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Wirtschaft
01.07.2021
02.07.2021 16:34 Uhr

Stromversorgungssicherheit mittelfristig gefährdet

Nach derzeitigem Stand ist die Versorgung mit Strom mittel- und langfristig nicht gesichert
Nach derzeitigem Stand ist die Versorgung mit Strom mittel- und langfristig nicht gesichert Bild: bau-welt.de
In einem vom Verein St.Galler Rheintal und dem AGV Rheintal digital durchgeführten «Rheintal Dialog Politik und Wirtschaft» waren die Themen die Versorgungssicherheit und Wege zu Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050.

Die Erreichung des Zieles des Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050 wird für die Schweiz sehr anspruchsvoll. Darin waren sich alle Teilnehmer am Rheintal Dialog Politik und Wirtschaft zum Thema Versorgungssicherheit und Wege zu Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050 einig. Wie Michael Kost, Leiter Analysen und Perspektiven Bundesamt für Energie (BFE), erläuterte ist inzwischen die Energieperspektive 2050+ erarbeitet worden. Das verschärfte Klimaziel Netto-Null-THG-Emission soll Grundlage für eine langfristige Klimastrategie sein.

Verschiedene Szenarien ausgearbeitet

Es wurden vom BFE veschiedene Szenarien ausgearbeitet, wie diese Ziele erreicht werden könnten. Wobei wir aber aktuell beim Szenario «Weiter-wie-bisher» stehen, da das CO2-Gesetz an der Urne abgelehnt wurde. Der Handlungsdruck ist also hoch. Bei der Erarbeitung der Energieperspektive 2050+ wurde von einem weiteren Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft ausgegangen.

Das Ergebnis: Strom wird der primäre Energieträger. Der gesamte Verbrauch wird bis 2050 um 24 Prozent steigen. Die Treiber dieser Entwicklung sind Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen etc.. Wobei der Anstieg durch eine weit erhöhte Effizienz gedämpft werden wird. Ausgegangen wird von einem Importsaldo beim Strom im Winter und einem Exportsaldo im Sommer. Verschärft werde diese Situation beim Abschalten der KKWs.

Auch die Kosten des Erreichens der Ziele der Energieperspektive 2050+ wurden errechnet. Die Mehrkosten werden 73 Milliarden Franken betragen. Der Durchschnitt der jährlichen Mehrkosten daher in den nächsten dreissig Jahren jährlich 2.4 Milliarden.

Ausführungen machten nachdenklich

Nachdenklich machten die Ausführungen von Andrea Mäder von swissgrid. Aufgabe der Swissgrid ist die Planung, Überwachung, Instandhaltung, Modernisierung und Betrieb des Schweizer höherrangigen Stromnetzes. Sie wies darauf hin, dass eine Strommangellage vom Bund für das grösste anzunehmende wirtschaftliche Risiko gehalten wird, noch vor den Auswirkungen einer Pandemie.

Andrea Mäder geht davon aus, dass es künftig durchaus zu Problemen mit der durchgehenden Versorgung kommen könnte. Eine der gravierendsten Ursachen ist das Scheitern des Rahmenabkommens und damit auch eines Stromabkommens mit der EU. «Wir verlieren den Anschluss», so Andrea Mäder, «die EU strebt eine Vereinheitlichung des Binnenmarktes an und wir sind derzeit von der Entwicklung ausgeschlossen.» Bedenklich, denn die Stabilität des Verbundnetzes basiert auf dem Prinzip der gleichen Spielregeln.

Kein Mitspracherecht in europäischen Gremien

Die Schweiz habe derzeit kein Mitspracherecht in europäischen Gremien und Koordinationsgefässen. Was die Planung der Auslastung der Schweizer Leitungstrassen unmöglich mache. Dazu kommt durch die Energiewende der Abbau gesicherter Erzeugungsleistungen im europäischen Umfeld durch die Stilllegung der Kraftwerke auf fossiler Basis. Das Fazit von Swissgrid: Mittel- und langfristig sind die Netz-und Versorgungssichertheit und die Umsetzung der Energiestraategie 2050 gefährdet.

Dr. Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor Swissmem plädierte für eine grosszügige Verlängerung der Laufzeiten der Schweizer Kernkraftwerke um Zeit für die Errichtung neuer Stromerzeugern zu gewinnen. Um alles zu tun, um die Versorgung zu sichern. «Wir brauchen jede nicht-fossile Energiequelle, jede!»

Chance für Unternehmen

Letztlich referierte noch Philipp Egger als Geschäftsleiter der Energieagentur St.Gallen zum Thema «Energieperspektiven als Chancen für die Unternehmen.» Nachdem die Teilnehmer an diesem digital durchgeführten Forum noch Fragen an die Referenten stellen konnten, fasste Sabina Saggioro den Inhalt des Abends treffend zusammen.

rheintal24/gmh/uh
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