Vor Kurzem machte auf diesem Portal ein Leserbrief von Said Ramic die Runde. Er kritisierte in seinem Schreiben den Auer Gemeindepräsidenten Christian Sepin hart. Es fiel unter anderem auch die Bezeichnung «Dorfkönig».
Sie finden den Leserbrief hier.
In seiner Einsendung kritisiert Ramic die geplante Steuererhöhung und dass der Finanzplan der Gemeinde «aus dem Ruder laufe». Gleichzeitig solle der Gemeindepräsident laut Ramic sich unter anderem ein Auto auf Kosten der Steuerzahler gekauft haben. Weiter seien auch «sinnfreie und kostspielige Gerichtsprozesse» hängig. Dieses «Privathobby» werde durch den Steuerzahler finanziert.
Doch was denkt man eigentlich in der Auer Führungsriege?
Gemeindepräsident Sepin hat eine klare Meinung, die er auf Anfrage von rheintal24.ch kundtut: «Es ist öffentlich bekannt, dass Said Ramic mit einem Entscheid der Behörde nicht einverstanden ist. Er sucht Möglichkeiten, die Behörde und mich zu diffamieren.» Ramic ist also längst kein Unbekannter mehr in der Rheintaler Gemeinde. Und der Präsident nimmt die offenen Anfeindungen locker.
Bezüglich dem «aus dem Ruder laufenden» Finanzplan der Gemeinde und der entsprechenden Kritik daran erklärt Sepin: «Die pointierte Formulierung stammt weder von mir, noch vom Gemeinderat. Es handelt sich um die Aussage des Leserbriefschreibers Said Ramic.» Der Gemeinderat habe klar kommuniziert, weshalb die Erhöhung der Steuern notwendig sei. «Die Begründung ist unter anderem im Mitteilungsblatt der Gemeinde (https://www.au.ch/mitteilungsblatt/536737) nachzulesen.» Es obliege den Stimmbürgern, ob sie die Begründung des Gemeinderates nachvollziehen und einer Erhöhung zustimmen. Dies wird an der Bürgerversammlung vom 17. März entschieden.
Gemeinde übernimmt keine privaten Ausgaben
Doch der Inhalt des Leserbriefes geht noch weiter – und noch tiefer: So wird auch direkt der Lebensstil von Sepin kritisiert. Das «Auto auf Kosten der Steuerzahler» sowie die «sinnfreien und kostspieligen Gerichtsprozesse» sind Ramic ein Dorn im Auge. Sepin kontert: «Meine Anstellungsbedingungen wurden im Jahre 2014 vom damaligen Gemeinderat festgelegt. Damals gehörte ich dem Rat noch nicht an. Im Jahre 2015 habe ich mein Amt angetreten.» Seitdem werde ihm ein geleastes Fahrzeug zur Verfügung gestellt.
«Dieses darf ich wie andere Führungskräfte in der Privatwirtschaft privat nutzen und versteuere die Nutzung als Lohnbestandteil entsprechend den gesetzlichen Grundlagen. Bei der Wahl des Fahrzeugs bin ich eingeschränkt. Nebst der Budgetvorgabe besteht auch die Pflicht, dass es sich beim geleasten Auto um ein Elektrofahrzeug handeln muss.»
Besonders wichtig: «Die Gemeinde Au übernimmt weder private Ausgaben vom Gemeindepräsidenten, dem Gemeinderat, noch von Mitarbeitenden. Diese Aussage ist schlichtweg falsch und rufschädigend. Würde der Gemeinderat tatsächlich aus «Freude» prozessieren, müsste er gegen solche Verleumdungen vorgehen.»
«Stimmung gegen die Behörden machen»
Ramic bohrt weiter. So wird behauptet, dass der Gemeinderat dem «Dorfkönig» freien Lauf lässt und «seine privaten Hobbies» absegnet. «Man will doch nicht die Harmonie beim jährlichen Ausflug des Gemeinderats zur Auffahrt auch nur irgendwie stören – diesem vorrangigen Ziel wird alles Andere untergeordnet.» Sepin hat eine klare Meinung: «Die Darstellung zeugt davon, dass Said Ramic offenbar nicht bekannt ist, wie Gemeinderatsentscheide entstehen. Nicht der Gemeindepräsident entscheidet, sondern die Mehrheit der sieben Gemeinderäte.»
Als Präsident der Kollegialbehörde habe Sepin den Gemeinderatsentscheid auch gegen aussen zu kommunizieren. Egal ob er der gewinnenden Mehrheit angehöre oder unterlegen sei. Auch die anderen Ratsmitglieder müssen den Mehrheitsentscheid vertreten und nicht die persönliche Meinung. «Im Gemeinderat spüre ich keine Angstkultur. Tatsache ist, dass alle Ratsmitglieder letzten Herbst wieder zur Wahl angetreten sind und im Amt bestätigt wurden. Es kann aber gerne bei jedem einzelnen Ratsmitglied nachgefragt werden, wie sie den Umgang innerhalb des Rats wahrnehmen.»
Anders als im Leserbrief von Ramic behauptet, gibt es im Gemeinderat keine sogenannte «Omerta». Der Begriff beschreibt das sogenannte «Gesetz des Schweigens», resp. eine «Schweigepflicht» innerhalb der Mafia. «Ich staune über solch absurden Behauptungen und dass solche Aussagen, ohne sie zu überprüfen, verbreitet werden. Die einzige Erklärung für mich ist, dass Said Ramic offenbar mit dem Entscheid des Gemeinderats nicht einverstanden ist und deshalb versucht, mit abstrusen Behauptungen Stimmung gegen die Behörde zu machen.»