Während der Corona-Pandemie blieben im Sommer 2020 viele Schweizer zu Hause. Entsprechend beliebt waren touristische Ausflugsziele – insbesondere auch der Alpstein. Auch das Berggasthaus Rotsteinpass war gut besucht, überrannt von Gästen wurde die Wirtefamilie Wyss aber nicht – auch nicht von Neo-Berggängern. «Neulinge kennen wir auf dieser Höhe nicht; der doch etwas lange Aufstieg zu Fuss sortiert die ungeübten Wanderer eher aus», schmunzelt Albert Wyss junior, seit 2016 Geschäftsführer im Familienbetrieb. «Vereinzelt fielen uns Touristen auf, die wohl unvorbereitet eine Bergtour unternahmen, nicht mehr genau wussten, wo im Alpstein sie genau sind und dann in Zeitdruck kamen», sagt Wyss. «Wir freuen uns aber, dass vermehrt junge Leute das Bergwandern für sich entdeckt haben.»
Vom Lockdown nicht gross betroffen
Weil die Saison im «Rotsteinpass» erst anfangs Juni beginnt, wurde die Familie Wyss vom ersten Lockdown im Frühjahr 2020 nicht hart getroffen. «Gespürt haben wir vor allem die Einschränkungen sowie Investitionen in die Schutzmassnahmen. Und wir durften weniger Übernachtungsplätze anbieten», erklärt Albert Wyss junior. Im Gegenzug konnten vermehrt Gäste wegen Kurzarbeit während der Woche in die Berge gehen. So habe sich das Gästeaufkommen gut verteilt. Kehrseiten des Alpstein-Tourismus gab es für Albert Wyss junior 2020 keine. Sein Vater, Albert Wyss senior, sieht es ähnlich, meint aber: «Im Frühling gab es wohl Probleme mit dem Autoverkehr an den Ausgangspunkten und mit dem Liegenlassen von Abfällen, etwa beim Seealpsee. Das war aber nicht ein Problem des Alpstein-Tourismus an sich, sondern des Lockdowns», betont Wyss senior. Und er gibt zu bedenken: «Sobald ein Problem von den Medien hochstilisiert wird, wird es kurzfristig eher noch schlimmer. Die Lage hat sich aber rasch wieder normalisiert.»
Rotsteinpass bleibt in der Familie
Wirten hoch oben im Alpstein, das stellt sich manch einer romantisch vor. «Ja, es gibt Gäste, die sich das so vorstellen und sagen, ‚da möchte ich auch einmal einen Sommer verbringen’», weiss Albert Wyss senior. Die Wirklichkeit sei aber anders: Bei anhaltend schönem Bergwetter gebe es viel Arbeit mit langen Arbeitstagen, «aber wohlgemerkt eine Arbeit, die wir sehr gerne machen», so Wyss. «Bei längeren Schlechtwetterperioden mit Schnee in höheren Lagen muss man aber mit der Einsamkeit umgehen können.» Das war auch Albert Wyss junior bewusst, als er sich entschied, 2016 die Führung des Berggasthauses Rotsteinpass von den Eltern zu übernehmen. «Ich war schon als Kind immer gerne auf dem Rotsteinpass», sagt Wyss. Nach der Kochlehre arbeitete er während 13 Sommersaisons bei seinen Eltern; 2016 konnte er mit seiner Frau Anita die Geschäftsführung übernehmen. «Mit viel Freude führen wir den Familienbetrieb nun in der vierten Generation.» «Für Albert war es schon in der Schule klar, dass er eine Lehre als Koch macht und später auf dem Rotsteinpass arbeitet», erinnert sich sein Vater. «Selbstverständlich hat man als Eltern keine Garantie und müsste auch eine andere Entscheidung akzeptieren. Wir sind aber in der glücklichen Lage, dass keiner unserer drei Söhne das Gasthaus in andere Hände gegeben hätte», betont Albert Wyss.