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Region Rheintal
16.06.2021

Corona und die Rheintaler Wirtschaft

Alessandro Sgro, Chefökonom der IHK St.Gallen-Appenzell, stellte die Ergebnisse der siebten Unternehmerumfrage vor.
Alessandro Sgro, Chefökonom der IHK St.Gallen-Appenzell, stellte die Ergebnisse der siebten Unternehmerumfrage vor. Bild: ihk.ch
Der Arbeitgeberverband Rheintal hat gemeinsam mit der IHK St.Gallen-Appenzell die bereits siebte Unternehmensumfrage durchgeführt. Kernpunkt war dieses Mal die Auswirkung von Corona auf die Rheintaler Wirtschaft.

Der Arbeitgeberverband Rheintal und der IHK St.Gallen-Appenzell haben am Mittwoch in einer digitalen Präsentation einen exklusiven Einblick in die aktuelle Verfassung der Ostschweizer Wirtschaft gegeben – mit einem speziellen Blick auf die Situation am Arbeitsmarkt und auf die Region Rheintal. Dabei wurden die aktuellsten Ergebnisse der siebten Spezialumfrage «Coronavirus und Ostschweizer Wirtschaft» der IHK St.Gallen-Appenzell und der IHK Thurgau vorgestellt.

In ihrer Begrüssung wies Brigitte Lüchinger, Präsidentin des AGV Rheintal, darauf hin, dass sich gerade die Unternehmen im Rheintal stark an dieser Umfrage beteiligt haben. Von 467 beantworteten Fragebögen stammen 104 aus dem Wahlkreis Rheintal.

Ergebnisse der siebten Unternehmerumfrage

Der Chefökonom der IHK St.Gallen-Appenzell Alessandro Sgro erläuterte im Videochat die Ergebnisse dieser siebten Unternehmerumfrage. «Das Ereignis des Coronavirus ist mit seinen Auswirkungen auf die Wirtschaft einmalig», so Alessandro Sgro, «Die Auswirkungen der Finanzkrise 2008 waren im Vergleich mit der Coronakrise verschwindend klein. Dies hat man bei der Berechnung der monatlich abgerechneten Ausfallstunden bei der Kurzarbeit in der Kernregion Ostschweiz gesehen. Erfreulich, dass jetzt eine starke Erholung des Geschäftslageindikators zu sehen ist. Es geht steil aufwärts.»

Genauso zeigt das Stimmungsbarometer in Unternehmen und privaten Haushalten steil aufwärts. Es wird von allen eine überdurchschnittliche Erholung erwartet. Diese Erwartungen werden durch die derzeitigen Entwicklungen bestätigt.

Immer noch coronabedingte Erschwernisse

Nach wie vor kämpfen aber neun von zehn Unternehmen mit coronabedingten Erschwernissen. Während noch vor wenigen Monaten vor allem der Nachfrage-Einbruch und Personalausfall erschwerend waren, sind es jetzt der Preisanstieg bei Rohstoffen und Vorprodukten, Engpässe bei den Lieferungen und unterbrochene Lieferketten. Demhingegen erfreulich: Es kommt weder eine Kündigungs- noch eine Konkurswelle auf uns zu.

Erfreulich auch, dass die noch in der letzten Unternehmerumfrage monierten bisherigen Erschwernisse, also der Einbruch der Nachfrage und Bestellungen, ein zu tiefer Personalbestand und Arbeitsausfälle wie auch Grenzschliessungen stark zurückgegangen sind.

Wirtschaftserholung im Euro-Raum

Die Geschäftsentwicklung wird im Rheintal von 56.4 Prozent der Unternehmen als «gut» beurteilt. Getrieben ist diese Beurteilung von der Industrie. Die Wirtschaftserholung im Euro-Raum wird noch Fahrt aufnehmen. Es laufe gut, aber eben noch nicht ganz ohne Erschwernisse. Und diese Schwierigkeiten, also vor allem die Lieferungsengpässe und unterbrochenen Lieferketten, werden nach Einschätzung der Rheintaler Unternehmer noch etwa neun Monate anhalten.

Die Zeit der Kurzarbeit scheint auch vorbei zu sein. Zwar haben noch 14.4 Prozent der Betriebe einen Teil ihrer Angestellten in Kurzarbeit, aber 69.7 Prozent geben an, in absehbarer Zeit keine Kurzarbeit beantragen zu wollen. Genauso sind drei Viertel der Unternehmen der Ansicht, dass sie bis zum Ende des dritten Quartals keine Kündigungen aussprechen werden. Überhaupt ist in Sachen Mitarbeiterentwicklung weder ein Personalausbau noch ein Personalabbau geplant.

Das Thema Fachkräftemangel ist zurück

Mit der Wirtschaftserholung kommt ein altes Thema zurück: der Fachkräftemangel 51.6 Prozent beurteilen diesen Mangel als hoch und 22.6 Prozent als sehr hoch. Neu erhoben wurde mit dieser Umfrage die Entwicklung der Anzahl der Lehrstellen. Hier hat Corona keinen Einfluss genommen, die Zahlen sind gegenüber der Vorcoronazeit unverändert geblieben. Und trotz der Unwägbarkeiten des wirtschaftlichen Umfelds ist auch das Investitionsverhalten in etwa gleich geblieben.

Alessandro Sgro fasste zusammen: «Die aktuelle Geschäftslage wird nochmals besser beurteilt und ist insgesamt sehr gut. Einige Coronaerschwernisse werden bleiben, haben sich aber verändert. Neu ist der starke Anstieg bei Rohstoffpreisen und Verzögerungen bei Lieferungen. Die Erholung führt zu einer Entspannung am Arbeitsmarkt. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit einer grösseren Konkurswelle deutlich gesunken. Der Fachkräftemangel wird mehrheitlich als hoch bis sehr hcoh einggeschätzt. Und Zahlreiche Unternehmen haben die Chance der Pandemie genutzt und unverändert oder gar mehr investiert.»

rheintal24/gmh/uh