Nachhaltigkeit ist für die Pädagogische Hochschule St.Gallen ein Kompass, der Schule und Gesellschaft Orientierung gibt. Wer heute bildet, prägt die Welt von morgen – dieser Verantwortung war sich die PHSG an ihrem Hochschultag vom Donnerstag, 20. November 2025, bewusst und rückte das Thema konsequent ins Rampenlicht.
PHSG-Rektor Prof. Dr. Horst Biedermann betonte in seiner Begrüssung, dass eine zukunftsfähige Gesellschaft verantwortungsvolles Handeln aller brauche. «In Zeiten fundamentaler Unsicherheiten hängt eine zukunftsfähige Gesellschaft vom verantwortungsvollen Handeln aller ab», sagte er.
Dafür brauche es Handlungsfähigkeit statt Ohnmacht und eine Vorwärtsgewandtheit, die ermögliche, in Unsicherheit strategisch zu agieren. Besonders wichtig sei für ihn die Gestaltungskompetenz, welche befähige, komplexe Zusammenhänge zu erkennen, Gefühle einzuordnen und tragfähige Entscheidungen für morgen zu fällen.
Zum Kerngeschäft pädagogischer Hochschulen gehöre es, Fachkräfte auszubilden, die ihren Lehrlingen nicht nur diese Gestaltungskompetenz vermitteln, sondern auch den Willen, sie anzuwenden.
Auch Bettina Surber, Bildungsdirektorin und Präsidentin des Hochschulrates, hob hervor, dass Wandel Mut und Vertrauen brauche: Vertrauen der Politik in die Hochschulen, der Hochschulen in ihre Mitarbeiter sowie der Lehrpersonen in ihre Schüler.
«Wirklicher Wandel passiert, wenn wir gemeinsam experimentieren – mit offenem Ausgang und ohne Garantie, dass alles sofort gelingt», sagte sie. Dazu gehöre es, Fehler auszuhalten. «Nichts blockiert Wandel mehr als die Angst, ihn falsch zu machen.»
Zehn praxisnahe Spotlights
Im Anschluss zeigte Prof. Dr. Patrick Kunz auf, wie Forschung, Lehre und Praxis an der PHSG ineinandergreifen und gemeinsam Verantwortung für hochwertige Bildung, mehr Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft übernehmen. Das Scheinwerferlicht wurde auf zehn konkrete Praxisansätze der PHSG gerichtet, die einen Beitrag zur Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 leisten.
Dazu zählen etwa der Draussenlernort beim Hochschulgebäude Mariaberg, das Projekt DIPALOG zur Förderung überfachlicher Lebens- und Schlüsselkompetenzen von Schülern sowie Initiativen wie der Circular Campus, ein Onlineshop für ausgemustertes Hochschulinventar.
Einen Aussenblick auf die Zukunft des Lernens an Hochschulen boten Jost Hamschmidt, Fabio Allegrini und Johannes Tschiderer von der Universität St.Gallen. Anhand des Kurses «Be the Change» zeigten sie, wie sich Lernformate künftig wandeln müssen, um Studenten optimal auf die Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft vorzubereiten.
In diesem Kurs übernehmen Studenten die Rolle der Dozenten und gestalten Seminare zu Nachhaltigkeit in der Beratung eigenverantwortlich – begleitet von erfahrenen Coaches. Dadurch entstehe eine offene Lerngemeinschaft, die kollaboratives Arbeiten fördere und nachhaltige Transferkompetenzen vermittle.
Auszeichnungen für besonderes Engagement
Zwei Preise wurden am Hochschultag verliehen. Der Anerkennungspreis für die Förderung der St.Galler Lehrpersonenbildung ging an Prof. Susanne Bosshart, die seit Jahrzehnten die berufspraktische Ausbildung von Kindergärtnern prägt. In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Nicolas Robin, Prorektor Ausbildung, die «unermüdliche Arbeit» der Preisträgerin sowie ihr nachhaltiges Engagement für die PHSG.
Zum zweiten Mal verlieh die PHSG zudem den Bridge Award. Dieser zeichnet Forschungs- und Entwicklungsprojekte aus, die einen besonderen Einfluss auf die Bildungspraxis haben. In diesem Jahr erhielt das Team des Projekts «Zug in die Freiheit» den Preis: Prof. Johannes Gunzenreiner, Helen Kaufmann, Dr. Catrina Langenegger, Prof. Dr. Thomas Metzger und Anna Voser.
Das Projekt dokumentiert eine Rettungsaktion aus dem Zweiten Weltkrieg, bei der 1200 Juden aus Theresienstadt in die Schweiz gelangten und mehrere Tage im heutigen PHSG-Gebäude Hadwig verbrachten.
Kultureller Rahmen und Austausch
Studenten und Dozenten der PHSG sorgten für eine stimmungsvolle Umrahmung des Hochschultags. Das Publikum durfte sich über Naturjodel, eine inspirierende Tanzperformance und einen mitreissenden Rocksong freuen. Beim anschliessenden Apéro ergab sich die Gelegenheit zum Austausch und zur Vertiefung der diskutierten Themen.