Endlich wieder Theaterspiel! Endlich wieder in eine fremde Haut schlüpfen dürfen! Die Lust am Schauspiel ist zurück. Oder war gar nie weg, sondern in dieser lustlosen Coronazeit nur tief in den Darstellern der Dürrenmatt-Komödie «Die Panne» vergraben. Und diese Lust am Schauspiel war bei den ersten Proben für dieses Stück an Ort und Stelle im Diogenes Garten spürbar. Die neun Akteure sprühten vor Spiellaune, gaben sich ganz der Verstellung, des Findens in eine andere Rolle als die eigene hin.
Die grosse Lust am Schauspiel
Proben bisher über Zoom
Unter der Regie der Theaterpädagogin Kristin Ludin, für die es bereits die vierte Produktion im Diogenes ist, wird mit Premiere am 27. Mai 2021 ein Stück von Friedrich Dürrenmatt gegeben, womit auch dessen 100-Jahr-Jubiläum gebührend gewürdigt wird. Die Proben haben freilich schon im Januar begonnen. «Aber nur über Zoom, nicht im direkten Kontakt», wie Petra Hoppe aus Heerbrugg, die die Richterin Luisa Wucht spielt, erzählt. «Nun wird bei jedem Wetter intensiv, auch an mehreren Wochenenden, geprobt werden.»
Am Mittwochabend zeigten die Schauspieler einander und der Regisseurin, wie weit sie sich schon in ihre Rollen, in die Persönlichkeit, die Eigenheiten und Manierismen, den Gang und die Sprachweise ihres «zweiten Ichs» eingefunden haben. Da sprühten die Funken der Lust am Spielen. Da wurde gelacht und Scherze gemacht und originelle Eigenarten der gespielten Personen kreiiert.
Ein Stück über Schuld und Unschuld
«Die Panne» ist eines der Dürrenmatt`schen Meisterwerke, das von Schuld und Unschuld erzählt. Und der oft gegebenen Schwierigkeit, zwischen beidem zu unterscheiden. In der Villa einer alten Richterin treffen sich ehemaligen Berufskolleginnen und spielen bei einem veritablen Besäufnis alte Prozesse durch. Ausgerechnet an so einem Abend wird der Textilvertreter Traps durch eine Autopanne zur Übernachtung in dieser Villa gezwungen und wird von den Damen gebeten, die Rolle des Angeklagten zu übernehmen. Er erzählt aus seinem Leben, das Verhör hat bereits begonnen und «ein Verbrechen lässt sich immer finden.»
Die Besonderheit der Diogenes-Aufführung: obwohl von Dürrenmatt für Männer geschrieben, besetzen dieses Mal mit Ausnahme des Angeklagten und zweier Polizisten ausschliesslich Frauen die Rollen. «Wer weiss, in der heutigen Zeit hätte vielleicht auch Dürrenmatt sein Stück für weibliche Rollen geschrieben», spekuliert Regisseurin Kristin Ludin, die die Proben mit grosser Energie und Sicherheit leitet.
Wohin mit dem Sarg?
Eine Rolle in diesem Stück spielt auch ein richtiger Sarg. Was Diogenes-Präsident Michel Bawidamann angesichts der Platznot im Theater vor Probleme stellt. Wohin nur mit dem Ding zwischen den Aufführungen? Aber auch dafür wird sich eine Lösung finden. Genauso wie sich die Lösung gefunden hat, aufgrund der Corona-Massnahmen in den Garten des Theaters als Spielort zu siedeln. Was den Vorteil hat, dass statt fünfzig Zuschauer gut siebzig Theaterfreunde jeder Aufführung folgen können. Theaterfreunde, die aufgrund Corona bereits unter «Kulturentzug» leiden, und sich auf die Rückkehr des Theaters freuen.
«Die Panne» ist eine Erzählung, ein Hörspiel (1956), ein Fernsehspiel (1957) sowie eine Komödie (1979) von Friedrich Dürrenmatt.
Die Erzählung – geschrieben 1955, mit dem Untertitel Eine noch mögliche Geschichte 1956 erstmals im Arche Verlag erschienen – wurde noch vor der Buchveröffentlichung als Hörspiel am 17. Januar 1956 von Gustav Burmester im NDR Hamburg erstgesendet, 1957 von Fritz Umgelter sowie 1972 von Ettore Scola unter dem Titel Die schönste Soirée meines Lebens verfilmt und schließlich am 13. September 1979 in Wilhelmsbad (Hanau) unter der Regie des Autors als Theaterstück uraufgeführt.
Quelle: Wikipedia