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Au
18.10.2025
18.10.2025 18:20 Uhr

Velotal Rheintal macht mobil

von links: Daniel Linder, Moderator; Alex Gamper, Verein MTB Rheintal; Thomas Kirchhofes, Direktor St.Gallen-Bodensee Tourismus; Daniel Litscher, Projektleiter Tiefbau Kanton St.Gallen.
von links: Daniel Linder, Moderator; Alex Gamper, Verein MTB Rheintal; Thomas Kirchhofes, Direktor St.Gallen-Bodensee Tourismus; Daniel Litscher, Projektleiter Tiefbau Kanton St.Gallen. Bild: Kurt Latzer
Zum Auftakt des Rheintaler Velofestes fand am Freitag, 17. Oktober, in Au das Forum Cycle Valley statt. Rund 40 Gäste diskutierten, wie das Velofahren in der Region gefördert werden kann – von sichereren Routen bis hin zu politischen Rahmenbedingungen. Die Botschaft war klar: Das Rheintal soll zur Veloregion werden.

Moderator Daniel Linder, OK-Präsident Christoph Müller und Auer Gemeindepräsident Christian Sepin eröffneten das Forum. Christoph Müller zeigte sich erfreut, dass die Vision einer starken Velokultur im Rheintal nun Realität werde. Der erfahrene Veranstalter, der sich seit Jahren für den Velosport einsetzt, betonte: «Im Rheintal gibt es zu viele Autos und zu viel Verkehr – das wollen wir ändern.»

Das Festival verstehe sich als Beitrag, um den «Geist fürs Velo» zu schaffen. Das Ziel sei, das Rheintal von Sargans bis zum Bodensee als durchgehende Veloregion zu etablieren.

«Die Leute sollen wissen, dass man nicht nur dem Bodensee, sondern auch dem Rhein entlang fahren kann – mit Hotellerie, Gastronomie und vielem mehr», so Müller. So könne die Veloförderung auch wirtschaftliche Impulse für die Region bringen.

Daniel Linder; Marc Stoffel, Co-Gründer 42 Hacks; Sabina Saggioro, Geschäftsführerin Verein St.Galler Rheintal; Thomas Binggeli, Gründer und Inhaber der Bike-Marke Thömus. Bild: Kurt Latzer

Schnell und sicher unterwegs

Sabina Saggioro, Präsidentin des Vereins St.Galler Rheintal, stellte die Initiative «Velotal Rheintal» vor. Sie nannte zentrale Massnahmen, um den Anteil der Velofahrer zu erhöhen: eine Fuss- und Velo-Verkehrsstrategie im Agglomerationsprogramm, die Erfassung von Schnellrouten und Schwachstellen sowie Sensibilisierung von Politik und Bevölkerung.

«Unser Ziel ist, dass man im Rheintal schnell und sicher mit dem Velo unterwegs sein kann», sagte Saggioro. Sie lobte den neuen Pumptrack in Altstätten, der Kinder und Jugendliche fürs Velofahren begeistert, und wünschte sich farbige Radwege zur besseren Sichtbarkeit.

Christoph Müller, OK-Präsident Cycle Valley. Bild: Kurt Latzer

Wirtschaft, Politik und Freizeit im Gleichklang

Wie stark Wirtschaft und Veloförderung zusammenhängen, zeigte Thomas Binggeli, Gründer der Bike-Marke Thömus. Er produziert nicht nur Velos, sondern engagiert sich auch politisch und gesellschaftlich, um Kinder und Erwachsene fürs Zweirad zu motivieren.

Daniel Litscher, Projektleiter Tiefbau des Kantons St.Gallen, informierte über die neue Mountainbike-Strategie: «Der Kantonsrat hat sie einstimmig angenommen. Damit darf mit dem Mountainbike grundsätzlich auf allen klassierten Gemeindewegen – auch Wanderwegen – gefahren werden, ausser in Schutz- und Wildruhezonen.»

Für Alex Gamper vom Verein MTB Rheintal ist dies eine grosse Chance: «Die Förderung des Breitensports Velo kann auch dem Tourismus zugutekommen.» Das bestätigte Thomas Kirchhofes, Direktor von St.Gallen-Bodensee Tourismus: «Tourismus ist heute nicht mehr nur für Gäste da, sondern auch für Einheimische. Es gibt nur noch Rheintaler und Teilzeit-Rheintaler.»

Christian Sepin, Gemeindepräsident der Gemeinde Au. Bild: Kurt Latzer

500 Autos weniger – dank Veloförderung

Marc Stoffel, Co-Gründer von 42 Hacks, betonte, dass eine echte Verkehrswende nur mit unbequemen Fragen beginne: «Der Bund will 100 Milliarden in die Verkehrsinfrastruktur investieren. Wie viele Velos könnte man davon kaufen?» Stattdessen werde weiter in Strassen investiert, «weil wir zu bequem sind».

Ein Leuchtturmprojekt konnte 42 Hacks gemeinsam mit der Firma SFS in Heerbrugg umsetzen. Dank einem neuen Verkehrskonzept mit besserer ÖV-Anbindung und einer Parkgebühr von fünf Franken pro Tag für Mitarbeitende seien die SFS-Parkplätze heute fast leer. «Wir haben täglich 500 Autos weniger und überfüllte Veloständer», sagte Stoffel.

Am Ende des Forum fassten die Organisatoren das Gesprochene kurz Zusammen: «Das Velo demokratisiert und mobilisiert die (junge) Gesellschaft; Gesellschaftliche Veränderungen brauchen (politisches) Engagement; Klare Rahmenbedingungen (MTB Strategie) begünstigen gute Initiativen für die ganze Bevölkerung; Ein gutes Velo-Produkt braucht mehr überregionale und Disziplin übergreifende Harmonie.»

Kurt Latzer