Sion-Spieler Geoffroy Serey Die platzte vor laufender TV-Kamera der Kragen: «Sie haben rassistische Dinge gesagt und Affenlaute gemacht. Es brachte ihn zum Weinen.» Gemeint war Teamkollege Timothy Fayulu. Der Sion-Hüter war nach dem Schlusspfiff des Super-League-Spiels in St.Gallen offenbar aus dem Publikum beleidigt worden, berichtet SRF.
Sion-Präsident Christian Constantin zum «Blick»: «Tim weinte nach dem Spiel wegen der Beleidigungen. St.Galler Fans hätten ihn als ‹Affen› und ‹Neger› traktiert.» Und das sei nicht alles. «Auch unsere Assistenztrainer Amar Boumilat kriegte sein Fett weg. Von den Rängen. Aber auch von Leuten, die auf dem Feld standen. Ich habe klar und deutlich ein ‹Affe› und ein ‹Scheissaraber› gehört», so CC.
Beide Seiten schreien sich an
St.-Gallen-Verteidiger Nicolas Lüchinger, der von Serey Die während eines SRF-Interviews auf den Vorfall angesprochen wurde, reagierte konsterniert. «Das ist unterste Schublade und darf nicht toleriert werden.» Es sei leider nicht das erste Mal, dass solches im Fussball, im Stadion passiere. Die Partie hatte nach dem späten 1:1-Ausgleich der Gäste turbulent geendet, es bildeten sich Rudel, aufgeladene Spieler beider Seiten schrien sich an.
Über den Wortlaut der mutmasslichen rassistischen Beleidung Fayulus wurde nichts bekannt. Die Vorwürfe wurden von Sion-Akteur Filip Stojilkovic im SRF-Interview bekräftigt. «Es stimmt. Dass diese Fans dies tun, ist nicht fair», so der Stürmer. Der FC Sion sagte Fayulu seine volle Unterstützung zu. Man hoffe, es würden Sanktionen verhängt, schrieben die Walliser in einem Tweet.
Kartenflut – auch für Zeidler
Von einem Nachspiel kann ausgegangen werden: Als sich die Szenerie leicht beruhigte, zückte Schiedsrichter Lukas Fähndrich mehrfach die Karte. Verwarnt wurden unter anderem Fayulu selbst und St.Gallen-Trainer Peter Zeidler. Ein Funktionär des FCSG sah die rote Karte. Von Fähndrichs Rapport dürfte abhängen, wie die Liga reagiert.
Zeidler, der in ein Rencontre mit Barthélémy Constantin geriet und während der Auseinandersetzungen gestossen wurde, sagte nach der Partie, Rassismus habe beim FCSG niemals Platz. Der Klub unternehme auf allen Stufen viel dagegen. Lematin.ch zitierte den deutschen Trainer aber auch mit den Worten: «Ich weiss nicht, was Timothy wirklich gehört hat. Seine Aussagen sind nur Spekulation.»
Möglich wäre etwa, dass Fayulu das traditionelle «Hu-Hu-Hurensohn», das an den Schiedsrichter gerichtet war, missverstanden hat.
Hüppi verurteilt einmal mehr
Allerdings wäre es nicht der erste Vorfall dieser Art in St.Gallen. Erst letztes Jahr hatte ein Zuschauer im Kybunpark den FCZ-Spieler Aiyegun Tosin rassistisch beleidigt. Der FCSG musste deshalb eine Busse von 5000 Franken bezahlen.
Präsident Matthias Hüppi wandte sich in einem offenen Brief an die (nicht aufgespürte) Person und sprach von einer «niederträchtigen» Behandlung in «absolut inakzeptabler Weise». Auch heute reagiert er ähnlich auf die Vorfälle (siehe Stellungnahme).