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Au
18.06.2021
21.06.2021 11:47 Uhr

Bürogeplauder: «Ich habe ungeheuren Spass an der Arbeit»

Christian Sepin, Gemeindepräsident von Au im Bürogeplauder mit rheintal24.
Christian Sepin, Gemeindepräsident von Au im Bürogeplauder mit rheintal24. Bild: Ulrike Huber
Rheintal24 redet in unregelmässigen Abständen unter dem Titel «Bürogeplauder» mit den wichtigen Persönlichkeiten des Rheintals. So auch mit Christian Sepin, dem Gemeindepräsidenten von Au.

2014 war es, als nach dem Rücktritt von Stefan Suter in Au eine Ergänzungswahl für das Amt des Gemeindepräsidenten stattfinden musste. Die Findungskommission der Gemeinde hatte zwei Kandidaten vorgeschlagen, die in der Bevölkerung wenig Akzeptanz fanden. Hinter den Kulissen wurde eine weitere Kandidatensuche lanciert. Und mit Christian Sepin ein erfahrener IT-Berater, Präsident der Schulgemeinde und Gemeinderat in Diepoldsau gefunden.

«Ich hatte zwar vorher schon einmal das Inserat der Findungskommission von Au gelesen gehabt, war aber dafür noch nicht offen, da ich anderes im Kopf hatte. Aber im Sommer vor der Ergänzungswahl suchte man noch kurzfristig einen weiteren Kandidaten und hat mit mir Gespräche geführt. Da habe ich zugesagt, zumal ich in Au aufgewachsen bin.»

Das Rathaus in Au, der Arbeitsplatz von Christian Sepin. Bild: Ulrike Huber

Der Wahlkampf führte zum gewünschten Resultat. Christian Sepin wurde zum Gemeindepräsidenten und Nachfolger von Stefan Suter gewählt, der sich als Leiter der Finanzabteilung auf eine Kaderposition in der Gemeinde zurückzog.

«Ich war positiv überrascht und es war herzerwärmend, wie verloren geglaubte alte Kontakte, Bekannte und Freunde aus meiner früheren Auer Zeit auf mich zugekommen sind und mich unterstützt haben. Es war unheimlich schön, wie nach Hause zu kommen. Als Gemeindepräsident muss man in der Gemeinde leben, der man vorsteht, weshalb wir auch gleich aus unserem Haus in Diepoldsau in ein wunderschön gelegenes kleines Häuschen in Au gezogen sind. Für unsere beiden damals schon beinahe erwachsenen Söhne haben wir dann auch gleich einen geeigneten Anbau errichtet.»

Bild: Ulrike Huber

Die Wiederwahl im Jahre 2016 war für Sepin dann auch keine Hürde. Er gewann mit noch grösserem Vorsprung als ein Jahr zuvor bei der Ergänzungswahl. Ausgerechnet jene Leute, die ihn in ihrer eigenen Wahrnehmung ursprünglich ins Amt gehievt hatte, betrieben als «IG Au-Heerbrugg» dann für die Wahlen 2020 seine Abwahl. Sie gaben ein Jahr vorher eine Broschüre heraus, die mit Vorwürfen gegen Sepin gespickt waren. Das Ergebnis: Im Wahlkampf waren diese Leute dann recht kleinlaut. Und Christian Sepin durfte mit über 80 Prozent der abgegebenen Stimmen einen überwältigenden Vertrauensbeweis seiner Bürger einfahren. Tatsächlich hatte er in den vorhergegangenen fünf Jahren seiner Amtszeit mit seinem Gemeinderat sehr gute und nachhaltige Arbeit geleistet. Wofür er von seinem Werdegang her prädestiniert war.

«Früher hatte ich einen extrem interessanten Job als weltweit tätiger IT-Berater. Obwohl ich ursprünglich ja bei der Wild in Heerbrugg Feinmechaniker gelernt hatte und dann an einer Abendschule eine kaufmännische Ausbildung nachholte. Es folgte der Wechsel in die Informatik bei der Leica, wo ich sechs Jahre blieb. Dann kamen die vielen Geschäftsreisen quer über den Globus im Zuge der Beratertätigkeit. Ob Japan, China, Hongkong, USA, Skandinavien oder Nahost. Wenn man soviel weg ist, will man das irgendwann nicht mehr für immer machen. Nach einem Studium in St. Gallen kam dann das Amt des Diepoldsauer Schulpräsidenten und Gemeinderat dazu. Das Fifty-Fifty war dann schon etwas schwierig. In dieser Tätigkeit habe ich die Verwaltungskultur und den Umgang mit den Bürgern kennengelernt.»

Bild: Ulrike Huber

Weshalb sich Sepin nicht schwergetan hat, sich sofort in seine neue Aufgabe in Au einzufinden. Der begnadete Handwerker, der in seiner Freizeit nichts lieber tut, als um sein Haus und an seinen drei Motorrad-Oldtimern herumzubasteln und zu schrauben, hat aber sofort gemerkt, dass es für eine moderne und funktionierende Gemeindeverwaltung auch mehr und gut ausgebildetes Personal braucht. Und dass die Stimmung im Gemeinderat passen muss.

«Die Arbeit im Auer Rathaus macht ungeheuren Spass. Mein Verhältnis zu allen Gemeinderäten ist absolut perfekt. Klar, kontroverse Diskussionen müssen sein. Aber es gelingt uns immer wieder, gute Lösungen zu finden. Und wir vertreten dann nach aussen, wann immer möglich, nur eine Meinung. Wenn kein Zeitdruck besteht, dann werden auch einzelne Traktanden zurückgestellt, wenn sich für den Beschluss keine klare Mehrheiten ergeben würde. Denn dann ist noch keine überzeugende Lösung auf dem Tisch.»

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So wurden in den vergangenen Jahren viele Projekte auf den Weg gebracht, die jetzt in der Umsetzungsphase sind, in der man operativ tätig sein muss. Wie etwa das jetzt umzusetzende neue Gebäude bei der Sportanlage Tägeren. Oder die länderübergreifende Langsamverkehrsbrücke über den Rhein nach Lustenau, wo sich einmal mehr die unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem dortigen Bürgermeister Kurt Fischer manifestiert hat. Aber weitere wichtige Vorhaben für Au-Heerbrugg warten in den kommenden Jahren.

«Der Hochwasserschutz ist bei uns ein heisses Thema. Derzeit gibt es laufend Anlässe mit den bei der entsprechenden Gestaltung von Littenbach und Aecheli beteiligten und betroffenen Personen. Denn der Littenbach kann nicht genügend ausgebaut und erweitert werden, weshalb ein Entlastungsstollen zum Aecheli vorgesehen ist. Dort wird für Hochwasserereignisse eine Retentionsfläche bereitzuhalten sein, die kontrolliert überflutet werden kann. Für dieses Projekt, bei dem auch nachhaltige Renaturierungsmassnahmen notwendig sein werden, zahlen voraussichtlich zwei Drittel der Kosten Bund und Kanton.»

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Christian Sepin sprüht förmlich vor Begeisterung, wenn er von den verschiedenen Projekten, vom grenzüberschreitenden Agglomerationsprogramm, von der in den nächsten Jahren umzusetzenden neuen Zonenplanung oder anderen Vorhaben spricht. Hat immer gleich die passenden Pläne zur Hand. Erklärt und argumentiert klar und nachvollziehbar.

«Wichtig ist bei all dem, dass man die richtigen und fähigen Leute um sich hat. Ob dies die externen Planungsbüros, Raum- oder Verkehrsplaner oder Architekten sind. Oder gute Mitarbeiter im Gemeindehaus, die mit ihrem Fachwissen und ihrer Teamfähigkeit extrem wichtig sind.»

Aber es gibt ja auch ein Leben ausserhalb der Arbeit. Christian Sepin macht seiner Ehefrau Jaqueline, die er 1992 vor den Traualter führte, eine Liebeserklärung.

«Schon beinahe dreissig Jahre verheiratet, und es wird immer besser und besser. Dazu unsere beiden Söhne, 25 und 26 Jahre alt, einer davon noch Student. Wir sind eine glückliche Familie.»

Bild: Ulrike Huber

Der 54-jährige Gemeindepräsident hat beim Essen keine besonderen Vorlieben. Es schmeckt ihm fast alles, je nach Gluscht. Ob Pommes oder Reis, Fast-Food oder Nobel-Menu. Er hat eine Vorliebe für historische Romane. Und wie schon erwähnt, er ist ein grosser Handwerker zuhause. Ein richtiger "es gibt immer was zu tun"-Mann.

«Es begeistert mich einfach, wenn ich irgendein Projekt umsetzen kann. Wie bei unserem Haus den morschen Hennenstall abzureissen und mit eigenen Händen wieder aufzubauen. Einfach cool, dafür sollte man noch mehr Zeit haben.»

Bleibt für die Auer Bevölkerung zu hoffen, dass er noch lange keine Zeit für das Private hat und seine Gemeinde weiter vorwärtsbringt.

gmh/uh
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