Die in Herisau aufgewachsene Schauspielerin Kathin Bosshard hat in Berlin Theater- und Schauspielkunst studiert. Sie frönt der Kunst des Puppentheaters, im Rheintal hauptsächlich durch das seit Jahrzehnten in Hohenems ennet des Rheins jährlich stattfindenden Festival «Homunculus»berkannt, wo Puppenspieler aus aller Welt zu Gast sind.
Wenn die Künstlerkatze mit dem Hasen…
Skurrile und sehr menschliche Puppen
Bosshard, die bereits den Swiss Comedy Award und in diesem Jahr den Schweizer Theaterpreis verliehen erhielt, brachte mit ihrem Theater Fleisch+Pappe im Diogenes das Stück «Unter Artgenossen» auf die Bühne. Mit sechs skurrilen, sehr menschlichen Puppen, die alle zusammen ein Mietshaus bewohnen. Es entwickelt sich ein tragikomischer Krimi um Reichtum, Macht, Anerkennung, Mobbing und Ruhm.
Ganzes Geld im Casino verspielt
Die dicke Kröte, die vom Fensterbrett aus ihre durchaus nicht immer Freundlichkeiten über ihre Mitmenschen preisgibt. Der Vermieterhase, der sein ganzes Geld und noch dazu jenes, das ihm von der Hyäne geliehen wird, im Casino verspielt. Die Künstlerkatze, die auf Kosten des Hasen gratis in ihrer Wohnung haust. Sie alle zeigen letztlich das Schlechte im Menschen auf, jenes Böse, das sich nur allzu oft hinter gutbürgerlichen Fassaden versteckt.
Arglose Gans und einfacher Kellerhund
Den Gegenpol dazu geben die arglose Gans, die als Tochter einer polnischen Mastgans und eines Truthahns (oder war es doch ein Schwan, genaueres weiss man nicht) als Pflegekind der Kröte meist den Schnabel zu halten hat und als einzige der neueingemieteten Hyäne ohne Hintergedanken freundlich entgegentritt. Die Hyäne selbst, die in fremdländischen Brocken vor sich hinbrummelnd und hyänisch kichernd den Argwohn ihrer Mitbewohner weckt, ist in Wahrheit grosszügig, freundlich und unverständig gegenüber der Bosheit der anderen. Und da ist da noch der Kellerhund, ein sehr einfacher Genosse, ein alter Rocker, der einfach nur so sein will, wie er ist.
Schön, poetisch, spannend und lustig
Kathrin Bosshard gibt ihren Figuren eine kaum glaubliche Tiefe. Und sie tut das, was nur äusserst begabte Puppentheaterkünstler können. Sie erweckt die tierischen Artgenossen tatsächlich zum Leben. Denn obwohl sie immer präsent ist, vergessen die Zuschauer nach und nach die Existenz der Puppenspielerin und folgen nur mehr dem Treiben ihrer Protagonisten. Ein wirklich schöner, poetischer, spannender und lustiger Theaterabend, den das Publikum mit frenetischem Applaus bedankte.