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Fussball Regional
04.12.2025
04.12.2025 18:04 Uhr

Nach Lüchinger-Rückkehr: «Es war ein Herzensentscheid»

Die Gebrüder Lüchinger sind beim FC Widnau wieder vereint.
Die Gebrüder Lüchinger sind beim FC Widnau wieder vereint. Bild: Ulrike Huber
Nur einen Tag nach der überraschenden Meldung von Rheintal24, dass Andreas «Celli» Lüchinger zum FC Widnau zurückkehrt, spricht der frühere FCW-Erfolgstrainer im Gespräch über seine Beweggründe, seine wiedergewonnene Energie nach der Pause und die Herausforderungen der Rückrunde.

Andreas «Celli» Lüchinger ist zurück: Ein halbes Jahr nach seinem Rücktritt übernimmt er erneut das Traineramt beim FC Widnau. Für Lüchinger war es keine schwere Entscheidung. «Ich habe im Sommer erwähnt, dass ich nicht nein sage, wenn die Mannschaft Hilfe benötigt.

Es ist eine Herzensangelegenheit», sagt er. Die Rückkehr falle ihm auch deshalb leicht, weil er das Umfeld bestens kenne: «Ich kenne die Mannschaft, den Verein, die Abläufe – das erleichtert den Einstieg natürlich.»

Am Schluss ging es schnell

Sportchef und Bruder Daniel Lüchinger bestätigt gegenüber rheintal24, dass durchaus auch andere Kandidaten im Gespräch gewesen sind. Zu einem Abschluss kam es aber aus diversen Gründen nicht.

Am Schluss sei es schnell gegangen: «Nachdem sich auch der Mannschaftsrat klar für «Celli» ausgesprochen hat, hat er uns innerhalb von zehn Minuten zugesagt.» Der Sportchef sagt auch: «Trotz anderslautenden Stimmen in den sozialen Medien war Adi Brunner (aktuell Trainer bei Zweitliga-Tabellenführer Montlingen) bei uns kein Thema.»

Nach fünf intensiven Jahren fühlte sich Lüchinger im Sommer ausgebrannt. Die Auszeit hat ihm gutgetan: «Ich habe mich sehr gut erholt, verbrachte viel Zeit mit der Familie und in der Natur. Ich konnte gut abschalten.»

Lüchinger ist überzeugt von Ligaerhalt

Die Vorrunde des FC Widnau hat er weiterhin genau verfolgt. Sein Eindruck: «Fast alle Spiele, die ich gesehen habe, waren sehr eng. Die Mannschaft lebt. Es fehlen Nuancen, manchmal auch das nötige Wettkampfglück.»

Seine Ziele für die Rückrunde formuliert er klar: «Das Ziel ist, in der 1. Liga zu bleiben.» Um dieses Vorhaben zu erreichen, brauche es intensive Vorbereitung. «Wir müssen topfit sein und schneller werden - vor allem im Kopf. Die Spieler müssen jetzt schon arbeiten. Ich bin kein Messias. Es ist eine grosse Herausforderung, aber machbar.»

Andreas "Celli" Lüchinger Bild: Ulrike Huber

Mehr Mut gefordert

Der FC Widnau überwintert auf einem Abstiegsplatz, liegt aber nur zwei Punkte unter dem Strich. Damit ist die Ausgangslage schwierig, aber keineswegs aussichtslos. Lüchinger weiss, was die Mannschaft in den entscheidenden Spielen braucht: «Wir müssen mutiger in der Offensive sein, keine Angst haben, klare Abläufe einhalten. Jeder muss wissen, was er zu tun hat. Und vor allem: Wir müssen an uns glauben. Dann können wir einiges erreichen.»

Mit dieser Überzeugung startet der FC Widnau in die Vorbereitung – und mit einem Trainer, der schneller in seiner Trainerstube zurück ist, als er wohl selbst geglaubt hat. 

Kommentar

Mit der Rückkehr von Andreas «Celli» Lüchinger hat der FC Widnau einen klugen und beinahe idealen Entscheid getroffen. In einer sportlich heiklen Phase, in der der Verein auf einem Abstiegsplatz überwintert und Stabilität mehr denn je gefragt ist, setzen die Verantwortlichen nicht auf Experimente, sondern auf Erfahrung, Identifikation und Kontinuität. Genau das braucht es jetzt.

Lüchinger kennt die Mannschaft, die Mechanismen des Vereins und die Herausforderungen in der 1. Liga in- und auswendig. Er versteht die Spieler, weil er sie über Jahre begleitet hat - und die Spieler wissen genau, was sie von ihm erwarten können. Dieses Vertrauen und diese Klarheit bekommt man nicht, wenn man mitten in der Saison jemanden von aussen holt.

Dazu kommt: Er ist nicht zurückgekehrt, weil er musste, sondern weil er wollte. Weil es, wie er selbst sagt, eine «Herzensangelegenheit» ist. Eine solche Motivation ist unbezahlbar. Sie sorgt dafür, dass Mannschaft und Umfeld sofort spüren: Dieser Trainer steht voll dahinter, obwohl er sich eigentlich ein längere Pause vorgenommen hatte.

Natürlich wird auch Lüchinger die Probleme der Vorrunde nicht per Handumdrehen lösen. Aber er bringt jene Mischung aus Nähe, Glaubwürdigkeit und taktischem Verständnis mit, die Widnau in dieser Situation dringend braucht. Die Verantwortlichen um Präsident Remo Heller und Sportchef Daniel Lüchinger haben das erkannt - und gehandelt, bevor es zu spät ist.

Mit dieser Entscheidung hat der FC Widnau nicht nur einen Trainer zurückgeholt, sondern ein Stück seiner sportlichen Identität. Und das könnte sich im Abstiegskampf als entscheidender Vorteil erweisen.

Natal Schnetzer, Verleger rheintal24

red/rheintal24
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