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Heerbrugg
29.06.2021
29.06.2021 11:49 Uhr

Die Stunden des Jubels

Wer kann jetzt noch an Nationaltrainer Petkovic zweifeln?
Wer kann jetzt noch an Nationaltrainer Petkovic zweifeln? Bild: ZDF/ Ulrike Huber
Die Schweiz besiegt in einem jetzt schon legendären Fussballthriller den Weltmeister Frankreich im Elfmeterschiessen. Und die Besucher des Public Viewing in Heerbrugg toben vor Freude. Eine Homestory.

Ja, von meiner Terrasse kann ich das Heerbrugger Public Viewing im Pavillon der OMR sehen. Und hören. Das grösste Public Viewing des Rheintals. Gestern waren wieder mehrere hundert Menschen zu Gast bei diesem vom FC Au-Berneck betreuten Event. Und machten schon vor Anpfiff des Spiels einen Höllenlärm.

Die Fachleute lobten das Schweizer Team über den grünen Klee. Bild: ZDF/ Ulrike Huber

Verblüffende Folgen

Als Freund des gepflegten und unparteiischen Fernsehkommentars hatte ich selbst die frühere Flimmerkiste auf den deutschen Sender ZDF eingestellt. Mit verblüffenden Folgen. Denn das Signal kam etwa sieben Sekunden später an, als jenes, das die Besucher des Public Viewing zu sehen bekamen. Mit verblüffendem Effekt. So konnte ich den Match über gemütlich mit meiner Frau plaudern, ohne allzu aufmerksam dem Geschehen zu folgen.

Schliesslich war ich zu jedem Zeitpunkt vorgewarnt. Ein langgezogenes «Ooooh» mit folgenden «Hopp-Schwiiz»-Rufen: eine Schweizer Chance, die nicht zum Tor führte. Ein ohrenbetäubender Jubel: eine Schweizer Chance, die zum Tor führte. Grabesstille für kurze Zeit: ein Tor der Franzosen. So konnte ich nichts versäumen, denn ich war ja jeweils vorgewarnt.

Der Moment, in dem alle Dämme brachen. Torhüter Yann Sommer jubelt über den gehaltenen Penalty von Kylian Mbappé. Bild: ZDF/ Ulrike Huber

Es brachen alle Dämme

Aber was nach dem entscheidenden letzten Penalty des Elfmeterschiessens passierte, war beinahe unbeschreiblich. Als Yann Sommer den Schuss von Kilian Mbapu mit der linken Hand abwehrte, brachen alle Dämme, wurden alle Lautstärkenrekorde des Pavillons bei der Schule Blattacker gebrochen. Minutenlang wurde Hopp-Schwiiz skandiert, fremde Menschen lagen sich trotz Corona in den Armen, es wurde gehüpft und getobt. Und bei der Fahrt nach Hause oder zur nächsten Party kräftig auf die Hupe gedrückt.

Die Fans vor Ort in Bukarest wurden für ihre Anreise mehr als entlohnt. Bild: ZDF/ Ulrike Huber

Meinereiner hat den Schweizer Sieg still und heimlich mit einer Flasche Sonnenbräu («Bier braucht Heimat») anstatt des sonst von mir bevorzugten tschechischen Gebräus in der Hand gefeiert. Habe die laue Sommernacht und die wieder eingekehrte Stille genossen. Mir selbst ein Versprechen gegeben: Beim kommenden Viertelfinalspiel werde ich nicht auf der Terrasse, sondern mitten unter den verrückten Fans im Public Viewing sitzen. Mitschreien und mitfiebern und - hoffentlich - mitjubeln können.

rheintal24/gmh/uh
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