Sonntag ist Abstimmungstag. Und damit «High Noon» in Thal. Nach dem Rücktritt von Gemeindepräsident Felix Wüst ist das Amt neu zu besetzen. Und aus dem Duell zwischen dem von der Findungskommission des Gemeinderates einstimmig empfohlenen Matthias Gehring (SVP), der bisher in einer Thurgauer Gemeinde den Präsidenten stellte, und seinem parteilosen Widersacher Michael Fitzi, wurde durch die erste Ende August erfolgte Bekanntmachung, dass Simon Diezi (FDP) als «wilder Kandidat» dazukomme, ein neudeutsch so genanntes «Triell».
Aus zwei mach drei bei Thaler Gemeindepräsidentenwahl
Seltsam anmutende Vorgänge
Gleich drei Kandidaten duellieren (oder heisst es jetzt triellieren?) sich daher am kommenden Sonntag um das Amt des Gemeindepräsidenten. Wobei die Vorgänge, die zu dieser Konstellation geführt haben, schon etwas seltsam anmuten.
Denn nachdem Gemeindepräsident Felix Wüst die ständigen Konfrontationen mit den CVP-Vertretern im Gemeinderat verleidet waren und er Anfang Jahres seinen Rücktritt auf Ende Oktober verkündete, hatte der Gemeinderat eine «Findungskommission» einberufen, um einen oder mehrere geeignete Kandidaten zu finden und zu nominieren.
Headhunting durch Personalvermittlungsagentur
Wobei diese Findungskommission nicht selber suchte und fand, sondern diese Tätigkeit der Personalvermittlungsagentur «Premium Job» als Head Hunter übertragen hat. Diese Agentur hat dann Matthias Gehring, den aktuellen Gemeindepräsidenten des 1800 Einwohner starken Dorfes Hauptwil-Gottshaus im Thurgauischen ausfindig gemacht.
Der zuletzt in die Wahlschlacht eingestiegene 44-jährige Simon Diezi, ein «echter» Thaler hatte ebenfalls seine Bewerbungsunterlagen rechtzeitig an die Personalvermittlungsagentur eingereicht, es sei jedoch nicht einmal zu einem Bewerbungsgespräch gekommen.
Gegen Unterstellungen gewehrt
Die Findungskommission der Gemeinde hat sich inzwischen schriftlich gegen die Unterstellung, man habe im Vorhinein entschieden, Bewerbungen aus Thal zu ignorieren, gewehrt. «Im Auswahlverfahren hat sich gezeigt, dass es unter den Bewerbenden Kandidaten gab, die das Anforderungsprofil deutlich besser erfüllten (als Simon Diezi, Anm.der Red.) und daher diese zu Bewerbungsgesprächen eingeladen wurden.»
Jedenfalls wurde von der Findungskommission und dem Gemeinderat der von der Personalvermittlung vorgeschlagene Matthias Gehring zum «offiziellen» Kandidaten auserkoren. Zu Gehring gesellte sich dann auf eigene Initiative noch der Staader Michael Fitzi, der bereits früher erfolglos für dieses Amt kandidiert hatte. Diese beiden werden auch auf dem Wahlzettel stehen.
«Überparteiliches Komitee»
In der FDP, die den bisher amtierenden Gemeindepräsidenten Felix Wüst stellte, war man im nachhinein nicht glücklich über die gefallene Entscheidung für Matthias Gehring. Als die Kandidatenakten zur Auswahl vorgelegt worden seien, seien keine Parteizugehörigkeiten ersichtlich gewesen. Weshalb man letztlich als «überparteiliches» Komitee an der Kandidatur des FDP-Mannes sehr interessiert gewesen sei und diesen unterstütze. So ist jedenfalls aus für gewöhnlich gut informierten Quellen zu erfahren.
Ein grosses Manko für Simon Diezi gibt es: er steht nicht auf dem Wahlzettel. Sein Name muss durch den Abstimmenden extra von Hand in die leere Zeile geschrieben werden. Dennoch gehen die Thaler Auguren davon aus, dass Diezi zumindest den zweiten Wahlgang erreichen wird und dort dann die besten Chancen hat, die notwendige Mehrheit zu erhalten.
Bitteres Szenario
Unter Umständen ein bitteres Szenario für Matthias Gehring, der seinen Job als Gemeindepräsident in Hauptwil-Gottshaus der vermeintlich besseren Karrierechancen in Thal zuliebe bereits aufgekündigt haben soll und in Thal auf Immobiliensuche sei.
Es ist anzunehmen, dass es da im Hintergrund bereits relativ verbindliche Zusagen von Ortparteigranden gegeben haben muss.