Lexit: Ja oder Nein?
Sollen wir sofort aus dem Lockdown aussteigen oder noch zuwarten? Dr. Gerhard Huber, leitender Redaktor von rheintal24, und Dr. Stephan Ziegler, Chefredaktor der MetroComm AG, haben unterschiedliche Meinungen.
Pro:
Inzwischen wird wohl jeder gemerkt haben, dass es dem Chinavirus so ziemlich egal ist, welche Massnahmen wir anordnen: Es kommt in Wellen und foutiert sich um Lockdown-Szenarien, die wir ihm entgegenstellen. Wir wissen schlicht noch nicht, welche Massnahmen greifen und welche nutzlos sind. Macht es da Sinn, mit der Schrotflinte auf das Virus zu schiessen, in der Hoffnung, dass vielleicht eines der vielen Kügelchen trifft, die anderen aber - bestensfalls - nutzlos verpuffen oder - schlechtestenfalls - massive Kollateralschäden hervorrufen?
Ich finde: Beschränken wir die Massnahmen auf persönlichen Schutz wie Maske, Abstand und Impfen - und lassen wir die Finger von Schliessungen und dergleichen, da deren Nutzen mehr als angezweifelt werden darf. Was soll es bringen, Fitnesscenter und Einkaufsläden zuzumachen, bei denen die Besucherzahl einfach über Quadratmeterregeln gesteuert werden könnte, aber Coiffeure und Massagestudios offenzulassen, bei denen sogar anhaltender körperlicher Kontakt stattfindet?
Beendet diesen Unsinn, und zwar besser heute als morgen. Zu hoch ist der Preis, den wir für unsichere Resultate bezahlen.
Stephan Ziegler
Contra:
Corona ist immer noch eine tödliche Gefahr. Auch wenn hauptsächlich die ältere Generation von den Sterbefällen betroffen ist und dies so manchen zum Zynismus und zur Gleichgültigkeit verleitet: Jedes verkürzte und aufgrund einer vermeidbaren Erkrankung beendete Leben zählt.
Und ein Ende der Pandemie durch eine Durchimpfung der Bevölkerung wird bei der derzeit in der Schweiz an den Tag gelegten Impfgeschwindigkeit noch länger dauern, als es die grössten Negativskeptiker vorhergesagt hatten.
So gibt es noch bis weit in den Herbst hinein nur alte Rezepte, um die weitere Ausbreitung des Virus und weitere Sterbefälle bestmöglich zu verhindern: Maske, Handhygiene, Abstandhalten. Und persönliche Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Das bedeutet nun einmal: die Orte, an denen in normalen Zeiten Kontakte stattfinden, wie Gaststätten, Sportplätze, Kino, Theater usw. geschlossen halten. Auch die Schulen. Was von allen Beteiligten grosse Opfer verlangt. Grosse Solidarität mit allen, die vom Virus bedroht sind.
Ich bin ein Verfechter der No-Covid-Strategie. Und habe diese schon im Frühherbst vertreten. Nehmen wir uns ein Beispiel an jenen Staaten, die inzwischen beinahe Covid-frei sind. An Südkorea, Vietnam, Neuseeland oder Australien. Wo mit schärfsten Massnahmen und härtesten Lockdowns über relativ kurze Zeiten die Ansteckungsraten auf beinahe Null gedrückt wurden. Und damit wieder ein «normales» Leben ermöglichten.
Das Ermüdendste und Schlechteste für Wirtschaft und Bevölkerung ist dieser Schlingerkurs, auf dem wir uns in der Schweiz seit Beginn der Pandemie befinden: Geschäfte auf, Geschäfte zu; Schulen auf, Schulen zu; Gastro auf, Gastro zu. Und immer, wenn sich die Ansteckungsraten nach unten bewegen, kommen wieder die massiven (und verständlichen) Forderungen nach Lockerung der Massnahmen. So wird das nichts werden.
Gerhard Huber
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