«Schon vor längerer Zeit haben wir vom Verkehrsverein beschlossen, diese Bundesfeier durchzuführen», berichtete VV-Interimspräsident und Stadtrat Toni Loher bei seiner Begrüssung der zahlreichen Altstätter, die der Einladung zur Bundesfeier gefolgt waren. «Ein einstimmiges Ja ohne Diskussion. Die einzige Konzession an Corona: wenn Sie zu den anderen Tischen gehen, bitte mit Maske und Abstände einhalten. Und da wir hier noch nicht singen dürfen, wird der Schweizer Psalm von Raphael Frei auf seinem Saxophon instrumental gespielt.»
Wie ist es heute, Frau zu sein?
Verschiedene Jazzinterpretationen
Was der Saxophonist dann auch tat. Und wie! Mit seinen verschiedenen Jazz-Interpretationen der Nationalhymne begeisterte er alle Anwesenden mindestens genauso wie die «Kapelle Alphöttli», die den Abend musikalisch begleitete. Die drei Appenzeller Musiker verstanden es, mit ihrer ländlichen Musik die Veranstaltung angenehm, stets im Hintergrund bleibend und für eine gute Stimmung sorgend zu begleiten.
Die Festrede wurde dieses Jahr von einer Frau gehalten. Passend zum Jubiläum «Fünfzig Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz». Sonja Zünd-Hagmann, Primarlehrerin, Hausfrau und für viele Musikliebhaber als ausgezeichnete Sängerin bekannt, versuchte in ihrer Rede die Frage zu beantworten, wie es denn heute eigentlich ist, in der Schweiz Frau zu sein.
Kurzer historischer Abriss
Sie gab einen kurzen historischen Abriss, der zeigte, dass das Frauenstimmrecht in der Schweiz, also die Geschichte der Annäherung der politischen Rechte von Mann und Frau in der Eidgenossenschaft noch sehr jung sind. Unsere Nachbarländer waren alle schneller. Mit Ausnahme von Liechtenstein. Überraschend dann aber doch die Tatsache, dass das Frauenstimmrecht auf den Cook-Islands schon 1893, in Kenia 1919 und sogar in der islamgeprägten Türkei schon 1934 eingeführt wurden. In der Schweiz erst 1971. Verblüffend.
Sonja Zünd warf auch einen Blick auf das damalige Abstimmungsergebnis in Altstätten, das zeigt, dass noch 1971 sowohl im Städtli als auch im Kanton St.Gallen diese politische Gleichberechtigung der Frauen abgelehnt wurden. Zünd ging dann darauf ein, dass für eine wirkliche Gleichstellung der Geschlechter noch viel zu tun sei. Wobei die noch immer herrschende Lohnungleichheit für gleiche Arbeit eine grosse Baustelle sei.
Künftig keine starren Rollenbilder
Wie die Tatsache, dass in der Medienberichterstattung weit überwiegend Männer vorkommen, dass es in den Chefetagen viel weniger Frauen gibt und diese bei der Hausarbeit immer noch weit überrepräsentiert sind. Sonja Zünd schloss ihre Ansprache mit dem Wunsch, dass es künftig keine starren Rollenbilder mehr gebe.
Den traditionellen Abschluss dieser Bundesfeier bildete der Lampionumzug der gut zwanzig Kinder, die ihre bunten Papierleuchten mit glänzenden Augen und viel Freude vor sich her trugen. In Richtung des Freudenfeuers, des grossen Funkens, der dann entzündet wurde und trotz des sonntäglichen Dauerregens auch wunderbar brannte.