Samstagnachmittag auf der Allmend. Zwei tapfere Wachleute bewachen mit ihren Hellebarden das Tor zum mittelalterlichen Markt, der für dieses Wochenende in Alstätten Station macht. Der Chronist des Rheintals begehrt Einlass, der ihm jedoch verwehrt wird, da er vergessen hat, den Eintrittstaler zu zahlen.
Wie in den Zeiten von Burgfräuleins und Minnesängern
Ein Eintrittstaler muss es sein
Zum Glück sitzt in der Wechselstube eine holde Maid, die mit flinken Fingern den Taler in ihrem Schürzrock verschwinden und ein neumodisches Armband aus dem exotischen Stoff Papier am Arm des Chronisten befestigt.
Dieses Papier muss Zauberwirkung haben, denn bereitwillig heben die beiden Wächter ihre Hellebarden und lassen den Gast in die mittelalterliche Kulisse eintreten. Wo sich gar Sonderbares tut. Denn neuzeitliche Menschen aus Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz sind mit ihren stinkenden Benzinkutschen angereist und verleben die Tage des Marktes in Altstätten im Gewand der Zeit, als es noch Minnesang, dralle Schankmaiden und echte Rittersleut gab.
Hehre Schlachtrösser und das gemeine Volk
Dieselben waren aber an diesem Wochenende samt ihren hehren Schlachtrossen nicht auszumachen. Vermutlich waren sie gerade auf Kreuzzug im Heiligen Land. Dafür durfte sich das gewöhnlich Volk, die Bauern und Landknechte, mit Spezereien und Kehlenbefeuchtern eindecken.
Spass beiseite. Es war ein schöner Anblick, wie die vielen Leutchen, die sich an einigen Wochenenden im Jahr an verschiedenen Orten treffen, um ihre Lust am Mittelalter auszuleben, die Allmend in Altstätten verzauberten. Schade nur, dass es das Wetter dem «finsteren» Mittelalter nachmachte und kalt, finster und regnerisch war.
Alter Destillierkolben
«Alles, was ich auf dem Mittelaltermarkt anbiete, sind handwerklich selbst hergestellte Sachen», erzählt Jaqueline Heise, die an einem Verkaufsstand, der tatsächlich auch vor 800 Jahren auf einem Markt stehen hätte können, selbstgemachte Räucherstäbli, Harzsalben und sonstige alte Heilmittel anbietet. Vor allem aber ätherische Öle, die sie in ihrem alten Destillierkolben selbst herstellt, sodass es ein Hydrolat gibt.
Ihr Gatte Thomas Heise hat sich der Herstellung von «Met» gewidmet. Jenem alkoholischen Getränk, das schon in der Steinzeit, in Mesopotamien und später auch bei den Wikingern bekannt war. «Ich habe einmal Met probiert und gleich gewusst, das ist mein Getränk», erzählt der in stilechten Holzschuhen mit Heueinlage stehende Marketender. Er stellt seither selbst Met her. In Kleinmengen und ohne chemische Hilfsmittel. Was drinnen ist in diesem Gebräu? Honig, Wasser und Hefe. Was gut gemischt ja nach kurzer Zeit zu gären beginnt. Die Götter sollen es erfunden haben...