Die Statistikdaten über Arbeitslosigkeit und Stellensuchende im Wahlkreis Rheintal für das Jahr 2020 liegen nun komplett vor. Daraus geht hervor, dass die Entwicklung der Arbeits- und Erwerbslosigkeit im langjährigen Vergleich absolut aussergewöhnlich war. Eine mehrjährige Phase sinkender oder gleichbleibender Stellensuchendenzahlen wurde abgelöst durch einen abrupten Anstieg im Frühjahr und weiter steigende Werte im ganzen Jahresverlauf. In den ersten beiden Monaten hatte die Zahl der Arbeitslosen nur leicht über den Vorjahreswerten gelegen.
Die Ursache für diese Entwicklung? Da muss man nicht lange suchen. Die weltweite Coronapandemie hat auch die Wirtschaft im Rheintal erwischt. Wenngleich lange nicht so heftig, wie es einen Grossteil der Volkswirtschaften rund um den Globus getroffen hat. Dennoch waren besonders die Bereiche Gastronomie und Hotellerie, Reiseunternehmen, Veranstaltungsbranche und Einzelhändler im Non-food-Bereich sowie überhaupt der gesamte Dienstleistungsbereich von den vielfältigen Einschränkungen im Verlauf des Jahres stark betroffen. Was sich natürlich in den Arbeitsmarktdaten bemerkbar macht.
Ungewöhnliche Veränderungen
So ist die Anzahl der beim RAV registrierten Stellensuchenden zwischen Rheineck und Rüthi im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 38.9 Prozent auf 2´107 Personen gestiegen, jene der registrierten Arbeitslosen auf 1´199 und jene der Erwerbslosen auf 1´444 Menschen.
Die Arbeitslosenquote betrug 2020 im Rheintal 2.9 Prozent und der Anteil an Stellensuchenden 4.3 Prozent. Es waren 2020 daher um 43.6 Prozent mehr Rheintaler*innen als Arbeitslose registriert als im Jahr zuvor. Insgesamt darf aber festgestellt werden, dass unsere Wirtschaft die Coronapandemie einigermassen gut abgefedert hat. Denn im internationalen Vergleich sind diese Arbeitslosenzahlen weit unter dem Durchschnittsniveau und daher noch erfreulich gut.
Besonders die Tatsache, dass die Jugendarbeitslosenquote, die in vielen europäischen Ländern über 20 Prozent liegt, im Rheintal einen Wert von gerade einmal 2.5 Prozent aufweist, zeigt auf, dass die hiesige Wirtschaft und besonders natürlich auch das duale Bildungssystem für stabile gesellschaftliche und soziale Strukturen sorgen.
Leichte Unterschiede zwischen den Wahlkreisen
Die Arbeitslosigkeit stieg im Jahr 2020 in allen Wahlkreisen des Kantons St.Gallen stark an. Die Unterschiede sind nicht sehr ausgeprägt. Am wenigsten stark betroffen ist der Wahlkreis Wil mit einem Anstieg um 33,0 Prozent, am höchsten ist die Zunahme im Sarganserland mit 44 Prozent. Dazwischen liegen das Toggenburg (+33,5%), das Werdenberg (+34,3%), die Wahlkreise Rorschach (+38,9%), St.Gallen (+39,3%), See-Gaster (+40,6%) und das Rheintal (+40,7%).
Mehr Anträge auf Kurzarbeit aus der Industrie
Die ausserordentlichen Entwicklungen des vergangenen Jahres haben sich im ganzen Kanton auch in den Voranmeldungen zur Kurzarbeit gespiegelt. Diese sind im Frühjahr in sehr kurzer Zeit regelrecht explodiert und erreichten im Juni und im Juli einen Höchststand von über 9'000 meldenden Betrieben und über 100'000 Angestellte, was damals über einem Drittel aller Beschäftigten im Kanton entsprach. Ein Teil dieser Voranmeldungen hatte vorsorglichen Charakter. Im Frühjahr bezogen die Betriebe für 60-70'000 Mitarbeiter Kurzarbeitsentschädigung, im Sommer dann noch für gegen 20'000 (Juli). Dies spiegelte sich im Herbst in einem Rückgang bei den bewilligten Voranmeldungen.
Aktuell, also für den Januar 2021, sind vom Amt für Wirtschaft und Arbeit Gesuche von rund 3'000 Betrieben für gegen 40'000 Angestellte bewilligt worden. Dies entspricht gut jeder achten beschäftigten Person im Kanton, in der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe etwas mehr als jeder sechsten, bei den Dienstleistungen knapp jeder achten.
Relativ zu den Beschäftigten haben im produzierenden Sektor die Textil- und Bekleidungsbranche, das Papier- und Druckgewerbe sowie der Metall- und der Fahrzeugbau jeweils rund 30 Prozent ihrer Mitarbeiter gemeldet. Bei den Dienstleistungen sticht das Gast- und Hotelleriegewerbe mit mehr als der Hälfte der Beschäftigten heraus. 30 Prozent sind es in der Kunst-, Sport und Unterhaltungsbranche, gegen ein Viertel bei den freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen.
Aus den Voranmeldungen zur Kurzarbeit lassen sich nur teilweise Rückschlüsse auf die Höhe der ausbezahlten Kurzarbeitsentschädigung ziehen. Diese Information ist erst mit einigen Monaten Verzögerung verfügbar, wenn die Abrechnungen vorliegen. Eine detaillierte tabellarische Darstellung zur abgerechneten Kurzarbeit bis zum Oktober 2020 liegt in den Formaten Excel und PDF vor.
Sämtliche Daten zu diesem Artikel sind im Statistikportal des Kantons St.Gallen abgelegt. Weiteres Zahlenmaterial der Fachstelle für Statistik zu Stellensuchenden ist ebenfalls auf dem kantonalen Statistikportal zu finden.