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Kommentar
Gesundheit
19.10.2021
19.10.2021 17:49 Uhr

Jeder ist seines Glückes Schmied

Ist Corona bald Privatsache jedes Einzelnen?
Ist Corona bald Privatsache jedes Einzelnen? Bild: vienna.at
Es ist eine Besonderheit unserer schönen Schweiz, dass vom Nationalrat beschlossene Gesetze durch Volksentscheid wieder rückgängig gemacht werden können. Ein Kommentar von Gerhard M. Huber.

Die Hilfsgelder für die Betroffenen der Coronapandemie sind bereits grossteils verteilt. Das Covidzertifikat für Getestete, Genesene und Geimpfte hat sich bewährt. Hat grössere Veranstaltungen wieder planbar und durchführbar gemacht, hat wieder Leben in die Kulturszene gebracht. Und hat uns wieder einen friktionsfreien Grenzverkehr ermöglicht.

Nirwana der gescheiterten Entwürfe

Sowohl die Auszahlung der Hilfsgelder als auch das Covid-Zertifikat sind aufgrund der gesetzlichen Grundlage des Covid-19-Gesetzes legalisiert und durchgeführt worden. Und jetzt soll dieses Gesetz einfach wieder im Nirwana der gescheiterten Entwürfe verschwinden? Sich in Luft auflösen?

Die Unterstützer dieses Unterfangens haben wohl zu kurz gedacht. Sollen bei einer Ablehnung des Covid-19-Gesetzes am 28. November alle Massnahmen, die aufgrund dieser gesetzlichen Grundlage erfolgt sind, wieder wegfallen, da ihnen eben diese Grundlage entzogen wird? Das perfekte Chaos wäre die Folge. Und die Insolvenz vieler Wirtschaftstreibender und Kulturschaffender, die die ihnen als Übergangs- und Überlebenshilfe gewährten Hilfsgelder womöglich sogar zurückzahlen müssten.

Ein weiteres Mal in die Zwangspause geschickt

Die Kulturszene würde aufgrund der bei einem Wegfall der Gültigkeit der Zertifikate und der dann nicht mehr möglichen Durchführung von Veranstaltungen unter Zertifikatspflicht ein weiteres Mal in eine Zwangspause geschickt. Den sich inzwischen in der klaren Mehrheit der Bevölkerung befindlichen Geimpften und Genesenen würde die mühsam erlangte Freiheit wieder weggenommen.

Zurück zu Masken, Zugangsbeschränkungen, Hausarrest vulgo Quarantäne, zurück zum Abstand halten, zurück zu dämlichen Handschlagsersatzhandlungen wie dem Ellbogengruss. Zurück in düstere Vorimpfzeiten, die wohl kaum einer von uns in guter Erinnerung hat.

Und die lieben Covid-19-Gesetz-Gegner würden sich noch wundern, wenn ihr Begehren, das der Feder von «Dr. Seltsam» entsprungen sein könnte, womöglich wirklich von der Mehrheit der Abstimmenden mit einem «Nein» geteilt würde. Urlaub im Ausland? Praktisch unmöglich, da die weitaus meisten Staaten inzwischen 3G-Kontrollen eingeführt haben. Und die Schweizer Zertifikate mit der gesetzlichen Grundlage auch ihre Gültigkeit verlieren würden.

Es nervt ganz einfach

Ganz ehrlich, mich nervt es inzwischen ganz einfach, wenn ich zur Verhinderung einer Ansteckungsgefahr für die freiwillig Ungeimpften immer noch in Geschäften und Einkaufszentren und bei kleineren Veranstaltungen mit Maske durch die Gegend laufen muss. Die Ungeimpften jammern ja immer, dass die Covid-Beschränkungen unsolidarisch sind. In Wahrheit zwingen sie alle bereits durch Genesung und Immunisierung weitgehend vor einem schweren Coronaverlauf in Sicherheit befindlichen Mitbürger, sich weiterhin dem Coronaregime zu beugen. Damit die Ungeimpften vor Ansteckung geschützt sind. Wer ist denn da unsolidarisch?

Aber Hey, die Covid-Gesetzgebung ist ja auch die Grundlage für die Verfügungen über Maskenzwang, Besucherobergrenzen und das ganze Coronabrimborium. Das aber - vergessen wir das nicht - in den Zeiten vor der Impfmöglichkeit dafür gesorgt hat, dass die Schweiz im internationalen Vergleich recht gut durch die Pandemie gekommen ist.

Alle Einschränkungen fallen weg

Bei einer Ablehnung des Covid-19-Gesetzes würden also auch, wie von den Coronamassnahmengegnern gewünscht, alle derzeit noch in Kraft befindlichen Einschränkungen wegfallen. Und die Prophezeihung des «gefallenen Politengels» Sebastian Kurz vom Sommer dieses Jahres wahr werden: «Wenn alle die Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen, muss Corona zur Privatsache werden.» Oder anders gesagt, jeder ist selbst seines Glückes Schmied.

Meine Meinung - und Ihre?

Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24

rheintal24/gmh/uh
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