«Früher war mehr Strand». So lautete das verheissungsvolle Thema einer Lesung von Hans-Peter Enderli mit musikalischer Begleitung von Tiina Thomson & Andi Loser. Ein vergnüglicher Leseabend, den, wie schon in den Jahren zuvor von pro Cultura Rebstein mit Elisabeth Graf veranstaltet wurde.
«Der kleine Nick» und die Abführschokolade
Saal mit alten Generälen
Diesmal hatte man sich wieder für den Gasthof Hub oberhalb von Rebstein als Veranstaltungsort entschieden. Ein alter Saal mit dunkler Holztäfelung. Mit Portraits alter Schweizer Armeegeneräle, wie General Guisan, an den Wänden. Die Zeit scheint hier seit vielen Jahrzehnten stillgestanden zu sein. Eine wunderbare Atmosphäre für die Lesung origineller Urlaubsgeschichten, die von Hans-Peter Enderli liebevoll zusammengestellt worden waren.
Am Freitag bereits gut besucht, war das «Hub» am Samstag voll besetzt. Schmunzelnd, kichernd, aber jedenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen folgten die Zuhörer der sonoren, tragenden Stimme von Enderli auf ihren Ausflügen in heitere, manchmal etwas makabre und stets hintergründige Feriengeschichten.
Erstmals im Leben auf Urlaub
Wie etwa die Story über einen gestressten Taxiunternehmer, der erstmals in seinem Leben Urlaub machte, und ausgerechnet in der wohl schlechtesten Pension mit den schlechtesten Hausgästen an der Nordsee landete. Zwei Wochen voller Regen, Sonnenbrand, voller Lärm und Leid und Unbehagen verlangten nach einer kleinen Rache an dem ständig im Nachbarzimmer stöhnenden Liebespaar, den lärmenden Bälgern, dem puritanischen Sparkassendirektor und dem Pensionswirt, die dem Taxler alle zusammen den Urlaub gründlich verdorben hatten.
So veranstaltete er am letzten Abend im Gemeinschaftsraum ein Quiz, in dem jeder ein Stückchen Schokolade gewinnen konnte, schloss die Gesellschaft in dem Raum über Nacht ein und sicherte, dass am Morgen der Pöstler mit dem Schlüssel auftauchen würde. Eine Nacht voller Rache und den Folgen von Abführschokolade…
Ostertage bei Oma
Oder die Geschichte, wie der kleine Nick mit seinen Eltern die Ostertage bei seiner Oma verbrachte. Herrliche Tage für den kleinen Nick, aber die Hölle für seinen Papa, der bei Oma alle die mühsamen Arbeiten verrichten musste, die man anderen Leuten an Feiertagen doch nicht zumuten konnte.
Köstlich und mit viel schwarzem Humor auch die von Hans-Peter Enderli selbst getextete Episode einer Kreuzfahrtschiffsreise. «Captain´s Dinner» stellt sich als Anleitung für eine frustrierte Gattin heraus, die eine günstige Gelegenheit zur Beseitigung ihres Gemahls nutzt.
Streichelweich gebürstet
Diese Geschichten wechselten sich mit den wunderbaren Musikstücken von Tiina Thomson und Andi Loser ab. Estnische Liebeslieder, russische Volksweisen, aber auch ein streichelweich gebürstetes «Smoke on the water» boten ein schönes musikalisches Erlebnis.
Wer Hans-Peter Enderli & Co bei einer Lesung erleben will, dem sei zu einem Besuch des Dreh-Restaurants am Hohen Kasten geraten. Und zwar am 12.11. oder 13.11. oder am 20.11.2021, wenn es heisst «Schreck mit Dreh» – eine überirdische Aufführung.