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Altstätten
28.08.2021

Wie in den Zeiten von Burgfräuleins und Minnesängern

Die Familie Heise mit ihrem stilechten Sortiment aus Met und alten Heilmitteln
Die Familie Heise mit ihrem stilechten Sortiment aus Met und alten Heilmitteln Bild: Ulrike Huber
Auf der Allmend in Altstätten herrscht an diesem Wochenende wunderlicher Betrieb. Mittelalterlich gekleidete Marketenderinnen, Torwächter und Handwerker boten ein liebreizend Bild.

Samstagnachmittag auf der Allmend. Zwei tapfere Wachleute bewachen mit ihren Hellebarden das Tor zum mittelalterlichen Markt, der für dieses Wochenende in Alstätten Station macht. Der Chronist des Rheintals begehrt Einlass, der ihm jedoch verwehrt wird, da er vergessen hat, den Eintrittstaler zu zahlen.

Zwei tapfere Wachleute bewachen den Eingang durch das Stadttor zum Marktviertel Bild: Ulrike Huber

Ein Eintrittstaler muss es sein

Zum Glück sitzt in der Wechselstube eine holde Maid, die mit flinken Fingern den Taler in ihrem Schürzrock verschwinden und ein neumodisches Armband aus dem exotischen Stoff Papier am Arm des Chronisten befestigt.

  • Ein italienischer Rittersmann Bild: Ulrike Huber
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  • Die Gemütlichkeit des Lebens zur Zeit von Burgfräuleins und Minnesängern Bild: Ulrike Huber
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Dieses Papier muss Zauberwirkung haben, denn bereitwillig heben die beiden Wächter ihre Hellebarden und lassen den Gast in die mittelalterliche Kulisse eintreten. Wo sich gar Sonderbares tut. Denn neuzeitliche Menschen aus Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz sind mit ihren stinkenden Benzinkutschen angereist und verleben die Tage des Marktes in Altstätten im Gewand der Zeit, als es noch Minnesang, dralle Schankmaiden und echte Rittersleut gab.

  • Bei Familie Heise kann man viele Sorten von Met trinken, und gleich ein ätherisches Öl gegen den Kater erwerben Bild: Ulrike Huber
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  • Der alte Destillierkolben zur Gewinnung der ätherischen Öle Bild: Ulrike Huber
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Hehre Schlachtrösser und das gemeine Volk

Dieselben waren aber an diesem Wochenende samt ihren hehren Schlachtrossen nicht auszumachen. Vermutlich waren sie gerade auf Kreuzzug im Heiligen Land. Dafür durfte sich das gewöhnlich Volk, die Bauern und Landknechte, mit Spezereien und Kehlenbefeuchtern eindecken.

Ein Schreinersmann hat seine fahrende Werkstatt aufgebaut Bild: Ulrike Huber

Spass beiseite. Es war ein schöner Anblick, wie die vielen Leutchen, die sich an einigen Wochenenden im Jahr an verschiedenen Orten treffen, um ihre Lust am Mittelalter auszuleben, die Allmend in Altstätten verzauberten. Schade nur, dass es das Wetter dem «finsteren» Mittelalter nachmachte und kalt, finster und regnerisch war.

Der Schmied plaudert gerne über seine Fertigkeiten Bild: Ulrike Huber

Alter Destillierkolben

«Alles, was ich auf dem Mittelaltermarkt anbiete, sind handwerklich selbst hergestellte Sachen», erzählt Jaqueline Heise, die an einem Verkaufsstand, der tatsächlich auch vor 800 Jahren auf einem Markt stehen hätte können, selbstgemachte Räucherstäbli, Harzsalben und sonstige alte Heilmittel anbietet. Vor allem aber ätherische Öle, die sie in ihrem alten Destillierkolben selbst herstellt, sodass es ein Hydrolat gibt.

Und in der Taverne bekommen alle Dürstenden das, was sie zu trinken wollen Bild: Ulrike Huber

Ihr Gatte Thomas Heise hat sich der Herstellung von «Met» gewidmet. Jenem alkoholischen Getränk, das schon in der Steinzeit, in Mesopotamien und später auch bei den Wikingern bekannt war. «Ich habe einmal Met probiert und gleich gewusst, das ist mein Getränk», erzählt der in stilechten Holzschuhen mit Heueinlage stehende Marketender. Er stellt seither selbst Met her. In Kleinmengen und ohne chemische Hilfsmittel. Was drinnen ist in diesem Gebräu? Honig, Wasser und Hefe. Was gut gemischt ja nach kurzer Zeit zu gären beginnt. Die Götter sollen es erfunden haben...

rheintal24/gmh/uh
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