Bald ist es soweit. Am 26. November ist nach zwei Jahren Bauzeit die offizielle Eröffnung und am 27. November der «Tag der offenen Tür» des neuen «Zentrums für Geschichte und Kultur» auf der Liegenschaft Prestegg inmitten von Altstätten. Dieses wird künftig von zwei traditionsreichen Altstätter Kulturinstitutionen, dem Museumsverein und dem Diogenes Theater, gemeinsam genutzt. Mit diesem Projekt soll ein kultureller Leuchtturm nicht nur für Altstätten, sondern für das ganze St. Galler Rheintal entstehen.
«Die Räume füllen sich nicht von alleine»
Anspruchsvolles Umbauprojekt
Der Grundgedanke des Umbauprojekts war der Zusammenschluss zweier getrennter Gebäudeflügel zu einem Gebäude, wie Sonja Arnold vom Vorstand des Museumsvereins Prestegg erläuterte. «Das anspruchsvolle Bauprojekt hatte zum Ziel, den denkmalgeschützten, barocken Süd- und Westflügel mit dem grossteils aus dem 19. Jahrhundert stammenden Nordbau zu verbinden. Während der historische Teil nur leicht renoviert wurde, wurde der Nordflügel kernsaniert und erhielt dadurch komplett neue Räumlichkeiten für den Museums- und Theaterbetrieb.»
Dazu einen grosszügigen neuen Eingangsbereich mit kleinem Museumscafé. Die Ausstellungsräume des Museums verteilen sich nun auf den gesamten Gebäudekomplex, der neue Theatersaal mit 120 Sitzplätzen wurde im Nordflügel realisiert. Angeschlossen an den Theatersaal ist der Regieraum, die modern ausgestattete Künstlergarderobe sowie ein Foyer mit Bar.
Neue Arbeitsräume für das Museum
Museumsleiterin und Kuratorin Caroline Schärli erläuterte das weitere Raumprogramm. „Im ersten Obergeschoss sind neue Arbeitsräume für das Museum geschaffen worden. In demselben Geschoss ist ein neues «Atelier» für die gemeinsame Nutzung von Theater und Museum entstanden. Ein Workshop für Proben, Gruppenarbeiten und Schulungen.
Das zweite Obergeschoss und das Dachgeschoss wurden zu grossen und einladenden Ausstellungsräumen umgebaut, wogegen der repräsentative mit aufwändigen Deckengemälden ausgestattete Göttersaal im Südflügel in seiner prächtigen Ausstrahlung erhalten ist und künftig auch als Trauzimmer der Stadt Altstätten genutzt wird.
Neu gestaltete Remise
Die neu gestaltete Remise im Erdgeschoss des Südflügels kann für Apéros, unterschiedliche Festlichkeiten oder als Veranstaltungsraum gemietet werden. Die ganze Liegenschaft ist durch einen Lift behindertengerecht erschlossen und mit neuen sanitären Anlagen ausgestattet.
Ausserdem entstand mit der grosszügig gestalteten Gartenanlage und dem markanten und geschützten Kastanienbaum, ein lärmgeschützter, dreiseitig umschlossener Hof, der demjenigen von 1788 gleicht und in dem künftig vielfältige kulturelle Veranstaltungen angeboten werden, wie René Wuffli, Programmdirektor des Diogenestheaters erläuterte. Denn auch das Diogenes wird diesen Hof für Freilichtaufführungen nutzen.
Kosten von rund 8 Millionen Franken
Das Umbauprojekt der Liegenschaft Prestegg verursachte Investitionskosten von rund 8 Millionen Franken. Davon übernahmen die Stadt Altstätten 2,5 Millionen Franken, der Kanton St. Gallen über den Lotteriefonds 2,5 Millionen Franken, der Museumsverein rund 2.5 Mio Franken sowie das Diogenes Theater rund 360´000 Franken.
Die restlichen Mittel von Museumsverein und Diogenes Theater wurden im Fundraising und durch Kredite aufgebracht, wobei der grösste Teil davon aus grosszügigen Spenden stammt. Eigentümerin der Liegenschaft Prestegg ist der Museumsverein; das Diogenes Theater ist eingemietet, wobei es die Ton- und Lichttechnik, die Bestuhlung und die Bühnenausstattung selbst finanzierte.
Tag der offenen Tür
Am Freitag, 26. November, findet die offizielle Neueröffnung der Liegenschaft Prestegg mit geladenen Gästen und der Beteiligung von Regierungsrätin Laura Bucher und Gardi Hutter u. a. statt. Am Samstag, 27. November, laden Museum und Theater ab 12.00 Uhr die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür ein.
René Wuffli: «Dabei stehen den ganzen Tag bis ca. 22.00 Uhr eine Sonderausstellung, Gebäudeführungen, Workshops für Kinder und Erwachsene, Kindertheater und Gastspiele auf dem vielfältigen Programm. Im neuen Theatersaal gastieren Goran Kovacevic, das Tanztheater Rigolo mit der weltbekannten Sanddorn-Balance, das Trio Anderscht sowie Crimer mit einer Karaoke-Show. Zudem spielt das Kindertheater Philothea «So ein Fest» für Kinder ab vier Jahren. Begleitet wird der Tag der offenen Tür ganztags mit einer Festwirtschaft.» Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos
Einblick in die neuen Räume
Das Museum zeigt unter dem Titel «Die Prestegg im Wandel» zur Eröffnung des Zentrums für Geschichte und Kultur eine Sonderausstellung, in der anhand von Bildern und Exponaten die wechselvolle Bau- und Nutzungsgeschichte der Prestegg vom Mittelalter bis heute und viel Spannendes zum Umbauprojekt und zum Museum in Gegenwart und Zukunft gezeigt wird.
Kuratorin Caroline Schärli verwies darauf, dass aufgrund der Verspätung der Bauarbeiten und der Lieferschwierigkeiten für manche Produkte die Ausstellungen bei der Eröffnung sicher noch nicht vollständig sein werden. „Die Räume füllen sich nicht von alleine. Die Ausstellungsstücke werden nach und nach komplettiert werden.“ Kein Wunder, denn die neuen Ausstellungsräumlichkeiten sind wesentlich grösser als im bisherigen Museum Prestegg.
Die Administrationsleiter des Museums Klaudia Barthelme ergänzte: «Neben Ausstellungsführungen werden Gebäuderundgänge – einer auch in Englisch – angeboten, die Einblicke in die neuen Räume sowie den neuen Museumsbetrieb geben, bei einer Fokusführung Barock liegt das Hauptaugenmerk auf den barocken Gestaltungsprinzipien in der Architektur der Prestegg und der Deckenmalerei des Göttersaals. Unter dem Titel «Baustelle Denkmal» bietet das Museum einen Familienworkshop an zum Thema Denkmalschutz.»
«Der noch 2012 geprüfte Umbau des alten Diogenestheaters wäre nicht sinnvoll gewesen», blickte Diogenes-Präsident Michel Bawidamann zurück, «daher haben wir 2015 mit dem Gemeindepräsidenten mehrere als neuen Standort in Frage kommende Liegenschaften besichtigt. Das Schloss Prestegg war eine davon und nachdem eine Studie das Projekt als machbar beschrieb, haben wir dann gemeinsam mit dem Museumsverein diesen Weg verfolgt. Der neue Saal wird bis zu 150 Besucher fassen können.»
Es sei vorweggenommen: Die Theaterbesucher werden von den neuen Räumlichkeiten begeistert sein.