Erst vor zwei Jahren war es so weit. Die «Unaufsteigbaren» von der Stapfenwis, die beinahe fünfzig Jahre in der dritten Liga verbracht hatten, schafften das nach dem Gesetz der Serie vollkommen Unmögliche: Sie stiegen in die 2. Liga regional auf. Der anerkannte Fussballfachmann Andi Giger hatte als Trainer ein Team geformt, das sich weniger als die Jahre zuvor auf Schiedsrichter und Gegner, sondern mehr auf sich selbst konzentrierte.
Es hat nicht sollen sein: Abstieg für Rheineck
Hartes Brot
Doch bald lernte man in Rheineck, dass in der 2. Liga hartes Brot zu essen ist. Und war in Wahrheit recht froh, dass die virusbedingt abgebrochene Saison 2019/20 letztlich nicht gewertet wurde. Denn dann hätte man schon vor einem Jahr wieder zurück in die tiefere Etage gemusst.
Dieses Jahr sollte alles besser werden. Sportchef Michael Hausmann holte zweitligaerfahrene Spieler, wie etwa den schnellen Lendim Ibrahimi, Fatlum Agliu, Agan Fazliu oder Dalibor Vasic. Lauter bekannte Namen. Namen, die Gewähr dafür sein sollten, dass die Abstiegszone nur aus der Entfernung betrachtet werden würde. Dazu ein breites Kader, mit Andi Giger ein erfahrener Trainer. So war das Ziel der eingeschworenen Mannschaft denn auch, im Mittelfeld mitzuspielen. So um den achten Platz herum. Der Schreiber dieser Zeilen tippte auf einen neunten Endrang. Was nicht viel zu sagen hat, er zählte auch den FC Romanshorn zu den schwächeren Teams…
Zwei Kanterniederlagen
Was dann kam, ist mit fussballerischem «Fachwissen» nicht wirklich nachzuvollziehen. Holte man im ersten Match zuhause gegen Vaduz II noch einen Punkt, folgten zwei Kanterniederlagen gegen Montlingen und Romanshorn. Ausgerechnet gegen Meister Rorschach-Goldach ergatterten die Dunkelblauen einen weiteren Punkt aus einem 2:2 Remis. Dann der totale Absturz: Cup-Niederlage gegen die Drittligisten aus Diepoldsau. Und weitere drei Spiele in der Meisterschaft verloren. Trainer Andi Giger hatte nach eigener Ansicht keinen Zugang mehr zu den Spielern und trat zurück. Interimsmässig übernahmen Co-Trainer Klainti Tsalekou und Sportchef Michael Hausmann das Coaching.
Tatsächlich fassten die Stapfenwiser neuen Mut, was ihnen ein Auswärts-Unentschieden in Ruggell bescherte. Eine Woche später dann das «Sechs-Punkte-Spiel» auf der GESA gegen Altstätten. Würde den Rheineckern die Wende gelingen? Ja, man schaffte einen 2:1 Erfolg, was die Altstättener am Ende der Tabelle mit nur drei Punkten verhungern liess und im Nachhinein besehen, für diese bereits den Abstieg bedeutete.
Entscheidung des Verbandes
Dann kam der Saisonunterbruch. Der bis Mitte Juni dauern sollte. Und mit der Entscheidung des Verbandes endete, nur noch die Herbstrunde fertig zu spielen und anhand der Tabelle dann Auf- und Absteiger zu bestimmen. Inzwischen hatte der FC Rheineck mit Marcel Küng auch wieder einen Trainer. Ein Trainer, der das Team hervorragend auf die letzten beiden und entscheidenden Spiele vorbereitete.
Denn sollte man gegen den direkten Abstiegskonkurrenten US Schluein-Ilanz auf eigenem Platz gewinnen, dann würde man es mit neun Punkten und zwei Punkten Vorsprung mit einem weiteren Sieg auswärts in Arbon aus eigener Kraft aus dem Sumpf schaffen. Der Sieg gegen die Bündner aus der Surselva wurde in einem an Spannung kaum mehr zu übertreffenden Match auf der Stapfenwis eingefahren.
Plötzlich im Abstiegsstrudel
Letzter Spieltag in Arbon. Die Rheineck-Fans hatten den Blick mehr auf den Live-Ticker als auf das unattraktive Spiel gerichtet. Und mussten zur Kenntnis nehmen, dass Schluein gegen den Favoriten aus Montlingen relativ problemlos gewann. Und dass auch St.Margrethen, das sich plötzlich im Abstiegsstrudel wiederfand, zuhause gegen die Vaduzer Reserve auf Punktekurs war. Die Stapfenwiser benötigten für den Klassenerhalt unbedingt einen vollen Erfolg. Der nicht erspielt wurde. Vielmehr verloren Chiarello & Co. klar mit 1:3 Toren.
So geht es wieder runter in die altbekannte 3. Liga. Nach der Rücktrittsankündigung von Michael Hausmann kommt ein neuer Sportchef. Er wird mit Trainer Marcel Küng zusammen den Neustart und Neuaufbau zu dirigieren haben. Denn eines ist klar. Das Team des FC Rheineck ist überaltert und benötigt dringend talentierte Auffrischung. So gesehen, ist der Abstieg kein Nachteil. Denn es ist leichter, den jungen Kickern in einer tieferen Liga Spielzeit zu gewähren, damit sie sich die notwendige Routine aneignen können.
Viele Derbys
Fraglich, ob bei FCR-Präsident René Sutter das lachende oder das weinende Auge ob dieses Abstiegs überwiegt. Vielleicht ist für einen Rheintaler Klub in der kommenden Saison die 3. Liga ohnehin attraktiver. Jedenfalls wird es eine ganze Menge Derbys geben, spielen mit Altstätten, Diepoldsau, Widnau II, Rüthi, Rebstein, Staad und Rheineck ab jetzt gleich sieben Teams in dieser Liga.
Was man in Rheineck versäumt hat? Auf den schon seit längerem bekannten Abgaben von Sportchef Michael Hausmann und der Spieler Alessandro Chiarello (Rücktritt), Flamur Bojaxhi und Jetmir Lakna zu reagieren. Jetzt muss der interimistische Sportchef Salvatore Alberio, bisher Juniorenobmann und A-Juniorentrainer in kurzer Zeit ein Team gestalten, das von Anfang an in der dritten Liga vorne mitspielen kann.