Die Partei «die Grünen» in Vorarlberg, immerhin Koalitionspartner in der türkis-grünen Regierung im Bregenzer Landhaus, fallen ihrem Regierungschef Markus Wallner von der ÖVP in einer Pressekonferenz in den Rücken. Während Landeshauptmann Wallner eine zügige Umsetzung der nach vielen Jahrzehnten endlich als anscheinend mehrheitlich durchsetzbaren Variante CP der Trassenführung der Schnellstrasse S18 präferiert, bekommt er von seinem «Regierungspartner» ein Scheit nach dem anderen zwischen die Beine geworfen.
Die Ländle-Grünen treiben es bunt: Nein zur S18

Neue Wege suchen
Wie jetzt wieder bei einer am Donnerstag stattgefundenen Pressekonferenz der Grünen, in der sie ihrer Überzeugung Ausdruck verliehen haben, dass alte Verkehrskonzepte nicht mehr funktionieren. Man müsse neue Wege suchen. Neue Wege, die sogleich in einem Bündel von Vorschlägen präsentiert wurden.
Da war die Rede von einer Kombination von mehreren Projekten, wie die Grünen-Landessprecherin Eva Hammerer und ihr Stellvertreter Bernie Weber betonten. Diese Kombination soll eine schnellere Entlastung bringen. Man müsse auf nachhaltigere und intelligentere Angebote setzen.

Nein zur S18
Wie etwa den Ausbau der Fahrradwege und des öffentlichen Verkehrsnetzes, mehr Carsharing und eine digitale App auf dem Handy, die alle diese Angebote auf einen Klick verfügbar mache. Dazu soll das Radnetz gestärkt werden. Wie aber diese begrüssenswerten Massnahmen den Transitverkehr erträglicher machen sollten, wurde nicht erläutert. Vielmehr bekräftigten Die Grünen ihr striktes Nein zur geplanten Schnellstrassenverbindung zur Schweiz.
Statt der 1.5 Milliarden teuren geplanten S18 schlagen sie eine Kombination von mehreren Massnahmen vor. Einen Knoten zur Auffahrt beim Bruggerloch nach St.Margrethen, eine Tunnellösung zwischen Hohenems und Diepoldsau, die Versetzung der Rheinbrücke Au-Lustenau nach Süden, eine «Routenbindung für LKWs» und die Verbannung von Kiestransporten, die von Süddeutschland in die Schweiz fahren.

Der Kommentar zur Zeit
Liebe Diepoldsauer, liebe St.Margrethner, liebe Kriessener, liebe Oberrieter, und alle, die sonst noch vom Fehlen einer übergeordneten, leistungsfähigen Transitroute zwischen Österreich und der Schweiz betroffen sind. Die schlechte Nachricht: Ihr werdet noch Jahrzehnte unter der enormen Verkehrsbelastung leiden, weil sich der Verkehr auf der internationalen Route zwischen München und Zürich, zwischen dem südöstlichen Deutschland und der Schweiz, zwischen den beiden Seiten des Rheintals durch euer Dorf zwängt.
Noch länger keine Entscheidung
Denn so entgegengesetzt, wie sich die beiden «Regierungs- und Koalitionspartner» in Vorarlberg derzeit zur endlich erarbeiteten und umsetzbaren Trassenvariante CP der Schnellstrasse S18 verhalten, ist aus Vorarlberg und dem fernen Wien noch länger nicht mit einer Entscheidung für die dringend notwendige Umsetzung dieses übergeordneten Verkehrsweges zu rechnen.
Da werden derzeit im benachbarten Ländle lieber lustige Pläne auf Kosten und ohne Mitsprache der Schweiz gemacht. Die Friedensbrücke zwischen Lustenau und Au, die derzeit die Hauptlast des Transitverkehrs trägt, nach Süden versetzen? Ja, genau. Und am liebsten wohl im Schweizer Riet dann eine LKW-Zollabfertigung bauen. Und wo genau diese Brücke situiert wird und wo dann auf Schweizer Seite eine komplett neue Verkehrsinfrastruktur gebaut werden muss, ist doch eh schon egal.
Geld spielt keine Rolle
Schliesslich haben die Schweizer ja schon in den Sechzigerjahren, als sie beim Bruggerloch in Absprache mit den Österreichern einen seit damals nicht genutzten Autobahnanschluss auf eigene Kosten gebaut haben, bewiesen, dass Geld keine Rolle spielt. Aber halt, jetzt haben die Grünen im Ländle ja die grossartige Idee beim Bruggerloch einen Knoten zu bauen, der dann mit dem alten Anschluss auf Schweizer Seite verbunden werden. Super Idee! Nur, wie soll der Transitverkehr zu diesem Knoten finden? Etwa doch mit neuen Strassen?
Nein, bei dieser typisch österreichischen Wurschtelei wird es nie was werden mit einer Verkehrsentlastung des unteren und mittleren Rheintals. Da bildet man grossartig gemeinsam mit den gutgläubigen Schweizer Lokalpolitikern die Agglomeration Rheintal, forciert dort gemeinsame Projekte, nur um dann wieder mit dem Ausstieg zu drohen, sobald sich der Wind ein bisschen dreht. Wie es etwa der Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger schon getan hat, als eine tatsächlcihe Verwirklichung der Unterflurlösung für Diepoldsau angedacht wurde.
Seien wir froh, dass weitsichtige und innovative Menschen vor Jahrzehnten wenigstens die beiden Autobahnen auf beiden Seiten des Rheins durch- und umgesetzt haben. Sonst würden wir jetzt nicht nur von Ost nach West, sondern auch von Nord nach Süd im Stau in den Dörfern stehen.
Meine Meinung, und Ihre?
Dr. Gerhard M. Huber
Chefredaktor rheintal24.ch