Der Werkhof Schnegger der Melioration Rheinebene an der alten Landstrasse in Altstätten war in die Jahre gekommen. 1983 für damals 950´000 Franken erbaut, musste das Gebäude ersetzt werden. «Wir sind zum Handeln gezwungen!», erläuterte Meliorations-Präsident Karl Köppel schon 2022 die Notwendigkeit eines raschen Neubaus. Denn der alte Werkhof stand auf wackeligen Beinen. Auf tief reichenden Torfschichten. Und wurde ursprünglich unzureichend auf Piloten gestützt. Was Setzungen des Bauwerks bis zu 36 cm zur Folge hatte.
Arbeit, Ackerflächen, Auskommen
Nachhaltig und zweckmässig
Für das Neubauprojekt wurde von der Melioration ein Wettbewerb ausgeschrieben, den das Büro Jung-Berger Architekten GmbH aus St.Gallen gewonnen hat. Es ist ein nachhaltiger und zweckmässiger Bau aus einheimischem Holz entstanden. Für die Heizung wird Erdwärme genutzt. Und selbstverständlich wurden die Dächer sowohl des Haupt- als auch des Nebengebäudes mit Photovoltaikanlagen versehen. Vor gut einem Jahr war mit der Grundsteinlegung und dem Versenken einer Zeitkapsel der Startschuss für den Neubau. Der jetzt bereits eröffnet werden konnte.
Dabei konnten die mit 8,5 Mio. Franken präliminierten Kosten eingehalten werden. Für das Team des technischen Leiters der Melioration der Rheinebene Matthias Kreis und seine elf Mitarbeiter wurde dabei ein zweckmässiger und moderner Stützpunkt für die Erfüllung ihrer Hauptaufgabe, der laufenden Instandsetzung der in den Jahren 1941 bis 1961 entstandenen Meliorationsanlagen, die ein Gebiet von 6´550 ha in zehn politischen Gemeinden umfassen, geschaffen. Imposante Zahlen: 69 km Fliessgewässer, 9 Pumpwerke mit 27 Pumpen, 3´760 ha drainierte Flächen mit 2´400 km Drainageleitungen sowie 140 km Güterwege werden fortlaufend betreut.
Arbeit, Ackerflächen, Auskommen
Alle Festredner verwiesen anlässlich der Einweihung des neuen Bauwerks auf diese für das Rheintal richtungsweisende Leistung. So der Altstätter Stadtpräsident Ruedi Mattle, der auf die Wichtigkeit der Meliorationsarbeiten im vergangenen Jahrhundert verwies. «Arbeit, Ackerflächen, Auskommen. Das war es, was die grossangelegte Trockenlegung des damaligen sumpfigen Bodens unserer Region brachte.»
In die gleiche Kerbe hieb Regierungsrat Beat Tinner: «Die Melioration diente damals der Arbeitsbeschaffung, da die Dreissiger Jahre wirtschaftlich gesehen äusserst schlecht waren.» Wer hätte damals wohl gedacht, dass das St.Galler Rheintal heute zu den beiden exportstärksten Wirtschaftsregionen der Schweiz und zusammen mit dem Vorarlberger Rheintal zu den zehn wichtigsten High-Tech-Regionen Europas gehören würde. «Wir müssen aber laufend die Möglichkeiten ergreifen, bestehende Flächen qualitativ für die landwirtschaftliche Nutzung verbessern. Im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutzprojekt „Rhesi“ werden aktuell Bodenverbesserungen angegangen.»
Natur- und Landschaftsschutz
Die heutigen Gesamtmeliorationen und Strukturverbesserungen fokussieren sich nicht mehr nur auf die Lebensmittelproduktion, sondern bringen die Anliegen der landwirtschaftlichen Produktion, von Natur- und Landschaftsschutz wie auch der Raumplanung zusammen, referierte der Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft Christian Hofer, der mit einer Delegation seines Amtes dieser Einweihungsfeier seine Aufwartung machte. «Solche Strukturverbesserungen sind wichtig für die Landwirtschaft von morgen. Sie schützen die natürlichen Ressourcen und sichern die Produktivität.»
Der eigentliche Einweihungsakt geschah diesmal nicht durch das Durchschneiden eines roten Bandes oder einer ähnlichen Prozedur. Sondern durch die Zusammensetzung eines Drainagerohrs aus Einzelstücken, die die Festredner gemeinsam mit Meliorationspräsident Kurt Köppel zusammenfügten. Die Einweihung wurde musikalisch durch Enrico Lenzin begleitet, der mit seinen Alphorn- und Percussionkünsten überzeugte.
Tag der offenen Tür
Samstags waren Tür und Tor des neuen Bauwerks für die Bevölkerung geöffnet. Die den ganzen Tag über in den neuen Werkhof strömte und sich von den Architekten Markus Berger und David Jung aus St.Gallen ihren Bau erklären liessen. Dazu gab es für jeden eine Bratwurst und ein Getränk. Und die Kinder und Junggebliebenen konnten sich in der grossen Hüpfburg oder bei einer Sitzprobe auf einem Menz-Muck-Bagger vergnügen.