Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Au
29.09.2025

Wachstum braucht Lernende

Sanitärmonteur Maik Büchler bespricht zu Beginn des zweiten Lehrjahres mit Firmenpatron Magnus Hugentobler eine Praxisarbeit.
Sanitärmonteur Maik Büchler bespricht zu Beginn des zweiten Lehrjahres mit Firmenpatron Magnus Hugentobler eine Praxisarbeit. Bild: zVg
Vom Einmann-Dorfinstallateur zum Marktführer für Wassertechnik: Magnus Hugentobler aus Au betont, dass er dieses Wachstum vorwiegend dank Lernenden stemmen konnte. Das ist der Hans Huber Stiftung nicht entgangen. Deshalb nominiert sie ihn für den Anerkennungspreis.

Über 100 Lernende haben in der Haus- und Wassertechnik AG (HWT), die Magnus Hugentobler vor bald 40 Jahren gründete, ihre Sporen abverdient.

Dieser eindrückliche Leistungsausweis und die vorbildliche Berufsbildungs-Strategie seien der Grund dafür, dass Hugentobler für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert werde, bringt es Stiftungspräsident Christian Fiechter auf den Punkt.

Der Preis, der mit 20'000 Franken dotiert ist, wird am 10. Oktober in Heerbrugg verliehen.

Profis und Lernende benötigen einander

Magnus Hugentobler hat die HWT mittlerweile an seine beiden Kinder Janine Zoller-Hugentobler und Dennis Hugentobler übertragen. Aber sein Rat ist immer noch gefragt, weil sein Erfahrungsschatz wertvoll ist – gerade auch im Kontext der Ausbildung von jungen Berufsleuten.

Hugentobler betont, denn auch: «Wir müssen Lernende haben, um wirtschaftlich zu wachsen.»

Es sei für ihn immer klar gewesen, dass gestandene Berufsleute und Lernende auf der Baustelle aufeinander angewiesen seien: «Beide brauchen einander.» Lernende müssten in der Praxis am meisten lernen und Erfahrungen sammeln; gleichzeitig seien Berufsleute froh, wenn Lernende gewisse Arbeiten bereits selbstständig übernehmen könnten – für die erfahrene Arbeitskräfte heute schlicht zu teuer wären.

Abwechslung macht’s aus

Christian Fiechter führt die gute Entwicklung der Ausbildung von Nachwuchskräften bei der HWT auch auf die Abwechslung zurück, von der die Lernenden profitieren.

Vielseitig seien denn auch die erfolgreichen Karrieren, die seine Lernenden vorweisen könnten, ist Hugentobler sichtlich stolz: Während drei eine eigene Firma in der Branche führen, wurde ein Lernender zum Leiter eines Wasserwerkes und wieder andere schlugen die Laufbahn bei der Polizei ein.

Zudem habe die HWT immer wieder Lernende mit besten Leistungsausweisen hervorgebracht und sei gleichzeitig ein Berufsbildungsort geworden, wo junge Menschen eine Chance erhalten hätten, die sie anderswo kaum bekommen hätten.

Einige hätten mit einer Attest-Lehre begonnen, sich gut entwickelt und später doch noch eine Lehre mit Fähigkeitszeugnis abgeschlossen. Die meisten Lernenden bei der HWT hätten die Realschule absolviert – und damit jene widerlegt, die behaupten, nur mit Top-Noten erhalte man gute Lehrstellen oder könne erfolgreich Karriere machen.

Hofer folgt auf Ziegler

Ausbildner der Lernenden war bei Hugentobler seit über 20 Jahren Markus Ziegler, der zwar seit zwei Jahren offiziell pensioniert ist, aber die Lernenden nach wie vor betreut. Ziegler habe grossen Wert darauf gelegt, die Lernenden auf der Baustelle persönlich zu fördern.

«Ich nehme mir jeweils kurz vor der Lehrabschlussprüfung die Zeit, ihre Kenntnisse zu prüfen und in die Rolle eines ‹Expertenekels› zu schlüpfen», sagt er mit einem Augenzwinkern. Da sowohl Hugentobler als auch Ziegler in der Ausbildung kürzertreten, führen sie derzeit den 23-jährigen zukünftigen Sanitärchef Joel Hofer in die neue Funktion ein.

Hofer hat 2018 die Ausbildung bei HWT als Sanitärinstallateur sehr erfolgreich abgeschlossen, danach eine weitere Lehre als Sanitärplaner in einem externen Betrieb absolviert und ist wieder zurückgekehrt. Nun wird er schrittweise in die Aufgaben von Markus Ziegler eingeführt, um die bewährte Ausbildungsqualität langfristig sicherzustellen.

Gelungene Integration

Die Berufsbildung bleibt Magnus Hugentoblers Herzensanliegen. Besonders begeistert spricht er über einen ehemaligen Lernenden, der als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter aus Afghanistan in die Schweiz kam: «Heute ist er Chefmonteur.»

Das sei ein Beispiel für gelungene Integration. Der Mann spreche Deutsch, sei verheiratet, die Familie fühle sich in der Schweiz zu Hause. Er habe nicht nur gut abgeschlossen, sondern arbeite gerne und leiste in Projekten «solide Büez».

Hugentobler ist überzeugt: «Solche Berufsleute benötigen wir auf den Baustellen.» Auch Christian Fiechter betont: «Das Engagement von Magnus Hugentobler zeigt, dass die Berufsbildung nicht nur Persönlichkeiten und berufliche Karrieren fördert, sondern auch einen hohen gesellschaftlichen Nutzen bringt.»

Hans Huber Stiftung in Kürze – Preisträger im Überblick

Ziel der Hans Huber Stiftung ist es, die berufliche Ausbildung und damit Menschen zu fördern, die in Ausbildung stehen oder die Berufsbildung verantworten. Die Lehre wird dabei als Start für eine attraktive Karriere in den Mittelpunkt gestellt.

In verschiedenen Workshops werden Jugendliche auf den Berufswahlprozess und die Karriere vorbereitet. Die Stiftung verleiht zudem jedes Jahr Preise an Personen, die sich besondere Verdienste im Kontext des dualen Berufsbildungssystemes erworben haben.

Dieses Jahr gehen die Anerkennungspreise an Thomas Graf von Hoval in Vaduz (FL) und an Magnus Hugentobler, Verwaltungsratspräsident der HWT Haus- und Wassertechnik in Au (CH).

Zudem erhalten vier Trainer von Medaillengewinnern an den letzten Berufsweltmeisterschaften einen Förderpreis: Tobias Hugentobler, Rickenbach bei Wil (CH), August Kuster, Schmerikon (CH), Hansjörg Rechsteiner, Brülisau (CH) und Martin Schär, Bütschwil (CH).

Die gesamte Preissumme beläuft sich auf rund 50’000 Schweizer Franken. Die Preisverleihung findet am Freitag, 10. Oktober 2025, 17 Uhr, im Technischen Zentrum der SFS Gruppe in Heerbrugg statt.

pd/ako