Noch im September waren die Lager für Holz in der Schweiz gut gefüllt. Nun hat die Situation innerhalb weniger Monate umgeschlagen. Weil die Supermächte USA und China einen unstillbaren Hunger nach Holz zeigen und höhere Preise zahlen als europäische Abnehmer, wird Holz aus Skandinavien und Mitteleuropa, also auch aus der Schweiz, nach Übersee exportiert.
Ist Holz inzwischen ein knappes Gut?
Die Preise ziehen schweizweit an
Als Folge davon ziehen auch die Preise für Holz an. In die Zwickmühle geraten dabei Holzbauunternehmen, die Projekte günstig offeriert haben und nun im Einkauf viel mehr Geld hinblättern müssen als bisher. «Aufgrund der Verknappung des Rohmaterials können wir die Verfügbarkeit einiger Produkte nicht in jedem Fall gewährleisten. Danke für Ihr Verständnis.»
So steht es auf der Website einer bernischen Produktionsfirma im Bereich Holz. Dreischichtplatten, robuste, verleimte Holzplatten, von denen es in der Schweiz Tausende Quadratmeter braucht, werden aus Kostengründen vor allem aus Österreich und Deutschland importiert. Nun zeichnet sich aber nicht nur bei den Platten, sondern allgemein beim Holz eine Verknappung in Europa ab.
Enorm gesteigerte Bautätigkeit
«Lignum» ist der Dachverband der Holzwirtschaft Schweiz. Dort hat man zur ganzen Problematik auch Zahlen. Der Aufschwung in China habe nach der Corona-Pandemie rund acht Prozent betragen. Das führt unweigerlich zu einer erhöhten Bautätigkeit und damit zu einem grösseren Holzbedarf, der aus den eigenen Wäldern nicht gedeckt werden kann. Die USA hat laut Michael Meuter, Verantwortlicher Information bei Lignum, seit einem Investitionsprogramm der US-Regierung eine Zunahme der Bautätigkeit von bis zu 30 Prozent zu verzeichnen.
Dazu kommt ein Zollstreit mit Kanada, dem wichtigsten Holzlieferanten der USA. Der Probleme nicht genug seien vor allem in British Columbia riesige Waldflächen vom Borkenkäfer betroffen. Meuter macht darauf aufmerksam, dass die globale Verknappung nicht nur beim Holz zu beobachten sei, sondern auch beim Baustahl, bei Kunststoffrohren und Dämmmaterialien.
Auf einmal zu wenig Holz
Wie schaut die Entwicklung im Rheintal aus? Förster Josef Benz von der Rheintal Forst AG gibt Auskunft. «Bis über den Winter hinaus hatten wir unsere Holzlager bei gemässigter bis zurückhaltender Nachfrage gut gefüllt. Dann kam der grosse Schneefall zurück und der Abtransport wurde harzig. Jetzt haben wir auf einmal zu wenig Holz.» Was aber für die Lieferfähigkeit kein Problem darstellen würde. «Aufgrund des hohen Mechanisierungsgrades ist der Forst heutzutage sehr leistungsfähig und kann kurzfristig auf Bestellungen reagieren.»
Es steht viel Holz in den Wäldern. In den letzten Jahren war eine regionale Übersättigung zu spüren. Zu Problemen führten die grossen Borkenkäferschäden, die zu einem Überangebot an minderer Qualität führte.
Preise bereits im Herbst verhandelt
Aber ohnehin spüre man im Rheintal noch nichts von der angeblich grösseren Nachfrage. «Wir haben konkret keine Anfragen, keine grossen Bestellungen», so Josef Benz, «Derzeit liefern wir zu den Preisen, die wir bereits im Herbst mit unserer Kundschaft verhandelt und vereinbart haben.»
Wobei der Förster, der die Forstreviere von Lüchingen bis Thal betreut, darauf verweist, dass die Hauptkundschaft im Rheintal beim Holzkauf das regionale Gewerbe ist. «Dort konnten wir in den letzten Jahren immer wieder unser Überangebot an den Mann bringen. Das regionale Gewerbe zahlt auch die besseren Preise als die grossen Abnehmer. Man hat uns so in den schlechten Zeiten gestützt und auch in den guten. Der regionale Gedanken sollte viel stärker gelebt werden. Ausserdem wollen viele Kunden ausdrücklich Schweizer Holz. Das sichert Arbeitsplätze und unser Landschaftsbild».