Die Politische Gemeinde Diepoldsau führt das Label Energiestadt nicht weiter, bleibt aber ihrem Engagement für Energie und Umwelt verpflichtet. Seit 2010 konnte die Gemeinde zahlreiche Projekte in den Bereichen Energieeffizienz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit erfolgreich umsetzen.
Nach sorgfältiger Prüfung hat der Gemeinderat beschlossen, auf die nächste Rezertifizierung zu verzichten. Per 31. Dezember 2026 wird die Gemeinde aus dem Trägerverein Energiestadt austreten.
Fokus auf konkrete Projekte
Die Rezertifizierung ist mit rund 30'000 Franken Aufwand verbunden. Dieses Geld soll künftig direkt in wirksame Massnahmen fliessen. Gemeindepräsident Ralph Lehner betont: «Der Verzicht ist kein Rückschritt in der Energiepolitik, sondern die Fokussierung auf Projekte, die unmittelbar Wirkung zeigen.»
Das Jahresmonitoring 2024 der Energieagentur St. Gallen bestätigt, dass Diepoldsau in zentralen Bereichen der Energiewende über dem Schweizer Durchschnitt liegt. Die Photovoltaik-Leistung pro Einwohner ist hoch.
Ein Drittel der Heizsysteme nutzt bereits erneuerbare Energien, gleichzeitig liegt der Stromverbrauch pro Kopf deutlich unter dem Schweizer Mittel. Dennoch sieht die Gemeinde weiteres Potenzial beim Ausbau von Solaranlagen, beim Ersatz fossiler Heizungen und in der nachhaltigen Mobilität.
Energiekonzept mit klaren Zielen
Das Energiekonzept der Gemeinde definiert neun konkrete Massnahmen – von Wärmenetzen über Gebäudesanierungen bis hin zu nachhaltiger Mobilität. Es legt den Weg fest zur vollständig erneuerbaren Wärmeversorgung bis 2050 sowie zu einer weitgehend erneuerbaren Stromproduktion bis 2030.
Gemeinderätin Karin Aerni hält fest: «Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir schaffen die Rahmenbedingungen, die Bevölkerung sowie die Unternehmen sind gefordert, aktiv mitzuwirken.»
Bereits umgesetzte Massnahmen und neue Projekte
Die Gemeinde betreibt bereits sechs Photovoltaikanlagen, welche Strom für rund 63 Vier-Personen-Haushalte liefern. Sie setzt auf stromsparende Geräte, E-Fahrzeuge und fördert energieeffizientes Bauen. Auch das Car-Sharing-Angebot «Sponti-Car» erfreut sich grosser Beliebtheit.
In Planung befindet sich zudem das Projekt «100 in 100»: Innerhalb von 100 Tagen sollen 100 Hauseigentümer ihre fossilen Heizungen durch erneuerbare Alternativen ersetzen. Das Konzept wurde von der Genossenschaft «42hacks» in Uzwil bereits erfolgreich umgesetzt. Als Einkaufsgemeinschaft profitieren die Teilnehmer von attraktiven Preisen und einer vereinfachten Umsetzung.
Blick nach vorn
Die Energiestrategie 2050 und die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft bleiben für die Gemeinde richtungsweisend. Die Energiestadtkommission setzt ihre Arbeit mit unverändertem Engagement fort. Der Entscheid zum Austritt aus dem Label Energiestadt wird in den Legislaturzielen und im Leitbild der Gemeinde verankert. Damit stellt Diepoldsau weiterhin Transparenz und Verbindlichkeit in der Energiepolitik sicher.