2023 haben Ihre Söhne den Hof übernommen. Fühlen sie sich in ihrer unternehmerischen Freiheit durch Direktzahlungen und viele weitere Regulierungen eingeschränkt?
Jede Branche hat ihre Rahmenbedingungen, mit denen sie zurechtkommen muss. Es gilt, aus dem Standort des Betriebs und den eigenen Interessen und Fähigkeiten das Bestmögliche zu machen. Mit dem soeben realisierten Stallneubau haben unsere Söhne ein sehr innovatives Projekt erfolgreich umgesetzt.
Landwirte beklagen sich über immer grösseren bürokratischen Aufwand – der oft eine Konsequenz von Direktzahlungen ist. Lässt sich das nicht schlanker organisieren?
Ja, daran arbeiten wir tagtäglich. Bundesrat Guy Parmelin unternimmt in diese Richtung auch spürbare Anstrengungen.
Die Schweiz strebt einen Selbstversorgungsgrad von 50 Prozent an. Also müssten Landwirte auf Teufel komm raus produzieren, was der Boden hergibt. Gleichzeitig soll die Landwirtschaft nachhaltiger werden.
Ein Widerspruch?
Unser Auftrag besteht in einer nachhaltigen Produktion. Dabei sollen die Produktion von Lebensmitteln, die Ökologie und die sozialen Ziele in Einklang stehen.
Bundesrat Schneider-Ammann sagte noch 2017, dass der Bundesrat alles unternehme, damit unser Netto-Selbstversorgungsgrad nicht unter 55 Prozent sinkt. Jetzt sind wir noch bei 46 Prozent. Diese Thematik muss ein Schwerpunkt der kommenden Agrarpolitik sein. Die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln ist einer unserer Kernaufträge.
Der Bundesrat erarbeitet gerade die Agrarpolitik 30+, was vermutlich bedeutet: Die Zahl der Gesetze und Vorschriften wird noch grösser, die Zielkonflikte in der Landwirtschaft bleiben. Die «Bauernlobby» hat in Bundesbern grossen Einfluss: Auf welche Ziele steuern Sie hin?
Die Vereinfachung des ganzen Systems der Agrarpolitik steht sicher ganz oben auf der Agenda. Es gilt, die Bürokratie abzubauen. Daneben wollen wir die Wertschöpfung, die wir mit den Produkten auf dem Markt erzielen können, und damit auch die Einkommen steigern.
Es gilt, den Bauernfamilien und auch einer kommenden Generation Perspektiven in der Landwirtschaft zu bieten. Nur so können wir auch unsere Kinder und Enkelkinder für diesen Beruf begeistern.