rheintal24.ch hat bereits intensiv über das Für und Wider zu den beiden Agrarinitiativen «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» und «Trinkwasser-Initiative». In den beiden Artikeln «Ich müsste knallhart zusperren» und «Keine Erdbeeren und Rhintl» wurden die Sorgen und Nöte geschildert, denen sich die Landwirte des Rheintals bei einer Annahme der Initiativen ausgesetzt sehen. Heute kommt mit Kantonsrat Meinrad Gschwend von den Grünen einer der Befürworter der Initiativen zu Wort.
Den Zugang zu gesunden Lebensmitteln garantieren
Wie gehen wir mit der Natur um? Was tun wir für Gesundheit von uns Menschen? Diese Fragen stehen im Zentrum der beiden Initiativen.
Seit Jahren wissen wir,
- dass Grundwasser und viele Bäche arg verschmutzt sind;
- dass innerhalb der letzten Jahre die Insekten bis zu 75 Prozent abgenommen haben;
- dass die Zahl der Vögel stark abnimmt;
- dass Milliarden-Investitionen nötig sind, um das Trinkwasser aufzubereiten.
Gleichzeitig müssen wir zur Kenntnis nehmen,
- dass jedes Jahr in der Schweiz rund 2’000 Tonnen Pestizide ausgebracht werden, grösstenteils in der Landwirtschaft;
- dass Pestizide zum Teil hochtoxische Substanzen sind, welche grosse Schäden in der Natur verursachen.
- dass nicht nur die «Schädlinge» durch die Pestizide getötet werden, sondern die gesamte Artenvielfalt (darunter auch viele Nützlinge) unter dem Giftcocktail leidet.
Höchste Zeit, zu handeln
Wegschauen, schönreden und verdrängen bringt uns nicht weiter. Es ist höchste Zeit zu handeln! Ein Richtungswechsel ist in der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft dringend notwendig. Wir brauchen ein umwelt- und klimagerechtes Ernährungssystem, das allen Menschen gesundes und pestizidfreies Essen garantiert.
Die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» ist zusammen mit der «Trinkwasser-Initiative» notwendig, um die Blockade in der Schweizer Agrarpolitik zu überwinden.
Unbedenkliche Pflanzenschutzmassnahmen
Die «Pestizid-Initiative» verlangt, dass der Einsatz von synthetischen Pestiziden in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie in der Boden- und Landschaftspflege verboten und mit unbedenklichen Pflanzenschutzmassnahmen ersetzt wird. Auch die Einfuhr von Lebensmitteln, die synthetische Pestizide enthalten oder mithilfe solcher hergestellt worden sind, soll untersagt werden. Dies schafft faire Spielregeln für die Schweizer Landwirtschaft.
Schweizer Landwirtschaftsprodukte werden sich langfristig durchsetzen, wenn sie konsequent auf Ökologie, Vielfalt und faire Produktionsbedingungen ausgerichtet sind. Die Seilschaft des Bauernverbandes mit der Pestizidlobby läuft dieser Ausrichtung entgegen. Mehr noch: Sie zerstört das Vertrauen in Schweizer Lebensmittel.
Vielmehr ein Grundrecht
Die beiden Initiativen garantieren den Zugang zu gesunden Lebensmitteln für alle. Das ist keine extreme Massnahme, wie von Vertretern der Agrarlobby lautstark behauptet wird. Das ist vielmehr ein Grundrecht.
Ich hoffe, dass die Mehrheit der Schweizer und Schweizerinnen diese Abstimmungen nutzen wird, um ihr Schicksal und jenes der Umwelt in die Hand zu nehmen, um die Zukunft und die Gesundheit künftiger Generationen zu erhalten.
Meinrad Gschwend, Altstätten
Kantonsrat