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Balgach
13.07.2021
13.07.2021 12:41 Uhr

Junge Schleiereulen im Balgacher Riet

Dominic Frei zeigt den Kindern einen Schleiereulennestling.
Dominic Frei zeigt den Kindern einen Schleiereulennestling. Bild: bhu_210709_004.jpg
Der Verein Pro Riet Rheintal durfte auf dem Eichhof Balgach vier Schleiereulennestlinge beringen.

Am Freitagabend beringte Dominic Frei für den Verein Pro Riet Rheintal vier junge Schleiereulen auf dem Eichhof Balgach. "Das ist bereits die zweite Brut in Folge. Auch im Oktober 2020 gab es auf unserem Hof eine erfolgreiche Schleiereulenbrut", freut sich Köbi Ritz. Tatsächlich ist dieser Nistkasten sehr beliebt, zuvor haben jeweils Turmfalken darin gebrütet.

Für Dominic Frei ist dies die erste Schleiereulenberingung, die er selbstständig durchführt: "Es ist für mich deshalb etwas ganz Besonderes." Im Frühjahr 2021 hat er seine Beringerprüfung bei der Vogelwarte Sempach erfolgreich abgeschlossen und dieses Jahr bereits rund 30 Turmfalkenbruten beringt. Beim Beringen wird ein nummerierter Aluminiumring um den Lauf des Vogels gelegt. So sind die jungen Schleiereulen individuell gekennzeichnet. Wird ein beringter Vogel oder ein Ring später wiedergefunden, lassen sich beispielsweise Rückschlüsse auf das Wanderverhalten, den Bruterfolg oder die Überlebensrate ziehen.

Dominic Frei ermittelt zudem für jeden Schleiereulennestling Grösse und Gewicht. Anhand des Gefieders bestimmt er das Alter der Jungeulen. Schleiereulennestlinge schlüpfen jeweils im Abstand von zwei bis drei Tagen. Die Brutzeit für jedes Ei dauert zirka 33 Tage und rund 60 Tage nach dem Schlüpfen fliegen die jungen Schleiereulen aus.

Bruten von Schleiereulen im St. Galler Rheintal sind nach wie vor selten und somit immer etwas Besonderes. Die Schleiereulenbrut auf dem Eichhof Balgach ist eine von vier Bruten zwischen Sargans und Altenrhein in der laufenden Saison. Insgesamt wurden bei diesen Bruten 25 Nestlinge oder Eier gezählt. "Bei guten Nahrungsverhältnissen sind die Paare in der Lage Zweit- oder sogar Schachtelbruten zu machen", erklärt Dominic Frei. Es könnten folglich noch weitere Bruten dazukommen. Köbi Ritz würde sich über weitere Schleiereulenjungen auf seinem Hof freuen: "Schleiereulen fangen Mäuse und leben gerne in Ställen und Schuppen - beides haben wir hier. Es ist schön, wenn die Schleiereulen bei uns ein Zuhause finden können."

Der Schleiereulenbestand (2013-2016) in der Schweiz wird auf 200 bis 1'000 Brutpaare geschätzt. Auf der Roten Liste wird die Schleiereule deshalb als potentiell gefährdet gelistet und ist eine Prioritätsart für die Artenförderung. Das Förderungsprojekt Schleiereule und Turmfalke von Pro Riet startete 2006 und wurde in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Sempach und interessierten Landwirten umgesetzt. Das Förderungsprojekt wird von der Vogelwarte Sempach und dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei ANJF des Kantons St. Gallen finanziell unterstützt. 2018 wurde das Projekt auf das gesamte St. Galler Rheintal ausgeweitet. Dominic Frei ist einer von 10 Nistkastenkontrolleuren und Nistkastenkontrolleurinnen, welche jedes Jahr für Pro Riet 405 Nistkästen für Schleiereulen und Turmfalken während der Brutzeit kontrollieren. "Es ist eine wirklich schöne Aufgabe, die Freude macht", sagt Dominic Frei. Den Zugang zur Ornithologie fand er während seiner Ausbildung zum Umweltingenieur. "Die grosse Artenvielfalt und seltene Arten, haben es mir angetan", erzählt er begeistert.

Schleiereulen sind, wie die meisten Eulen, dämmerungs- und nachtaktiv. Beobachtungen sind sehr selten, da sie lautlos fliegen und dies meist erst, wenn es dunkel ist. Wer trotzdem gerne einmal eine Schleiereule beobachten würde, kann dies auf www.pro-riet.ch tun. In sieben gut besetzten Nistkästen hat Pro Riet für die Abstimmung der Nistkastenkontrollen und um der breiten Öffentlichkeit einen Einblick ins Brutgeschäft zu ermöglichen Webkameras installiert.

pd/rheintal24