Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Rebstein
14.05.2021
14.05.2021 13:38 Uhr

Über die Faszination für Bienen

Daniel Gmeiner aus Rebstein war schon als Bub fasziniert von Bienen. Jetzt ist er Imker und hält eigene Bienenvölker.
Daniel Gmeiner aus Rebstein war schon als Bub fasziniert von Bienen. Jetzt ist er Imker und hält eigene Bienenvölker. Bild: Angelina Schwinger
Wirtschaftlich gesehen ist die Biene nach Rindvieh und Schweinen das drittwichtigste Nutztier der Schweiz. Daniel Gmeiner, Jungimker aus Rebstein, erzählt, was ihn an den fleissigen Honigsammlern so fasziniert.

Daniel Gmeiner, woher kommt Ihre Faszination für Bienen?
Die Natur und auch die Bienen haben mich bereits als kleiner Bub fasziniert. Den Zugang zu der Honigbiene habe ich aber eher über die Wildbienen erhalten. Der Naturverein Rebstein hat vor einigen Jahren im «Pinocciotreff» einen Anlass für Kinder mit Vätern organisiert. Dort haben ich und mein Nachbar gemeinsam mit den Kindern ein Wildbienenhotel gebaut - das war der Startschuss für meine Bienenfaszination.

Seit wann imkern Sie und was hat Sie zur Ausbildung bewogen?
Seit 2020. Die Bienenbox und der einjährige Kurs dazu waren im 2019 ein Weihnachtsgeschenk meiner Frau. Mein Nachbar hat von seiner Frau das gleiche Paket erhalten. Nun können wir gemeinsam lernen, staunen und uns gegenseitig unterstützen.

Welche Art der Imkerei praktizieren Sie?
Mit der Bienenbox, also einer Trogbeute. Diese Art der Imkerei stammt aus den Städten von Deutschland. Mit der Trogbeute ist man im Rheintal jedoch ein Exot. Im einjährigen Kurs, der von Stadtbiene.org organisiert wird, wurden wir auf die Imkerei mit der Bienenbox geschult.

Können Sie uns die beiden Arten kurz vorstellen und den Unterschied erklären?
Eine komfortable Art zu imkern ist jene mit dem Bienenhaus. Darin werden mehrere Völker, meistens im sogenannten Schweizerkasten, gehalten. Neben dem Wetterschutz bietet es auch die Möglichkeit, die Geräte und das Bienenzubehör einzulagern. Die Beutesysteme, wie zum Beispiel der Dadant, die Trogbeute oder das Schweizermagazin werden im Freien aufgestellt. Dies kann im Garten, Waldrand oder auf einer Weise stehen.

Würden Sie den jährigen Kurs mit der Bienenbox wieder machen?
Wahrscheinlich würde ich heute eher die zweijährige Grundausbildung in der Region oder sogar die vierjährige Ausbildung zum Imker mit Fachausweis wählen. Bei dieser Art der Ausbildung werden auch verschiedene Arten der Imkerei angeschaut und nicht nur das Imkern mit der Bienenbox. Ich schliesse es nicht aus, dass ich diesen Fachausweis noch nachholen werde.

Dann haben Sie also vor, noch weitere Arten der Imkerei zu praktizieren?
Ja, ich habe mir bereits ein Schweizermagazin zugelegt. Ich warte schon gespannt darauf, wann mein Schwarm zu schwärmen beginnt, ich habe nämlich vor kurzem einen Weiselzelle (eine neue Bienenkönigin) in meinem Schwarm gefunden. Sobald ein Teil meines Volkes zu schwärmen beginnt, möchte ich es einfangen und in mein neues Schweizermagazin einsiedeln.

Was macht Ihnen am meisten Freude während der Arbeit mit den Bienen?
Die Faszination für Bienen hört nie auf. Die Arbeitsteilung im Schwarm ist in der Theorie und auch beim Hineinschauen enorm spannend und schön zu beobachten. In der Bienenbox gib es ein Showfenster, durch das man jederzeit in die Beute schauen kann, ohne dabei die Bienen zu stören.

Mit welchem Gefühl öffnen Sie im Frühling die Beute?
Dies ist fast schon eine fiese Frage für einen Jungimker! Es ist eine Mischung aus purer Spannung und ein wenig Angst/Sorge um sein Volk. Ich habe meinen Schwarm vor dem Winter zugefüttert und hoffe diesen Sommer auf die erste Honigernte. Ich habe aber die Zeit im Winter für eine intensive Recherche verwendet.

Bild: Angelina Schwinger

Was haben Sie denn recherchiert?
Ich habe mich in die verschiedenen Arten der Imkerei eingelesen und dann eben ein Schweizermagazin gekauft. Dies ist in der Schweiz wohl die häufigste Art des Imkerns. Sehr profitiert habe ich von den Höcks des Imker-Vereins Unterrheintal, die jeden ersten Dienstag im Monat stattfinden. Im Austausch mit anderen Imkern kann man enorm profitieren. Ein Imkersprichwort lautet: unter fünf Imkern gibt es mindestens sechs Meinungen zur Imkerei.

Welches ist die aufwändigste Jahreszeit für einen Imker?
Sie hat soeben begonnen. Der Frühling und der Sommer sind die beiden intensivsten Jahreszeiten.

Was heisst das konkret - wieviel Zeit investieren Sie?
Die Fachliteratur sagt, dass man als Jungimker etwa 15-20 Stunden pro Jahr pro Volk braucht. Die habe ich aber bei weitem überschritten. Ich brauche nur schon unzählige Stunden, um zu staunen. Diese Bewunderung kann man mit nur einem Volk voll auskosten. Hat ein Imker 20 Völker, muss er seine Zeit natürlich rationaler einteilen.

Wie sehen Sie Ihre Zukunft als Imker? Ist es ein Hobby oder wird es gar ein Beruf?
Als Beruf sicher nicht. Ich bin jedoch sehr vernarrt in die ganze Sache. Ich werde mir sicher noch mehr Völker zulegen.

Werfen wir einen Blick auf die Rheintaler Bienen. Wie geht es diesen?
Ich glaube es geht ihnen immer besser, weil ein Umdenken stattfindet. Ich bin diesbezüglich ein gutes Beispiel. Als wir vor 10 Jahren unser Haus gekauft haben, brachte ich auf einem Teil des Gartens Holzschnitzel aus. Dadurch war er wie tot. Vor drei Jahren habe ich beschlossen, alle wieder rauszuschaufeln. Jetzt blüht dort eine schöne Wildblumenmischung.

Wie sieht es mir der Bienendichte aus: Wie viele Bienenvölker gibt es im Rheintal?
In der Schweiz sind es 17500 Imker, die durchschnittlich zehn Völker haben. Die Zahlen für das Rheintal kenne ich nicht genau. Aber ich würde sagen, wir haben nicht zu wenige und nicht zu viele.

Was können private Hausbesitzer in ihren Gärten Gutes für die Bienen tun?
Die Honigbiene bevorzugt viel vom gleichen Nektar. Sie wird zurzeit wahrscheinlich eher auf einer grossen Wiese mit viel Löwenzahn ihren Nektar sammeln. Im privaten Garten kann man für die Honigbiene eine Wasserstelle mit ein wenig Moos aufstellen. Der Spielraum ist jedoch für die Wildbienen im Garten enorm.

Dann müsste die Frage wohl lauten: Was kann der Hausbesitzer in seinem Garten für die Wildbiene tun?
Sehr viel. einheimische Pflanzen setzen, eine Wildblumenwiese sähen, einen Teil des Gartens nicht mehr mähen (die Roboter können klug programmiert werden), in einer Gärtnerei ideale Pflanzen für Bienen besorgen, Gemüse ausschiessen lassen, weil die Zwiebel nicht nur schön, sondern auch Futter für Bienen ist und schauen, dass das ganze Jahr etwas im Garten blüht, etc. Als Tipp: Ivo Kehl, ein erfahrener Imker aus Rebstein, hat ein Schweizerhaus mit Bienen im Dorf und davor hat er viele Pflanzen für die Bienen gepflanzt. Jede ist angeschrieben, dort kann man sich optimal informieren und inspirieren lassen.

Noch eine Frage zum Schluss: Welches ist Ihr Lieblingsprodukt aus Honig?
Ein leckeres Honigbrot – sehr fein!

Bild: Angelina Schwinger

Der Verein St.Galler Rheintal mit Sitz in Rebstein koordiniert verschiedene Aufgaben in der Region. Ihm gehört auch die «Fachgruppe Siedlung und Landschaft» an, die das Landschafts-Entwicklungskonzept Rheintal, kurz LEK, erarbeitet und in diesem Rahmen auch «das grüne Band» initiiert hat.

Unter dem Begriff «das grüne Band» werden Anlässe, Workshops und Aktionen durchgeführt, die die landschaftliche Vielfalt des Rheintals bewahren, die Biodiversität im Siedlungsraum fördern und die Bevölkerung für diese Themen sensibilisieren sollen. Zu dieser Sensibilisierung gehört auch, dass die Fachgruppe neu in den sozialen Medien präsent ist.

Unter Naturvielfalt_Rheintal wird auf Facebook und Instagram Interessantes rund um das Thema Biodiversität im Rheintal gepostet. Bitte folgen 😉. Und auch in diesem Medium wird eine kleine Serie an Beiträgen publiziert. Das Interview mit dem Imker Daniel Gmeiner ist der erste davon.

Angelina Schwinger