Die Forscher des Nationalen Konsiliarlabors für FSME in Stuttgart machen die in der Coronapandemie vermehrten Aufenthalte im Freien, das Spazieren und Wandern in Wiesen und Wäldern nahe dem eigenen Wohnort für die vermehrten Erkrankungen an der durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis verantwortlich. „Betroffen sind Personen, die nicht ausreichend geimpft sind und sich vermehrt in den heimischen Regionen aufgehalten haben“, so Gerhard Dobler, Leiter des Stuttgarter Labors. Ähnliches gilt auch für die von FSME betroffenen Gebiete der Schweiz, zu der auch das Rheintal gehört.
Überdurchschnittliche Zeckenzahlen erwartet - Experten schlagen Alarm
Zweithöchstes FSME-Jahr erwartet
Denn Zeckenjahre sind in ganz Mitteleuropa synchronisiert. Wenn in Süddeutschland ein Zeckenjahr ist, dann gilt das auch für die Schweiz. Es sei daher das zweithöchste FSME-Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2001 zu erwarten, so der bekannte Wiener Veterinär Franz Rubel.
Das Stuttgarter Prognosemodell fusst auf Zeckenbeobachtungen im direkt benachbarten Süddeutschland in der Periode 2009 bis 2020. Dabei spielen sowohl die Durchschnittstemperatur als auch die aktuelle Wintertemperatur sowie die Zahl der Bucheckern und Eicheln eine Rolle. Denn speziell nach den „Mastjahren“ mit Bucheckern und Eicheln gibt es eine höhere Anzahl an Wild- und Nagetieren, die wiederum die Wirte für die Blutmahlzeiten der Zecken sind.
Extrem hohe Fallzahlen in der Schweiz
Wie Zecken-Experte Gerhard Dobler ergänzte, war zuletzt eine unterschiedliche regionale FSME-Verbreitung in Europa zu geobachten. In der Schweiz, Österreich und Tschechien habe es extrem hohe Fallzahlen und teils Rekorde gegeben, während in Skandinavien oder im Baltikum die Zahlen stabil geblieben oder gesunken seien.
Was Zecken so gefährlich macht? Sie sind die Träger der gefährlichen FSME-Viren, die eine Hirnhautentzündung mit oft fatalen Folgen verursachen. Sie verbreiten die Borreliose, eine Bakterienerkrankung, die jahrelang unentdeckt zu schwerwiegenden Folgen und Invalidität führen kann. Jährlich sind in der Schweiz rund 10´000 Menschen von Borreliose-Bakterien betroffen. Nicht zuletzt sind Zecken auch kaum totzukriegen, denn sie überleben sogar einen Waschgang in der Waschmaschine.