Fliehen hier, Empfangen da
Präzis um solche Grenzüberschreitungen gehe es ihm. Und dafür sei auch das Preisgeld eingesetzt worden, fährt Hanno Loewy fort. Der Hör-Radweg «Über die Grenze» werde nun weitere Stationen auf der Schweizer Seite bekommen.
Der Weg soll verdichtet werden, damit er auch zu Fuss erlebt werden könne. Es geht um die Geschichte und die Geschichten, die die Menschen hier verbinden, auch wenn die Bewegung gegenläufig war und sich die Perspektiven unterscheiden: Fliehen und Empfangen. Oder Abweisen. Unterschiedliche Sichtweisen einnehmen, aus verschiedenen Positionen heraus Fragen stellen sei der Kern seines Tuns und gebe der Museumsarbeit, wie er sie verstehe, Profil.
«Wir blicken von beiden Seiten über den Rhein und sehen nicht dasselbe, obwohl der Rhein der gleiche ist.» Das tönt simpel. Und doch fehlen manchmal die Brücken. «Die Sprache ist nicht dieselbe.» Nicht im Sinne des Dialekts, sondern der Anwendung und des Verständnisses spezifischer Wörter, etwa «Deutschland» oder «Faschismus».
Mal spricht man von Schleppern, mal von Fluchthelfern – oft sind es dieselben Personen. Mit der gemeinsamen Ausstellungstätigkeit der letzten Monate sei ihm vieles erst richtig bewusst geworden.
«Das ist äusserst wertvoll. Mit der Ausstellung in der Prestegg können wir vieles ausprobieren, das in das geplante Vermittlungszentrum in Diepoldsau im Rahmen des Projekts «Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus» fliessen wird», so Hanno Loewy. Allerdings brauche es noch viel Zeit und auch Geld.
Die Zusammenarbeit wird fortgesetzt
2026 geht Hanno Loewy in Pension, die Nachfolgeregelung für das Jüdische Museum Hohenems läuft. Ist er bald weg? Zurück in Frankfurt? «Wir, meine Frau und ich, sind hier sehr gut aufgehoben. Die Verkehrsanbindung sowohl nach St.Gallen und Zürich, als auch Wien, wo unsere beiden Kinder unterdessen leben, aber auch nach Italien und Deutschland ist optimal.»
Aktuell sei er noch fest im Museum eingebunden, mit der nächsten Ausstellung, «Die Morgenländer», die am 16.11. eröffnet werde, und auch mit dem Aufgleisen des geplanten und dringend notwendigen Erweiterungsbaus des JMH.
Auch dies ein Schritt auf dem Weg zu einem Ensemble von Informations- und Vermittlungsorten über den Rhein hinweg. Der Törgga wirkt weiter.
Rheintaler Kulturpreise 2025 naht
Die nächste Preisverleihung findet am Freitag, 7. November 2025, um 18 Uhr im Kinotheater Madlen Heerbrugg statt. Verliehen werden der 14. Goldiga Törgga (15'000 Franken) und der 4. Grüana Törgga (5'000 Franken).
Die feierliche Preisübergabe ist öffentlich. Aufgrund der beschränkten Anzahl Plätze ist eine Anmeldung erforderlich. Wer dieses Jahr den Rheintaler Kulturpreis in Empfang nehmen wird, wer den Grüana, wer den Goldiga, kommuniziert die Rheintaler Kulturstiftung Mitte Oktober über die Medien und die Webseite www.rheintalerkulturstiftung.ch.
Was steckt dahinter?
Die Kulturpreise Goldiga Törgga und Grüana Törgga sind Auszeichnungen der Rheintaler Kulturstiftung. Sie gehen an Personen, Gruppen oder Institutionen für ausserordentliche kulturelle Leistungen und Potentiale, die das Rheintal nähren und stärken.
Der Goldiga Törgga wird seit 2012 jährlich, der Grüana Törgga seit 2019 jedes zweite Jahr vergeben. Eine Jury, 2025 bestehend aus Ursula Badrutt, Sandro Heule, Joshua Loher, Thomas Lüchinger und Claudia Voit, macht jeweils die Nominationen, über die der Stiftungsrat der Rheintaler Kulturstiftung entscheidet. Es gibt keine öffentliche Ausschreibung.