«Die Kunstfigur der «tapferen Hanna» von Gardi Hutter in dieser von Corona geprägten Zeit ist absolut stimmig. Denn die Clownin Hanna kämpft und kämpft und wird nie zum Opfer», zog die Präsidentin der Kulturstiftung Rheintal, die jährlich den «Goldiga Törgga» an herausragende Persönlichkeiten der regionalen Kulturszene verleiht, eine Parallele zur eher unlustigen Gegenwart. Ausgezeichnet wurde dieses Jahr vor dem auf fünfzig Gratulanten begrenzten Auditorium die in Altstätten geborene und aufgewachsene und im Tessin lebende Clowndarstellerin Gardi Hutter.
«Du bischt di Gröscht!»
Lächelndes und glückliches Publikum
Hutter hat in ihrem Künstlerleben bereits die unglaubliche Anzahl von über 3´700 Vorstellungen gegeben. Ob abendfüllende Theaterproduktionen, Musicals, Zirkusvorführungen oder die vielen Auftritte beim Humorfestival Arosa, Gardi Hutter hat stets ein lächelndes und glückliches Publikum hinterlassen. Auf ihre besondere Liebe zum Detail und ihr exaktes Spiel verwies die Laudatorin des Abends, die bekannte Fernseh- und Radiomoderatorin Monika Schärer, und erläuterte dies anhand folgender Episode. «Vor der etwa 1´678-en Vorstellung von Gardi Hutter an einem Festival in Lugano konnte ich sie am Nachmittag unbemerkt beobachten. Sie bereitete ihren Auftritt vor und zupfte eine Stunde lang akribisch an einem auf der Bühne liegenden Kleiderhaufen herum. Einen Stoffzipfel da oder dort genau drapierte. Da sah man, welche Liebe zum Detail Gardi Hutter hat.»Die zugleich immer ihre Figuren hinterfrage, immer den philosophischen Kern in ihrer Darstellung suche.
Die etwas klein geratene Clownin, die als «Social-Distancing-Messlatte» fungieren könne, sei dennoch «di Gröscht». Die Grösste in der Kleinkunst nämlich. Die im Übrigen bei sich zuhause immer einen gefüllten Kühlschrank und Keller habe. Und nur dann hässig werde, wenn sie nach der Vorstellung Hunger habe und gefühlt immer die Letzte am Tisch sei, der das Essen serviert werde.
Von Innen auf Dreissig geschätzt
In einem Video sah man dann die Freunde und guten Bekannten der neuen «Goldiga Törgga» Preisträgerin, wie sie über die Clownin parlierten. Dabei stellten Benita Cantieri, Dominik Flaschka und Sandra Studer mit Monika Schärer vor allem fest, wie schnell man einen guten Draht «zur Gardi» bekomme. Und dass sie, obwohl Künstlerin, ein strukturierter Mensch sei und eine unglaubliche Disziplin aufweise. «Von Innen würde man sie immer noch auf Dreissig schätzen.»
In Ihrer Dankesrede bei der eigentlichen Preisübergabe verwies Gardi Hutter dann darauf, dass ihre Familie eine richtige «Mais-Connection» sei. Sie selbst im Rheintal mit Ribel aufgewachsen, ihr italienischer Mann von der Herkunft her ein «Polentari» und ihre Schwiegertocher stamme sowieso aus Mexico.
Warmer und smoother Vocal-Jazz
Musikalisch wurde das handverlesene Publikum, zu dem neben den Gemeindepräsident*innen Silvia Troxler, Ruedi Mattle und Rolf Huber auch der Bernecker Architekt Carlos Martinez, die bekannte Autorin Jolanda Spirig, Diogenes-Theaterpräsident Michel Bawidamann und die Redaktorin, Kunstvermittlerin und Autorin Ursula Badrutt-Schoch gehörten, vom «Nicole Durrer Quartett» verwöhnt. Eine Band, die warmen, smoothen, zeitgenössischen Vocal-Jazz präsentierte und zum Abschluss der Preisverleihung ein kurzes Konzert gab. Sängerin Nicole Durrer, Gitarrist Adrian Egli, Bassist Sandro Heule und Drummer Carlo Lorenzi zauberten dabei faszinierende Musik auf die Bühne des Kinotheaters Madlen. Ruhige, intensive Kompositionen mit viel Freiraum für Improvisationen. Mit ihrer manchmal rauen, dann wieder glockenklaren Stimme machte Nicole Durrer beste Werbung für den Besuch von weiteren Auftritten der Band.