfolge von absurd genialen oder genial absurden Gags. Slapstick und Tohuwabohu auf der Bühne, ausgelöst natürlich meist durch den grimassierenden Oleg, der an Goethes Zauberlehrling erinnert: Will nur Gutes tun und richtet dabei ständig Chaos an. Treibt seinen Partner Gilbert in den Wahnsinn.
Reine Poesie
Die beiden Clowns bieten aber auch Momente reinster Poesie. Wenn etwa in einer Scherenschnittszene ein Fakir ein Seil aus seinem Korb steigen lässt und ein Junge daran immer weiter emporklettert, bis er im dunklen Himmelszelt verschwindet.
Zahnbürste mutiert zur Klobürste
Dazu kommen Zaubertricks. So verschwindet Oleg einmal auf einer nicht existierenden Treppe, so mutiert die von Besucherin Anna in einer Blackbox ertastete Zahnbürste wundersamer Weise zur Klobürste. Man merkt zu jeder Zeit, dass die Zusammenarbeit von Gilbert und Oleg bereits zwanzig Jahre andauert. Sauberes Timing und klare Rollenverteilung machen aus den Sketches einen dramaturgischen Leckerbissen.
Der ruhende Pol Gilbert agiert besonnen und gibt dem irrwitzig hyperaktiven Oleg die Steilpässe zu seinen Pointen. Was Oleg an Pantomime zeigt, ist schlicht grossartig und erinnert an die unvergesslichen Marx-Brothers. Die im übrigen auch den Anarcho-Humor pflegten. Das Fazit dieses nur schwer vergesslichen Abends: Klamauk steckt in irgendeiner Form in jedem von uns.